Die Schwestern des Lichts - 3
sagte, König Wyborn hätte sie persönlich in einer Schlacht benutzt.« Er zuckte verlegen mit den Schultern. »Natürlich besitzt ein König viele Schwerter, und viele davon trägt er wenigstens einmal in einer Schlacht, damit man von ihnen behaupten kann, der König habe mit ihnen sein Königreich verteidigt. Es ist also nicht wirklich wertvoll.« Er hob erwartungsvoll den Kopf. »Aber ich würde mich geehrt fühlen, wenn Ihr es als Euer Schwert annähmt. Es scheint nur recht, daß Ihr … nun, als Tochter König Wyborns sein Schwert bei einer Schlacht in Euren Händen haltet. Vielleicht besitzt es Magie oder etwas Ähnliches und hilft euch, Euer Leben zu verteidigen.«
Kahlan nahm ihm das Schwert behutsam aus der Hand.
»Ich danke Euch, Bradley. Das bedeutet mir sehr viel. Ihr täuscht Euch, es ist wertvoll. Es wird mir eine Ehre sein, es zu tragen. Aber ich werde es nicht behalten. Wenn ich hier fertig bin und in ein paar Tagen nach Aydindril aufbreche, werde ich es Euch zurückgeben. Dann besitzt Ihr ein Schwert, daß nicht nur von einem König, sondern auch von der Mutter Konfessor geführt wurde.«
Die Vorstellung entlockte ihm ein Lächeln.
»Würdet Ihr nun bitte einen Posten vor dem Zelt aufstellen? Und Euch dann um die Schwertkämpfer kümmern?«
Mit einem zaghaften Schmunzeln schlug er sich die Faust vor die Brust. »Selbstverständlich, Mutter Konfessor.«
Als Kahlan das Innere des warmen Zelts betrat, kam er bereits mit drei Männern zurück. Er machte ein Gesicht, so ernst, wie sie es noch nie bei einem Offizier gesehen hatte. »Und während die Mutter Konfessor sich im Bad befindet, werdet ihr mit dem Rücken zum Zelt stehen und keinen in die Nähe lassen. Ist das klar?«
»Jawohl, Hauptmann«, antworteten die drei erstaunten Soldaten wie ein Mann.
Drinnen, im Warmen, lehnte Kahlan das Schwert an den Zuber, streifte erst den Pelzumhang ab, dann ihre Kleider.
Ihr war schlecht vor Müdigkeit. Ihr Magen schien sich in Wellen zu heben und zu senken. Ihr drehte sich der Kopf, und sie mußte sich gegen die Übelkeit wehren, die sie in Schüben immer wieder überkam.
Sie fuhr mit der Hand durch die weiße Tünche. Sie war heiß wie ein wundervolles Bad. Doch dies war kein Bad. Eines nach dem anderen hob sie die Beine über den Rand und ließ sich in das seidigsanfte weiße Wasser gleiten. Ihre Brüste wurden in der milchigen Flüssigkeit leicht. Ein paar Minuten lang ließ sie die Arme über die Seiten des Zubers baumeln, schloß die Augen und tat, als wäre es ein heißes Bad. Sie wünschte sich so sehr, daß es ein Bad wäre. Doch das war es nicht.
Kahlan nahm das Schwert ihres Vaters in die Hand und hielt das Heft zwischen ihre Brüste, so daß die lange Klinge an ihrem Körper lag, auf ihrem Bauch, zwischen ihren Beinen. Sie schlug die Knöchel übereinander und spreizte leicht die Beine, so daß die Klinge ihr nicht in die Schenkel schnitt. Mit der anderen Hand hielt sie sich die Nase zu, preßte ihre Augen fest zusammen, holte tief Luft und tauchte unter.
42. Kapitel
Richard und Schwester Verna ritten weiter durch einen dunklen und feuchten, dumpfigen und stickigen Tunnel aus Grün. Die Straße stieg sanft an, dem summenden, betörenden Geräusch ferner Flöten entgegen. Äste, die nicht nur ihre eigenen Blätter trugen, sondern auch Schlingpflanzen aller Art, sowie bleiches, in feinen Schleiern herabhängendes Moos füllten die Lücken zwischen den Stämmen zu den Seiten und sperrten das Licht aus.
Niedrige Mauern zu beiden Seiten, scheinbar errichtet, um das ineinander verschlungene Dickicht zurückzuhalten, waren diesem statt dessen zum Opfer gefallen und wurden von dem blattreichen Geflecht eingehüllt, welches sie hatten zurückhalten sollen. Aus den Fugen zwischen den Steinblöcken sprossen Schlingpflanzen hervor, die ganze Abschnitte der Mauer überwucherten und sie unter sich begruben, sie an anderen Stellen ausbauchten und gelegentlich einen Stein herausstießen, der dann im schiefen Winkel hing, wegen des Rankengewirrs jedoch niemals zu Boden fallen konnte. Die Mauern wirkten wie ein Beutestück, das von einem schwerfälligen Raubtier verschlungen wurde.
Ein einziger Teil war vom Leben des Waldes unberührt geblieben – die menschlichen Schädel. Man hatte sie oben auf der Mauer zu beiden Seiten im Abstand von nicht mehr als drei Fuß aufgereiht. Jeder einzelne saß auf seinem eigenen Geviert aus flechtenbewachsenem Stein, jeder einzelne war frei von Bewuchs und sah aus wie
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