Die Schwestern des Lichts - 3
wäre.
»Danke, mein Freund, daß du dir meine Geschichte angehört und mir geholfen hast, ihren Sinn zu finden. Mein Pell hätte dich gemocht. Ihr seid beide ehrenhafte Männer. Ich nehme dein Versprechen an, mir behilflich zu sein, Pell zu erreichen.«
Zedd drehte sich auf seinem Stuhl herum, hob den Kopf und blickte in ihr sanftes Lächeln und ihre gütigen Augen. »Ich werde alles tun, um dir zu helfen, deinen Eid zu halten. Darauf hast du mein Wort.«
Ihr Lächeln wurde breiter. Sie strich eine verirrte Strähne seiner weißen Locken glatt. »Und jetzt erzähl mir von dem Stein der Tränen. Wir müssen entscheiden, was damit geschehen soll.«
23. Kapitel
»Der Stein der Tränen? Nun, der ist versteckt«, sagte Zedd beiläufig.
Sie nickte entschlossen. »Gut. Er darf auf keinen Fall in dieser Welt verlorengehen.« Ihr Gesicht nahm einen leicht besorgten Ausdruck an. »Er ist doch gut versteckt? In Sicherheit?«
Zedd zuckte leicht zusammen. Er hätte es ihr lieber verschwiegen, wußte er doch, wie sie reagieren würde, aber er hatte es ihr versprochen. »Ich habe ihn an einer Kette befestigt und sie dann einem kleinen Mädchen um den Hals gehängt. Ich weiß nicht … ganz genau … wo es im Augenblick steckt.«
»Du hast ihn angefaßt!« Adie bekam große Augen. »Den Stein der Tränen? Du hast ihn angefaßt und einem kleinen Mädchen umgehängt!«
Mit ihren plötzlich erstarkten Fingern packte sie sein Kinn und beugte sich dicht über sein Gesicht. »Du hast den Stein der Tränen, den Stein, den der Schöpfer Selbst der Legende nach dem Hüter umgehängt hat, um ihn in die Unterwelt zu sperren … den hast du einem kleinen Mädchen um den Hals gehängt? Und sie davon marschieren lassen?«
Zedd setzte zur Abwehr gleichfalls eine finstere Miene auf. »Irgend etwas mußte ich doch damit machen. Ich konnte ihn nicht einfach rumliegen lassen.«
Adie schlug sich die Hand vor die Stirn. »Eben noch überzeugt er mich, wie klug er ist, und gleich darauf erweist er sich als Narr. Bei den Guten Seelen, errettet mich aus den Händen, in die ihr mich gegeben habt.«
Zedd sprang auf. »Und was, bitte, hättest du damit getan?«
»Nun, ich hätte bestimmt ein wenig länger darüber nachgedacht, als du das scheinbar getan hast. Und ich hätte ihn nicht angefaßt! Er ist ein Ding aus einer anderen Welt!« Sie kehrte ihm den Rücken zu, schüttelte den Kopf und sagte leise etwas in ihrer fremden Sprache.
Zedd legte sein Gewand zurecht und zog es mit einem energischen Ruck glatt. »Ich hatte nicht die Zeit, um lange nachzudenken. Wir wurden von einem Screeling angegriffen. Hätte ich ihn liegenlassen…«
Adie wirbelte herum. »Ein Screeling! Du bringst wirklich jede Menge guter Neuigkeiten, alter Mann.« Sie bohrte ihm einen Finger in die Brust. »Das ist immer noch keine Entschuldigung. Du hättest ihn immer noch nicht…«
»Nicht was? Nicht aufheben dürfen? Hätte ich zulassen sollen, daß der Screeling ihn statt dessen an sich nimmt?«
»Screelings sind Mörder. Sie sind nicht dazu da, den Stein an sich zu nehmen.«
Zedd erwiderte ihre Geste mit dem Finger. »Bist du dir da so sicher? Wärst du vielleicht bereit gewesen, alles darauf zu verwetten? Und dem Hüter im Falle deines Irrtums den Stein zu überlassen, damit er damit tun kann, was immer ihm beliebt? Bist du dir so sicher, Adie?«
Sie ließ die Hände sinken, starrte in sein wütendes Gesicht. »Nein. Vermutlich nicht. Vielleicht hast du recht. Es besteht die Möglichkeit, daß der Screeling ihn an sich genommen hätte. Vielleicht hattest du keine andere Wahl.« Sie drohte ihm mit dem Finger. »Aber ihn einem kleinen Mädchen umzuhängen …!«
»Und wo hätte ich ihn deiner Ansicht nach aufbewahren sollen? In meiner Tasche? In der Tasche eines Zauberers? In der Tasche eines Mannes mit der Gabe, wo der Hüter mit Sicherheit zuerst nachsieht? Oder hätte ich ihn deiner Meinung nach verstecken sollen, an einem Ort, den nur ich kenne und den ich einem Verderbten, dem ich in die Hände falle und der mich irgendwie zum Sprechen bringt, sofort verrate, damit er hingehen und ihn sich holen kann?«
Adie verschränkte die Arme und stieß einen unterdrückten Fluch aus. Schließlich entspannte sich ihr Gesicht wieder. »Nun … vielleicht…«
»Nichts vielleicht. Ich hatte keine Wahl. Es war ein Akt der Verzweiflung. Ich tat das einzige, was mir unter den gegebenen Umständen möglich war.«
Sie stieß einen erschöpften Seufzer aus, dann nickte sie.
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