Die Schwestern des Lichts - 3
zwar viele Männer mit Hüten gab, die Hüte jedoch allesamt zweckmäßig aussahen und keiner mit einer Feder geschmückt war.
Zedd griff in die Tasche, um seine Goldmünzen zu zählen. Zwei. Er seufzte. Es war kostspielig, den reichen Mann zu spielen. Wie die Reichen sich das leisten konnten, war ihm ein Rätsel. Nun, er würde etwas unternehmen müssen, wollte er ihnen eine Transportmöglichkeit nach Nicobarese beschaffen. Er konnte nicht zulassen, daß Adie weiter auf dem Pferd ritt. Sie war zu sehr geschwächt.
Leichtfüßig federnd kam Meister Hillman durch die Küchentür geeilt. Er setzte Zedd einen goldgeränderten, weißen Teller mit einem Berg gegrillten Lammfleischs vor, zögerte, bevor er sich aufrichtete, legte zu beiden Seiten einen Finger an den Teller und rückte ihn pingelig zurecht. Dann zog er ein sauberes Küchentuch hervor und rieb einen Flecken von der Tischplatte. Zedd beschloß, trotz seines Hungers vorsichtig zu essen, damit Meister Hillman nicht auf die Idee verfiel, ihm das Kinn abzuwischen.
»Darf ich Euch einen Krug Bier bringen, Meister Rybnik? Auf Kosten des Hauses?«
»Bitte nennt mich Ruben, so heiße ich nämlich. Eine Kanne Tee wäre hervorragend.«
»Selbstverständlich, Meister Rybnik, kommt sofort. Kann ich sonst noch etwas für Euch tun? Außer der Kanne Tee?«
Zedd beugte sich ein wenig zur Tischmitte vor. Meister Hillman tat dasselbe. »Wieviel Silber bekommt man augenblicklich für Gold?«
»Vierzig Komma fünf fünf zu eins«, kam die präzise Antwort im Handumdrehen. Es folgte ein verlegenes Räuspern. »Glaube ich zumindest. Wenn ich mich recht erinnere.« Er grinste kleinlaut. »So genau verfolge ich das nicht. Aber ich glaube, so dürfte es stimmen. Vierzig Komma fünf fünf zu eins. Ja, ich denke, das dürfte in etwa stimmen.«
Zedd tat, als ließe er sich das durch den Kopf gehen. Schließlich zog er eines seiner beiden Goldstücke hervor und schob es mit einem Finger über den Tisch hinüber zum Wirt.
»Wie es aussieht, bin ich knapp an kleinen Münzen. Wärt Ihr so freundlich, dies für mich zu wechseln? Außerdem möchte ich, daß es auf zwei Geldbeutel aufgeteilt wird. Aus dem einen nehmt ein Silberstück und wechselt es in Kupfer, das Ihr in einen dritten Beutel steckt. Und bitte, behaltet das überzählige Kleingeld für Euch.«
Meister Hillman verbeugte sich zweimal tief. »Natürlich, Meister Rybnik, selbstverständlich. Und vielen Dank.«
Er wischte die Münze so schnell vom Tisch, daß Zedd sie kaum verschwinden sah. Als er gegangen war, fiel Zedd über seinen Lammbraten her, beobachtete die Leute und lauschte kauend dem Gesang. Gegen Ende der Mahlzeit war Meister Hillman zurück und schob sich zwischen Zedd und das Gedränge.
Er legte zwei kleine Geldbeutel auf den Tisch. »Das Silber, Meister Rybnik. Neunzehn im hellbraunen, und zwanzig im dunklen.« Zedd ließ sie in sein Gewand gleiten, während sein Gegenüber einen schwereren, grünen Beutel absetzte und über den Tisch schob. »Und hier das Kupfer.«
Zedd bedankte sich mit einem Lächeln. »Und der Tee?«
Der dicke Mann schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Vergebt mir. Über das Wechseln habe ich das ganz vergessen.« Einer der Edelleute winkte und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erhäschen. Hillman erwischte den Arm einer Kellnerin, die gerade mit einem Tablett voll Krügen aus der Küche kam. »Julie! Hol Meister Rybnik eine Kanne Tee.« Sie lächelte Zedd an und nickte, bevor sie mit ihrem Tablett weitereilte. Lächelnd drehte Hillman sich wieder um. »Julie wird sich darum kümmern, Meister Rybnik. Wenn ich sonst noch etwas für Euch tun kann?«
»Äh, ja. Ihr könntet mich Ruben nennen.«
Meister Hillman gluckste gedankenverloren in sich hinein und nickte. »Selbstverständlich, Meister Rybnik, geht in Ordnung.« Und eilte fort, hinüber zu dem Edelmann.
Zedd schnitt das nächste Stück Lammbraten ab und spießte es mit der Gabel auf. Der Name Ruben gefiel ihm. Mehr hätte er dem Mann gar nicht verraten sollen. Während er das Fleisch mit den Zähnen von den Zinken zog, beobachtete er Julie, die sich auf der anderen Seite des Raumes zwischen den Tischen hindurchschlängelte.
Kauend verfolgte er, wie sie knallend Krüge rings um einen Tisch derber Kerle verteilte, die sämtlich lange Jacken trugen. Als sie den letzten Krug vor dem letzten Kerl absetzte, sagte dieser etwas zu ihr. Sie mußte sich vornüberbeugen, um bei dem Lärm etwas zu verstehen. Plötzlich brachen die
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