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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Pflichten?«
    Kahlan tippte auf das Knochenmesser, das unter dem Umhang an ihrem Arm befestigt war. »Den Seelen gegenüber. Die Jocopo, die Bantak und nun diese Männer, sie alle haben auf Seelen gehört, die ihnen großes Unheil eingeredet haben – Seelen, die durch den Riß im Schleier gekommen sind. Wir haben Verpflichtungen den Seelen unserer Ahnen und deren lebenden Nachkommen gegenüber.«
    Sie wußte, daß sie Zedd finden mußte, wenn der Schleier geschlossen werden sollte – um Hilfe für Richard zu holen. Vielleicht war Richard der einzige, der den Schleier schließen konnte. Chandalen hatte recht – sie mußten unbedingt nach Aydindril.
    Doch die Gesichter der toten Mädchen gingen ihr noch immer nicht aus dem Kopf. Die Schandtaten, die man ihnen angetan hatte, ließen sie noch immer nicht los.
    Die beiden Brüder saßen auf der Bank und banden sich die Schneeschuhe um. Chandalen stellte sich dicht neben sie und senkte seine Stimme.
    »Was kann es uns nützen, wenn wir diese Armee einholen? Es ist verkehrt!«
    Sie sah ihm in seine braunen Augen. Nicht Trotz wie früher war in ihnen zu lesen, sondern aufrichtige Sorge.
    »Chandalen, die Männer, die diese Morde begangen haben und dann nach Osten gezogen sind, sind vielleicht fünfzigtausend Mann stark. Die Männer, die die Türen im Palast geschlossen haben und diese Armee verfolgen, zählen vielleicht fünftausend. Sie sind voller Wut, doch wenn sie diejenigen einholen, die sie verfolgen, werden auch sie niedergemetzelt. Wenn ich die Gelegenheit habe, zu verhindern, daß fünftausend Mann abgeschlachtet werden, dann muß ich versuchen, diese Gelegenheit zu ergreifen.«
    Er zog eine Braue hoch. »Und wenn du dabei getötet wirst, welches noch größere Unheil wird dann über uns kommen?«
    »Aber genau das sollt ihr drei verhindern – daß ich getötet werde!«
    Sie wollte zur Tür. Chandalen hielt sie sanft am Arm zurück, damit sie stehenbleiben mußte. Er sprach ruhig.
    »Es wird bald dunkel sein. Wir können heute abend hier Rast machen und uns etwas zu essen kochen. Morgen früh, wenn wir uns ausgeruht haben, können wir aufbrechen.«
    »Der Mond wird bald aufgehen und uns den Weg beleuchten. Wir haben keine Zeit zu verlieren.« Sie beugte sich zu ihm vor. »Ich gehe weiter, und zwar sofort. Wenn ihr so stark seid, wie ihr behauptet, dann kommt mit. Wenn nicht, könnt ihr euch hier ausruhen.«
    Chandalen stemmte die Hände in die Hüften. Er sah sie verzweifelt an.
    »Du kannst nicht weiter gehen als Chandalen. Wir kommen mit.«
    Kahlan nickte ihm mit einem verkniffenen Lächeln zu, dann war sie durch die Tür verschwunden. Die Brüder schnappten sich ihre Bogen und mußten sich beeilen, um mit ihr Schritt zu halten, während Chandalen sich bückte, um seine Schneeschuhe zu schnüren.

31. Kapitel
    Richard beobachtete, wie die Pferde Gras fraßen, das nicht vorhanden war, und kratzte sich den juckenden Bart. Der Boden des Tales war kahl und ausgetrocknet, doch die Pferde grasten zufrieden, als hätten sie üppiges grünes Gras unter ihren Hufen. Die Illusionen, so schien es, täuschten und verführten sogar die Pferde. Er fragte sich, was er noch alles sehen würde, was gar nicht vorhanden war.
    Endlich rührte Schwester Verna sich, riß an Jessups Zügel und zerrte ihn voran. »Hier entlang.«
    Unheilverkündende, dunkle Wolken schmiegten sich vor ihnen an den Erdboden und brodelten, als hätten sie ein Eigenleben. Richard zog die beiden anderen Pferde weiter und folgte der Schwester. Sie hatte erklärt, sie müßten zu Fuß gehen, denn die Pferde könnten vor etwas Unsichtbarem scheuen und sie hilflos in einen Bann hineintragen.
    Schwester Verna änderte plötzlich ihren Kurs, ohne daß Richard gesehen hätte, warum, und führte sie ein wenig nach rechts. Die dunkle Wolke aus Staub und Erde stieg auf und überschlug sich, getrieben von den Windstößen, die sie bislang noch nicht erreicht hatten. Schwester Verna warf einen Blick über ihre Schulter. Ihr Gesicht war so finster wie die Wolke.
    »Was immer du siehst, beachte es nicht. Was immer es ist, es ist nicht wirklich. Beachte es einfach nicht. Hast du das verstanden?«
    »Was werde ich sehen?«
    Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorn. Ihre weiße Jacke war schweißnaß, genau wie sein Hemd. »Das kann ich dir nicht, sagen. Die Banne suchen sich die Dinge in deinen Gedanken, die du fürchtest oder nach denen du dich sehnst, deshalb sieht jeder etwas anderes. Doch einige Visionen

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