Die Schwestern des Lichts - 3
auch richtig so. Eine Bevorzugung hätte die Stellung der Mutter Konfessor geschwächt, den Zusammenhalt des Rates und damit den Frieden gefährdet. Sie respektierte Kahlan dafür, daß sie die Einheit der Midlands über irgendwelche Machtspiele stellte. Derartige Spiele waren ohnehin eine trügerische Angelegenheit, man fuhr am Ende immer besser, wenn man gerecht und nicht bevorzugt behandelt wurde.
Insgeheim war Cyrilla stets stolz auf ihre Halbschwester gewesen. Kahlan war zwölf Jahre jünger, trotz ihres jungen Alters aber eine kluge Führerin. Sie waren zwar blutsverwandt, sprachen aber fast nie darüber. Kahlan war Konfessor und besaß magische Kräfte. Sie war keine Schwester, die mit ihr das Blut des Vaters teilte, sondern ein Konfessor, die Mutter Konfessor der Midlands. Konfessoren waren mit niemandem blutsverwandt außer mit Konfessoren.
Trotzdem, bis auf ihren geliebten Bruder Harold hatte sie keine Familie, und sie sehnte sich oft danach, Kahlan als ihre Verwandte, als ihre kleine Schwester in die Arme zu schließen. Doch so etwas war ausgeschlossen. Cyrilla war die Königin von Galea, und Kahlan war die Mutter Konfessor – zwei Frauen, die für einander praktisch Fremde waren und nichts gemeinsam hatten als das Blut und den gegenseitigen Respekt. Pflicht ging über Herzensdinge hinaus. Galea war Cyrillas Familie und die Konfessoren Kahlans.
Es gab zwar Menschen, die es Kahlans Mutter übelnahmen, daß sie Wyborn zum Gatten genommen hatte, doch Cyrilla gehörte nicht zu ihnen. Ihre Mutter, Königin Bernadine, hatte ihr und Harold die Bedürfnisse der Konfessoren erklärt, ihr Bedürfnis nach starkem Blut in ihrer magischen Abstammungslinie, hatte erklärt, wie dies dem größeren Ziel der Midlands diente, der Wahrung des Friedens. Ihre Mutter hatte sich niemals verbittert darüber gezeigt, daß sie ihren Gatten an die Konfessoren verloren hatte, sondern hatte Cyrilla und Harold statt dessen erklärt, welche Ehre es sei, das Blut mit den Konfessoren zu teilen, auch wenn dies meist unausgesprochen blieb. Ja, sie war stolz auf Kahlan.
Stolz, aber auch ein wenig mißtrauisch. Die Wege der Konfessoren waren ihr ein Rätsel. Von Geburt an wurden sie in Aydindril ausgebildet, von anderen Konfessoren und von Zauberern. Ihre Magie, ihre Kraft, war etwas, mit dem sie geboren wurden und das sie in gewisser Weise zu Sklaven machte. In gewisser Hinsicht war es mit ihr dasselbe. Sie war zur Königin geboren, ohne groß eine Wahl zu haben. Sie besaß zwar keine Magie, aber die Bedeutung des Erstgeburtsrechts war ihr bewußt.
Man zwang Konfessoren, von der Geburt bis zum Ende ihrer Ausbildung wie Priesterinnen in der abgeschiedenen Welt eines Klosters zu leben. Angeblich herrschte strenge Disziplin. Cyrilla wußte zwar, daß Kahlan wie andere Menschen auch Gefühle haben mußte; man bildete die Konfessoren jedoch darin aus, sie zu unterdrücken. Die Pflicht gegenüber ihrer Kraft war alles. Das ließ ihnen im Leben keine Wahl, bis auf die eine, sich selbst einen Gatten auszusuchen, und selbst das geschah nicht aus Liebe, sondern aus Pflichtgefühl.
Cyrilla hatte sich immer gewünscht, Kahlan ein wenig ihrer Geschwisterliebe geben zu können. Vielleicht hätte sie auch gern von Kahlan ein wenig dieser Liebe bekommen. Aber das war völlig ausgeschlossen. Vielleicht hatte Kahlan sie aus der Ferne geliebt, so wie Cyrilla Kahlan. Vielleicht war Kahlan sogar auf ihre Art auch stolz auf sie. Das hatte sie sich immer erhofft.
Am meisten quälte sie, daß sie zwar beide den Midlands dienten, sie für ihre Pflichterfüllung aber von ihrem Volk geliebt wurde, während man Kahlan dafür fürchtete und haßte. Kahlan müßte die Liebe eines Volkes erfahren können – das war ein Trost, der einen gewissen Ausgleich für das Opfer bot. Doch bei Konfessoren war das ausgeschlossen. Vielleicht, so überlegte Cyrilla, war dies der Grund, weshalb man sie lehrte, ihre Empfindungen und Bedürfnisse zurückzustellen.
Auch Kahlan hatte sie vor der Gefahr aus Kelton gewarnt.
Es war beim Mittsommernachtsfest gewesen, vor mehreren Jahren, im ersten Jahr nach dem Tod von Cyrillas Mutter. Im ersten Sommer der Königin Cyrilla. Und im ersten Sommer, nachdem Kahlan zur Mutter Konfessor aufgestiegen war.
Daß Kahlan in so jungen Jahren die Mutter Konfessor geworden war, sprach sowohl für das Ausmaß ihrer Kraft als auch für ihre Charakterstärke. Und vielleicht für eine gewisse Notwendigkeit. Da die Wahl im geheimen abgehalten wurde,
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