Die Schwestern des Lichts - 3
Gift unschädlich machen wird, welches dir diese verhexten Kreaturen eingeimpft haben. Zu früh, und die Behandlung würde dich töten. Zu spät, und die Stiche würden dich umbringen. Es muß unbedingt die richtige Art von Magie sein, zur richtigen Zeit. Ich habe lediglich auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.«
Richard wollte ihr widersprechen, doch statt dessen sagte er: »Danke, daß Ihr mir geholfen habt.« Sie sah ihn stirnrunzelnd an, bevor sie sich über seine Stiche beugte. »Schwester, inwiefern habe ich alles noch schlimmer gemacht?«
»Du warst leichtsinnig. Die Anwendung von Magie birgt Gefahren. Nicht nur für andere, sondern auch für den, der sie auf den Plan ruft.«
Richard zuckte zusammen, als sie mit der Messerschneide einen der Einstiche aufschnitt, erst in der einen, dann in der anderen Richtung, so daß sich ein Kreuzschnitt ergab. Das Brennen trieb ihm die Tränen in die Augen.
»Wie kann das für mich gefährlich sein?«
Konzentriert beugte sie sich über sein Bein und sprach leise eine Zauberformel, während sie mit dem Messer über sein geschwollenes Fleisch strich. Sie nahm nur leichte Einschnitte vor, doch brannten diese widerlich.
»Es ist, als wollte man ein Feuer inmitten von zundertrockenem Holz entfachen. Plötzlich findet man sich im Zentrum des Feuers wieder, im Zentrum dessen, was man ausgelöst hat. Was du getan hast, war töricht und gefährlich.«
»Ich habe versucht zu überleben, Schwester Verna.«
Sie zeigte mit dem Finger auf einen der schmerzhaften Stiche. »Sieh doch, was passiert ist! Wenn ich dich nicht behandeln würde, müßtest du sterben.« Sie war mit den Beinen fertig und richtete ihr Augenmerk auf seinen Arm. »Als wir von diesen Bestien angegriffen wurden, hast du geglaubt, du würdest uns retten, dabei hat alles, was du getan hast, die Gefahr nur noch vergrößert.«
Als sie fertig war, hielt sie die Klinge übers Feuer. Ein dünner, weißer Feuerstrahl stieg zischend vom Stahl in die Höhe, und die übriggebliebene Paste verbrannte. Sie beließ die Klinge im Feuer, bis sowohl Paste als auch Stichflamme verschwunden waren.
»Hätte ich nicht gehandelt, Schwester, wären wir jetzt tot.«
Sie drohte ihm mit der heißen Klinge. »Ich habe nicht gemeint, daß es falsch war, zu handeln! Ich habe gemeint, du hast falsch gehandelt! Du hast die falsche Art Magie eingesetzt!«
»Ich habe das einzige benutzt, das ich besitze! Das Schwert!«
Sie schleuderte das Messer fort. Mit dumpfem Aufschlag blieb es fest in einem Stück Brennholz stecken. »Es ist gefährlich zu handeln, ohne die Folgen der beschworenen Magie zu kennen!«
»Nun, Ihr habt jedenfalls überhaupt nichts Hilfreiches getan.«
Schwester Verna wippte auf den Fußballen, starrte ihn einen Augenblick lang an, dann drehte sie sich um und machte sich daran, die Flaschen wieder in dem grünen Beutel zu verstauen.
»Tut mir leid, Schwester. Das habe ich nicht so sagen wollen. Ich wollte damit nur sagen, daß Ihr nicht mehr in der Lage wart, den Weg zu spüren, und ich wußte, wenn wir bleiben, würden wir getötet werden.«
Die Flaschen klirrten, als sie sie im Beutel unterbrachte. Sie schien Schwierigkeiten zu haben, sie so zu verstauen, wie sie wollte. »Richard, du glaubst, du sollst bei uns die Beherrschung der Gabe, die Anwendung von Magie lernen. Das ist der leichte Teil. Zu wissen, welche Art von Magie man anwendet, wieviel man anwendet, wann man sie anwendet, und die Folgen der Anwendung zu kennen, das ist der schwierige Teil. Das ist das Entscheidende. Wie, wieviel, wann und was, wenn – genau wie die Magie, mit der ich diese Käferbisse behandelt habe.«
Sie fixierte ihn mit ernstem Blick. »Ohne dieses Wissen bist du wie ein Blinder, der seine Axt inmitten einer Schar von Kindern schwingt. Du hast keine Vorstellung, welche Gefahr du mit der Anwendung von Magie heraufbeschwörst. Wir versuchen, dir den Blick und ein wenig Verstand mitzugeben, bevor du diese Axt kreisen läßt.«
Richard zupfte an einem Grasbüschel zu seinen Füßen. »So habe ich das Ganze noch nie betrachtet.«
»Wenn überhaupt, dann sollte ich vielleicht wütend auf mich selber sein, weil ich töricht war. Ich dachte, nichts dort wäre mächtig genug, mich in eine Falle zu locken. Ich habe mich getäuscht. Danke, Richard, denn du hast mich tatsächlich gerettet.«
Er wickelte sich einen langen Grashalm um den Finger. »Ich war so erleichtert, als ich Euch wiederfand … ich dachte, Ihr wärt tot. Ich bin froh,
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