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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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und sie mußten sich langsam bewegen, damit keine Steine durch den Wald hinabkullerten. Einer von ihnen geriet ins Rutschen, als sie mit dem Fuß daranstieß, und sie hielt ihn rasch mit einer Handvoll Luft fest und drückte ihn wieder fest ins Erdreich zurück. Erleichtert seufzte sie. Jedidiah folgte ihr, ein stummer, beruhigender Schatten. Ihre Anspannung löste sich ein wenig, als sie nach dem lockeren Felsenboden wieder dichteren Wald betraten, wo der Boden moosbewachsen war und ihre Schritte dämpfte.
    Gesang wehte ihnen leise aus dem dichten Wald entgegen, getragen von der schweren, übelriechenden Luft. Der tiefe, rhythmische, kehlige Klang von Worten, die sie nicht verstand, verschnürte ihr die Brust. Auch ohne sie zu verstehen, empfand sie bei den Worten Ekel, so als erfüllten sie die Luft mit Gestank.
    Jedidiah packte sie am Arm und riß sie zurück, damit sie stehenblieb. Er brachte seinen Mund dicht an ihr Ohr. »Margaret, bitte«, flüsterte er, »gehen wir zurück, bevor es zu spät ist. Ich habe Angst.«
    »Jedidiah!« fauchte sie und packte ihn am Kragen. »Das ist wichtig! Ich bin eine Schwester des Lichts. Du bist ein Zauberer. Wozu, glaubst du, habe ich dich ausgebildet? Damit du in irgendeinem Marktflecken auf der Straße stehst und Kunststückchen vorführst? Damit dir die Menschen Münzen zuwerfen? Wir dienen dem Schöpfer. Er hat uns alles gegeben, was wir haben, damit wir es benutzen, um anderen zu helfen. Andere Menschen sind in Gefahr. Du bist ein Zauberer! Dann benimm dich auch wie einer!«
    Im schwachen Licht konnte sie seine aufgerissenen Augen erkennen. Er sank ein wenig in sich zusammen, als die Anspannung aus seinen Muskeln wich. »Tut mir leid. Du hast recht. Verzeih mir. Ich werde tun, was ich tun muß, das verspreche ich dir.«
    Ihr Zorn kühlte ab. »Ich habe auch Angst. Berühre dein Han, nimm es in die Hand, aber nicht zu fest. Halte es so, daß du es jederzeit freisetzen kannst, wie ich es dir beigebracht habe. Zögere nicht, wenn irgend etwas geschieht. Hab keine Angst, wie sehr du ihnen weh tun könntest. Wenn du deine Kraft wirklich benötigst, mußt du sie ganz einsetzen, sonst wird sie nicht genügen. Wenn du den Kopf bewahrst, bist du stark genug, dich zu verteidigen. Du kannst es schaffen, Jedidiah. Hab Vertrauen in das, was ich dir beigebracht habe, was alle Schwestern dir beigebracht haben. Vertraue auf den Schöpfer und auf das, was er dir geschenkt hat. Du hast es aus einem bestimmten Grund bekommen, wie wir alle. Vielleicht ist dies der Grund. Vielleicht findet deine Berufung heute abend ihre Erfüllung.«
    Er nickte, und sie widmete sich wieder den leuchtenden Fußspuren und folgte ihnen in den dichten Wald. Sie wanderten zwischen den Bäumen hindurch zum Mittelpunkt der Senke, von wo ihnen der Sprechgesang entgegenhallte. Je lauter die Stimmen wurden, desto stärker wurde auch die Gänsehaut auf ihrem Rücken. Es waren die Stimmen von Schwestern. Einige von ihnen glaubte sie zu erkennen.
    Geliebter Schöpfer , betete sie, gib mir die Kraft, zu tun, was ich tun muß, um Dir zu helfen. Gib auch Jedidiah Kraft. Hilf uns, Dir zu dienen, damit wir anderen helfen können.
    Winzige, flackernde Lichter drangen durch das Blattwerk. Sie schlichen näher. Die Bäume ringsum waren riesig. Die beiden schoben sich von einem Stamm zum nächsten war, folgten jetzt nicht mehr den Spuren. Inzwischen war durch die Lücken im Unterholz schon etwas zu erkennen. Langsam schlichen sie auf Zehenspitzen über den offenen Waldboden unter hohen, ausladenden Fichten. Die Nadeln waren weich und dämpften ihre Schritte. Schulter an Schulter duckten sie sich hinter einem niedrigen, dichten Gebüsch am Rand der Bäume. Näher konnten sie nicht heran. Dahinter lag eine flache, runde Lichtung.
    Wenigstens hundert Kerzen waren ringförmig auf dem Boden aufgestellt worden – wie ein Zaun oder eine Begrenzung –, so als sollte der dunkle Wald zurückgehalten werden. Im Kerzenring war ein Kreis auf den Boden gezeichnet. Er sah aus, als wäre er aus Sand gemacht, in dem winzige Spitzen gebrochenen Lichts aufblitzten. Er glich den Beschreibungen des Zauberersandes, von dem sie gehört, den sie aber noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Im Schein der Kerzen und des Mondes oben war er deutlich zu erkennen.
    Mit demselben weißen Sand hatte man Symbole gezeichnet. Sie befanden sich innerhalb des Kreises und berührten mit den Spitzen in unregelmäßigen Abständen dessen äußere Umrandung. Margaret

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