Die Schwestern des Lichts - 3
Herzen unserer Feinde pflanzen.«
Hauptmann Ryan senkte den Blick schließlich zu Boden und scharrte mit seinem Stiefel im Schnee. »Vergebt mir, Mutter Konfessor, aber es gefällt mir noch immer nicht. Es bringt Euch in Gefahr und das ohne großen Gewinn.«
»Das stimmt nicht. Es gibt für mich zwei gewichtige Gründe, es zu tun. Erstens, als ich gestern abend das Lager der Imperialen Ordnung verließ, wurde ich von ungefähr fünfzig Mann verfolgt. Die D’Haraner zweifeln keinen Augenblick daran, daß diese fünfzig Mann mich fangen und töten werden.«
Der Hauptmann versteifte sich. »Wollt Ihr damit sagen, daß fünfzig Mann auf der Suche nach Euch hier herumstreifen?«
»Nein. Sie sind alle tot. Bis zum letzten Mann. Doch das wissen die Soldaten im Lager nicht. Wenn sie mich sehen, ganz in Weiß wie ein Geist, werden sie glauben, ich sei getötet worden und sie würden meine Seele sehen. Das wird ihnen nur noch einen größeren Schrecken einjagen.«
»Alle fünfzig…« Er schaute zu ihr hoch. »Und der zweite Grund?«
Kahlan sah ihn einen Augenblick lang fest an. Sie sprach mit leiser Stimme. »Wenn diese Männer mich erblicken, ganz gleich, ob sie mich für einen Geist halten oder für eine nackte Frau auf einem Pferd, werden sie hinschauen. Während sie hinschauen, können sie keinen unserer Männer töten. Aber wir können sie töten. Ich werde ihre Aufmerksamkeit von den Männer auf mich lenken.«
Er starrte sie schweigend an, und sie fuhr fort. »Ich für meinen Teil werde jede Peinlichkeit in Kauf nehmen«, erklärte sie, »wenn ich dadurch das Leben auch nur eines einzigen unserer Männer retten kann. Ich muß es tun, um ihnen zu helfen, damit sie am Leben bleiben.«
Er blickte zu Boden und stopfte die Hände in seine Taschen.
»Ich wußte gar nicht, daß die Mutter Konfessor so sehr um ihr Volk besorgt ist«, meinte er kaum hörbar. »Ich wußte gar nicht, daß sie überhaupt interessiert, was jemandem von uns zustößt.« Schließlich hob er den Kopf. »Kann ich noch irgend etwas sagen, um es Euch auszureden?«
Kahlan mußte lächeln. »Es gibt nur einen einzigen Mann auf der Welt, der mich davon abhalten könnte, und der seid Ihr nicht.« Sie lachte still. »Genaugenommen, wenn er wüßte, was ich vorhabe, er würde es bestimmt verbieten.«
Seine Neugier war stärker als seine Vorsicht. »Nur ein Mann? Ist er Euer Gefährte?« Sie schüttelte den Kopf. »Ist er derjenige, den Ihr zum Gefährten erwählen werdet?«
Kahlan stieß einen vergnügten Seufzer aus. »Er ist der Mann, den ich heiraten werde. Er hat mich gebeten, seine Frau zu werden.« Sie lächelte, als sie den verwirrten Ausdruck auf seinem Gesicht sah. »Er heißt Richard. Er ist der Sucher.«
Hauptmann Ryan erschrak, sein Atem stockte. »Wenn ich jetzt eine Frage stelle, die mir nicht zusteht, so sagt es nur, aber ich dachte, alle Konfessoren benutzen ihre Kraft … ich dachte, Eure Magie wäre … ich wußte gar nicht, daß Konfessoren … heiraten können.«
»Sie können es nicht. Aber Richard ist etwas Besonderes. Er hat die Gabe, und meine Kraft kann ihm nichts anhaben.«
Endlich lächelte Hauptmann Ryan. »Da bin ich froh. Ich freue mich für Euch, Mutter Konfessor.«
Kahlan zog eine Braue hoch. »Doch solltet Ihr ihm jemals begegnen, so wagt es nicht, ihm von dieser Geschichte … meines Auftritts als Geist zu erzählen. Er hat recht verstaubte Ansichten, was diese Dinge anbelangt. Wenn Ihr ihm erzählt, Ihr hättet zugelassen, daß ich nackt mit tausend Eurer Leute herumlaufe, macht er Euch womöglich einen Kopf kürzer.«
Kahlan lachte, als sie den erschrockenen Ausdruck im Gesicht des Hauptmanns sah.
»Hauptmann, ich brauche ein Schwert.«
»Ein Schwert! Jetzt wollt Ihr am Ende auch noch kämpfen!«
Kahlan beugte sich zu ihm. »Hauptmann, wenn ich dort nackt rumsitze und einer der D’Haraner meine Ehre zu besudeln wünscht, wie soll ich mich dann ohne Schwert verteidigen?«
»Oh. Jetzt verstehe ich, was Ihr meint.«
Er überlegte einen Augenblick. Ein Einfall erhellte sein Gesicht, und er zog sein eigenes Schwert aus seiner Scheide. Er hielt ihr die Waffe mit beiden Händen hin.
Es war ein altes Schwert mit einer im alten Stil geschliffenen Klinge, in deren Endstück man eine Gravur geätzt hatte, die die welligen Falzen des Stahls hervorhob.
»Diese Klinge wurde mir von Prinz Harold überreicht, als ich Offizier wurde. Er meinte, es sei die seines Vaters, hätte einst König Wyborn selbst gehört. Er
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