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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Cyrilla ließ sich ihren Stolz nicht nehmen. Sie weigerte sich zuzugeben, wie sehr die derben Finger der Grobiane schmerzten, die sie gepackt hielten. Sie leistete keinen Widerstand, als man sie den dreckstarrenden Korridor entlangführte. Widerstand wäre ohnehin zwecklos gewesen und hätte nichts gebracht. Sie wollte auftreten wie immer: würdevoll. Sie war die Königin von Galea. Mit Würde wollte sie ertragen, was sie erwartete. Sie nahm sich vor, sich ihr Entsetzen nicht anmerken zu lassen.
    Es war ihr auch nicht wichtig, was man ihr antat. Es war das Schicksal des Volkes von Galea, welches ihr Sorge bereitete.
    Und das, was bereits geschehen war.
    Knapp zweitausend Mann der Galeanischen Garde waren vor ihren Augen ermordet worden. Wer hätte ahnen können, daß man sie ausgerechnet hier, auf neutralem Boden, überfallen würde? Daß ein paar entkommen waren, war kein Trost. Vermutlich würden auch sie verfolgt und getötet werden.
    Hoffentlich war ihr Bruder, Prinz Harold, unter denen, die hatten entkommen können. Vorausgesetzt, ihm war die Flucht gelungen, konnte er vielleicht Kräfte zur Verteidigung sammeln, um das noch schlimmere Gemetzel zu verhindern, das ihnen womöglich noch bevorstand.
    Mit einem brutalen Griff wurde sie gezwungen, neben einer zischenden Fackel in einer rostüberkrusteten Halterung stehenzubleiben. Man schraubte ihr die Finger so schmerzhaft in den Arm, daß ihr ein leiser Schrei über die Lippen kam, obwohl sie fest entschlossen gewesen war, ihn zu unterdrücken.
    »Tun meine Männer Euch weh, Mylady?« hörte sie von hinten eine spöttische Stimme.
    Kühl versagte sie Prinz Fyren die Genugtuung einer Antwort.
    Ein Wächter bearbeitete ein rostiges Schloß mit einem Schlüssel. Ein scharfes, metallisches Klicken hallte durch den steinernen Korridor, als der Riegel schließlich nachgab. Die schwere Tür ächzte in den Angeln, als sie aufgezogen wurde. Die schraubstockartigen Hände schoben sie weiter, durch die Türöffnung hindurch und einen weiteren, langen Gang hinab.
    Sie hörte das Rauschen ihres Samtrocks und neben sowie hinter sich die Stiefel der Männer auf dem Steinfußboden, die gelegentlich durch stehendes, faulig stinkendes Wasser stapften. Die feuchtkalte Luft fühlte sich kühl an auf ihren Schultern, die es nicht gewohnt waren, entblößt zu sein.
    Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, sobald sie daran dachte, wohin man sie brachte. Sie flehte die guten Seelen an, daß es dort keine Ratten gäbe. Sie hatte Angst vor Ratten, vor ihren scharfen Zähnen, ihren Krallen und ihren schwarzen, listigen Augen. Als sie noch sehr klein gewesen war, hatte sie Alpträume von Ratten gehabt und war ständig schreiend aus dem Schlaf hochgeschreckt.
    Um ihren Puls zu beruhigen, versuchte sie sich abzulenken. Sie dachte an die seltsame Frau, die um eine Privataudienz bei ihr ersucht hatte. Cyrilla war sich alles andere als sicher, weshalb sie ihrer Bitte entsprochen hatte, jetzt jedoch wünschte sie, sie hätte dieser hartnäckigen Person mehr Beachtung geschenkt.
    Wie war ihr Name doch gleich gewesen? Lady irgendwas. Ihr Haar hatte unter dem alles verhüllenden Schleier hervorgelugt, und man hatte sehen können, daß es zu kurz für jemand ihres Standes war. Lady … Bevinvier. Ja, so war ihr Name gewesen: Lady Bevinvier. Lady Bevinvier von … irgendwo. Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Es war ohnehin egal. Nicht woher sie kam, zählte, sondern was sie gesagt hatte.
    Verlaßt Aydindril , hatte Lady Bevinvier sie gewarnt. Und zwar sofort.
    Cyrilla hatte jedoch nicht mitten im schneidend kalten Winter diesen weiten Weg gemacht, um wieder abzureisen, bevor der Rat der Midlands ihre Beschwerde angehört und darüber entschieden hatte. Sie war gekommen, um zu verlangen, daß der Rat seine Pflicht tat und den Übergriffen auf ihr Land und Volk augenblicklich ein Ende bereitete.
    Städte waren geplündert, Farmen niedergebrannt, Menschen ermordet worden. Die Armeen Keltons sammelten sich für einen Angriff. Eine Invasion stand kurz bevor, war vielleicht bereits im Gange. Und zu welchem Zweck? Aus keinem anderen Grund als blankem Eroberungswahn. Gegen einen Verbündeten! Eine Ungeheuerlichkeit!
    Es war die Pflicht des Rates, jedem Land, das angegriffen wurde – egal, von wem –, zu Hilfe zu kommen. Der Sinn des Rates der Midlands bestand gerade darin, einen solchen Verrat zu verhindern. Es war seine Pflicht, alle Länder anzuweisen, Galea zu Hilfe zu kommen und die

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