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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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eine Kreuzblume mit Augenhöhlen und einem zahnreichen Grinsen. Richard hatte längst aufgegeben, die Schädel zu zählen.
    Nicht einmal seine Neugier und seine Angst konnten sein hartnäckiges Schweigen bezwingen. Seit ihrem letzten Streit hatten er und die Schwester kein Wort mehr gewechselt. Er hatte nicht einmal bei ihr im Lager geschlafen, sondern es statt dessen vorgezogen, seine Wache sowie den Rest der Nacht mit Jagen zu verbringen oder bei Gratch zu schlafen. Endlich einmal war Schwester Vernas verärgertes Schweigen seinem nicht gewachsen. Diesmal wollte er auf keinen Fall derjenige sein, der nachgab. Die beiden waren damit zufrieden, alles mögliche anzuschauen, nur nicht einander.
    Die Straße öffnete sich dem Sonnenlicht, wurde breiter und teilte sich in der Ferne vor einer mit Furchen durchsetzten Pyramide. Richard runzelte die Stirn und versuchte festzustellen, was ihr dieses Aussehen verlieh – fleckig hellbraun, dunklere, waagerechte Streifen in gleichmäßigen Abständen an den Seiten. Er schätzte, das Bauwerk war dreimal so hoch wie er auf Bonnie.
    Im Näherkommen erkannte er, daß der Hügel ausschließlich aus Knochen errichtet war. Menschenknochen. Die fleckig-braunen Stellen waren Arm- und Beinknochen, die man mit dem schmalen Ende nach außen aufgeschichtet hatte. Seiner Schätzung nach mußten sich zehntausende von Schädeln in dem geordneten Haufen befinden. Er starrte im Vorüberreiten darauf. Schwester Verna schien keine Notiz davon zu nehmen.
    Hinter dem Knochenstapel führte die breite Straße auf den Marktplatz einer düsteren, unwirklichen Stadt, die aus dem dichten Wald herausragte. Man hatte den flachen Hügel oben von jedem Baum gesäubert, genau wie die terrassenartigen Felder, die sie vor kaum einer Stunde passiert hatten.
    Die Felder hatten ausgesehen, als bereitete man sie zur Aussaat vor. Der Erdboden war frisch umgegraben, und es gab Vogelscheuchen, die die Tiere vertreiben sollten, sobald mit der Aussaat begonnen wurde. Es war Winter, hier jedoch, an diesem Ort, säten die Menschen. Richard hielt es für ein Wunder.
    Anstatt ein Gefühl von Offenheit zu vermitteln, wirkte diese ausgedehnte Stadt, die man von allem Grün befreit hatte, noch enger und düsterer als die übertunnelte Straße. Die Gebäude waren rechteckig, hatten flache Dächer und waren mit einem schmuddeligen, rindenfarbigen Bewurf verputzt. Gleich unterhalb der Dächer und auf der Höhe eines jeden Stockwerks ragten die Enden von Stützbalken aus dem Verputz. Die Fenster waren klein, und es gab nie mehr als eins in einer Wand. Die Gebäude variierten in der Höhe, waren aber meist zu unregelmäßigen Blocks zusammengefügt. Die größten hatten bestimmt vier Stockwerke. Keines wies, abgesehen von der Höhe, auch nur die geringste stilistische Abweichung auf.
    Dunst und Rauch von Holzfeuern verdunkelten den Himmel und die Gebäude in der Ferne. Der Marktplatz schien nichts weiter zu sein als eine unbebaute Fläche rings um einen Brunnen in der Mitte und bildete die einzig freie Stelle von nennenswerter Größe. Er endete rasch in engen, dunklen Gassen mit glatten Wänden, die zu beiden Seiten aufragten und so von Menschenhand geschaffene Schluchten bildeten. Viele der blockartigen Gebäude überspannten die Straßen und verwandelten sie so in finstere Tunnel, und wo es über den Köpfen keine dieser Brückengebäude gab, hing zwischen gegenüberhegenden Fenstern Wäsche auf der Leine. Einige Straßen waren gepflastert, die meisten jedoch nicht, und durch sie rann stinkendes Wasser.
    Menschen in freudloser, weiter Kleidung füllten die engen Straßen, liefen barfuß durch den Schlamm, standen mit verschränkten Armen da oder hockten in Türeingängen. Frauen mit tönernen Wasserkrügen auf dem Kopf, die sie mit der Hilfe einer Hand im Gleichgewicht hielten, drückten sich dicht an die Mauer, um Platz für die drei Pferde zu machen. Gleichgültig schweigend setzten sie ihren Weg zum Brunnen oder nach Hause fort, wenn Richard und Schwester Verna vorüberritten.
    Ein paar ältere Männer kauerten in Türeingängen oder lehnten an den Mauern. Die Männer trugen krempenlose, steile, runde, dunkle, oben abgeflachte Hüte mit seltsamen Zeichen in einer hellen Farbe, die scheinbar mit Fingern aufgemalt worden waren. Viele der Männer rauchten kurzstielige Pfeifen. Gespräche verstummten, als Schwester Verna und Richard vorüberritten, und alle sahen zu, wie die beiden Fremden und die drei Pferde vorüberzogen.

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