Die Schwestern des Lichts - 3
seinen weißen Haaren ab. Er biß die Zähne aufeinander. »Ich habe sie gehetzt und aufgespürt. Was ich mit jedem einzelnen von ihnen getan habe, läßt das, was du Mathrin angetan hast, als Jux erscheinen. Ich habe Panis Rahl verfolgt, konnte ihn aber nicht erwischen, also machte ich mich über seine Armeen her. Für jeden Mann, den du getötet hast, Adie, habe ich tausend umgebracht. Ich war selbst bei meinen eigenen Leuten gefürchtet. Ich war der Wind des Todes. Ich tat, was nötig war, um Panis Rahl aufzuhalten. Und vielleicht sogar noch mehr.«
Er ließ sich mit seinem ganzen Gewicht in den Stuhl zurücksinken. »Wenn es so etwas wie einen Mann der Tugend gibt, dann sitzt du ihm im Augenblick bestimmt nicht gegenüber.«
»Du hast nur getan, was du tun mußtest. Das schmälert deine Tugend nicht.«
Er rümpfte die Nase. »Kluge Worte, gesprochen von einer klugen Frau. Vielleicht solltest du sie dir selbst zu Herzen nehmen.« Sie schwieg. Er stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch, nahm ruhig die Tasse vom Tisch und rollte sie zwischen seinen Händen, während er fortfuhr. »Auf gewisse Weise hatte ich mehr Glück als du. Ich hatte mehr Zeit mit meiner Erilyn. Und ich habe meine Tochter nicht verloren.«
»Panis Rahl hat nicht auch versucht, deine Tochter umzubringen?«
»Doch. Ich dachte in der Tat, er hätte es versucht. Ich … ich habe einen Todeszauber ausgesprochen. Sie sollten glauben, sie hätten gesehen, wie sie stirbt. Es war die einzige Möglichkeit, sie zu beschützen und zu verhindern, daß sie es weiter versuchten.«
»Einen Todeszauber…« Adie sprach leise einen Segen in ihrer Muttersprache. »Das ist ein gefährliches Netz. Ich möchte dich deswegen nicht verdammen, du hattest einen Grund, doch solche Dinge bleiben den Seelen nicht verborgen. Du kannst von Glück reden, daß sie dadurch gerettet wurde. Du kannst dich sehr glücklich schätzen, daß dir die guten Seelen an jenem Tag beigestanden haben.«
»Vermutlich ist es manchmal schwer zu entscheiden, ob eine Fügung glücklich ist oder nicht. Ich habe sie ohne Mutter großgezogen. Sie war bereits zu einer prächtigen jungen Frau herangewachsen, als es passierte. Darken Rahl stand neben seinem Vater, als ich das Zaubererfeuer durch die Grenze schickte. Er stand neben seinem Vater, als mein Feuer ihn fand. Ein Teil des Feuers verbrannte Darken Rahl. Er verbrachte seine Jugendjahre mit Lernen, damit er beenden konnte, was sein Vater begonnen hatte, und er sich auf diese Weise rächen konnte. Er lernte, die Grenze zu durchqueren, und kam in die Midlands zurück, ohne daß ich etwas davon wußte.
Er vergewaltigte meine Tochter. Er wußte nicht, wer sie war – jeder dachte, meine Tochter sei tot –, sonst hätte er sie sicherlich getötet. Aber er hat ihr weh getan.« Er preßte die Hände zusammen. Die Tasse zersplitterte. Er drehte seine Hände um und sah nach, ob er sich geschnitten hatte, und war ein wenig überrascht, daß es nicht der Fall war. Adie sagte nichts.
»Anschließend nahm ich sie mit nach Westland, um sie zu verstecken, zu schützen. Ich habe nie herausgefunden, ob es eine weitere unglückliche Fügung war oder ob irgendeine Krankheit sie befallen hatte, jedenfalls starb sie. Sie verbrannte in ihrem eigenen Haus. Ich hatte zwar immer den Verdacht, daß diese Ironie des Schicksals mehr als Zufall war, doch fand ich nichts, was das irgendwie bewiesen hätte. Vielleicht waren die guten Seelen an jenem Tag, als ich den Todeszauber aussprach, doch nicht auf meiner Seite.«
»Wie schrecklich, Zedd«, sagte Adie in ihrem leisen Schnarrton.
Er tat ihr Mitleid mit einer Handbewegung ab. »Ich hatte noch immer ihren kleinen Jungen.« Er schob die Splitter der Tasse mit dem Finger in der Mitte des Tisches zu einem kleinen Haufen zusammen. »Darken Rahls Sohn. Der Abkömmling eines Agenten des Hüters. Aber auch der Sohn meiner Tochter, und mein Enkel. Er wußte nichts von dem Verbrechen, das mit seiner Zeugung verbunden war. Ein toller Junge.«
Er sah sie unter seinen buschigen Brauen hervor an. »Ich glaube, du kennst ihn. Sein Name lautet Richard.«
Adie schnellte auf ihrem Stuhl nach vorn. »Richard! Richard ist dein…« Kopfschüttelnd lehnte sie sich wieder zurück. »Zauberer und ihre Geheimnisse.« Ihre Miene verfinsterte sich ein wenig, heiterte sich dann aber wieder auf. »Vielleicht hattest du einen Grund, das für dich zu behalten. Besitzt Richard die Gabe?«
Zedd zog die Brauen hoch und nickte. »Die
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