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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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befriedigende Erklärung der Todesursache vorweisen können. Wer die Gabe besaß, war bei ihnen hoch angesehen. Diese Närrinnen.
    Ein Ausbildungsunfall? Sie mußte lächeln. Ja, ein Ausbildungsunfall. Das hatte sie schon seit Jahren nicht mehr verwendet. Sie spitzte die Lippen, tauchte die Feder in das Tintenfaß und begann zu schreiben. Die Todesursache war ein Ausbildungsunfall mit dem Rada’Han. Jeder Zweig, habe ich die anderen Schwestern immer wieder gewarnt, mag noch so jung und biegsam sein, doch er wird brechen, wenn man ihn zu sehr biegt.
    Wer wollte daran zweifeln? Sollten sie sich doch selbst den Kopf zerbrechen, wo der Fehler lag. Es würde sie daran hindern, allzutief zu graben – aus Angst, die Schuld könnte auf sie fallen. Während sie das Papier ablöschte, klopfte es leise an der Tür.
    »Einen Augenblick, bitte.« Sie hielt eine Ecke des Briefes des Jungen in die Kerzenflamme, und als er fast verbrannt war, warf sie ihn in den erloschenen Kamin. Das aufgebrochene Siegel zerlief zu einer geschmolzenen roten Pfütze. Er würde keine Briefe mehr schreiben. »Herein.«
    Die schwere, oben runde Tür öffnete sich weit genug, daß jemand den Kopf hereinstecken konnte.
    »Ich bin’s, Schwester«, ließ sich eine leise Stimme aus dem Schatten vernehmen.
    »Bleib nicht dort stehen wie eine Novizin, komm rein und schließ die Tür.«
    Die Frau trat ein und schloß die Tür, nachdem sie den Kopf noch einmal hinausgesteckt hatte, um auf dem Gang nachzusehen. »Schwester…«
    Ein Finger auf den Lippen und ein verärgertes Stirnrunzeln brachten sie zum Schweigen. »Keine Namen, wenn wir allein sind. Das habe ich dir doch schon gesagt.«
    Die andere musterte die Wände, als erwartete sie, jemand könnte dort plötzlich hervorbrechen. »Aber du hast dein Zimmer doch gewiß abgeschirmt.«
    »Natürlich ist es abgeschirmt. Aber es ist immer möglich, daß ein Luftzug die Worte zu den falschen Ohren trägt. Wenn das je passiert, dann wollen wir doch sicher nicht, daß unsere Namen mit hinausgetragen werden, oder?«
    Die Augen der anderen suchten noch einmal hektisch die Wände ab. »Natürlich nicht. Du hast natürlich recht.« Sie rieb ihre Hände aneinander. »Irgendwann wird das nicht mehr nötig sein. Dieses Versteckspiel widert mich an. Eines Tages werden wir…«
    »Was hast du herausgefunden?«
    Sie sah zu, wie die Frau ihr Kleid an den Hüften glattstrich, sich dann mit den Fingern auf den Schreibtisch stützte und sich ein Stück nach vorn beugte. Ihre Augen hatten etwas Wildes, Durchdringendes. Es waren eigenartige Augen, blaß, blaßblau, mit dunkelvioletten Flecken. Es fiel ihr immer schwer, den Blick von diesen Augen zu wenden.
    Sie beugte sich vor und meinte flüsternd: »Sie haben ihn gefunden.« »Hast du das Buch gesehen?«
    Sie nickte langsam. »Ich habe es gesehen. Während des Abendessens. Ich habe gewartet, bis die anderen beim Essen waren.« Sie setzte eine gleichmütige Miene auf. »Er hat das erste Angebot abgelehnt.«
    Sie schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Was! Bist du sicher?«
    »So stand es jedenfalls im Buch. Und nicht nur das, da stand noch mehr. Er ist erwachsen. Ein erwachsener Mann.«
    »Erwachsen!« Sie mußte tief durchatmen, während sie die Schwester vor ihr musterte. »Welche Schwester war es?«
    »Macht das einen Unterschied? Sie gehören doch alle zu uns.«
    »Nein, das ist nicht wahr. Es war mir nicht möglich, drei von uns loszuschicken. Nur zwei. Eine gehört zu den Schwestern des Lichts.«
    Die andere riß die Augen auf. »Wie konntest du das zulassen? So etwas Wichtiges wie das…«
    Wieder landete ihre Hand klatschend auf der Schreibtischplatte. »Sei still!«
    Ihr Gegenüber richtete sich auf und faltete die Hände. Sie zog einen leichten Schmollmund. »Es war Schwester Grace.«
    Sie schloß die Augen und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Schwester Grace war eine von uns«, sagte sie leise.
    Die andere beugte sich wieder über den Schreibtisch. »Dann gehört nur eine der beiden übrigen zu uns. Aber welche? Schwester Elizabeth oder Schwester Verna?«
    »Das brauchst du nicht zu wissen.«
    »Warum nicht? Ich kann es nicht leiden, nie Bescheid zu wissen. Ich hasse es, wenn ich nicht weiß, ob die Schwester, mit der ich spreche, eine Schwester des Lichts ist oder eine von uns, eine Schwester der Finsternis…«
    Sie schlug mit der Faust auf den Tisch und biß die Zähne zusammen. »Sprich das nie wieder laut aus«, zischte sie, »oder ich werde

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