Die Schwestern des Lichts - 3
mein Ziel nie.«
Die Männer wichen zurück.
»Laßt ihn!« rief die Königin-Mutter. »Hört, was er zu sagen hat!«
»Ich habe euch bereits erklärt, was die Seelen gesprochen haben. Dem werdet ihr euch beugen!«
Sie war einen Augenblick lang still. »Wir werden die Seelen selbst befragen.«
»Wollt Ihr sie beleidigen? Damit gäbt Ihr zu, daß Ihr nicht ihren Worten folgt, sondern Euren eigenen weltlichen Interessen!«
»Aber wir müssen…«
»Ich bin nicht hier, um in ihrem Namen zu verhandeln! Die Seelen haben mir befohlen, das Opfermesser dieser Frau zu übergeben, damit sie es zu ihrem Volk mitnehmen kann, als Beweis dafür, daß die Majendie sie nicht länger verfolgen.
Als Warnung vor ihrem Zorn werden die Seelen euch die Aussaat fortnehmen, und erst wenn ihr Abgesandte zu den Baka Ban Mana schickt und ihnen erklärt, daß ihr euch den Wünschen der Seelen beugt, werdet ihr eure Früchte pflanzen können. Folgt ihr den Wünschen der Seelen nicht, werdet ihr alle Hungers sterben!
Wir brechen jetzt auf. Entweder gewährt Ihr uns freies Geleit, oder Ihr sterbt auf der Stelle.«
»Wir müssen darüber nachdenken…«
»Ich lasse Euch Zeit bis drei, um mir Euren Entschluß mitzuteilen! Eins, zwei, drei!« Der Königin-Mutter entfuhr ein Laut des Schreckens. Den Frauen in Schwarz verschlug es den Atem. Ein erschrockenes Stöhnen ging durch die Menge. »Wie habt Ihr entschieden?«
Die Königin-Mutter hielt ihre freie Hand in die Höhe und beschwor ihn, seinen Pfeil zurückzuhalten. »Ihr könnt gehen! Ihr habt das Wort der Königin-Mutter, daß ihr unbehelligt unser Land verlassen könnt!«
»Ein weiser Entschluß.«
Ihre Hand schloß sich zur Faust, ein Finger zeigte auf die drei. »Doch dies ist eine Verletzung unserer Übereinkunft mit den weisen Frauen. Das Abkommen ist beendet. Ihr müßt unser Land augenblicklich verlassen. Ihr seid verbannt.«
»So sei es«, sagte Richard. »Aber haltet Euer Wort, sonst werdet Ihr die bitteren Früchte jeder unbedachten Handlung ernten.«
Er lockerte die Sehne. In den Steigbügeln stehend zog er das heilige Messer aus seinem Gürtel und hielt es in die Höhe, so daß alle es sehen konnten.
»Diese Frau wird dies zu ihrem Volk mitnehmen und dort von den Worten der Seelen berichten. Was die Bake Ban Mana anbelangt, so werden sie keinen Krieg mehr gegen die Majendie führen. Ihr werdet zwei Völker sein, die in Frieden miteinander leben! Keines darf dem anderen etwas tun! Beachtet die Worte der Seelen, oder ihr werdet die Konsequenzen tragen müssen!«
Er senkte die Stimme zu einem Flüstern, der Zorn der Magie jedoch trug seine entschlossenen Worte bis in die fernsten Winkel des Platzes, und in der Stille konnte jeder sie verstehen. »Befolgt meine Befehle oder erleidet, was ich über euch bringen werde. Ich werde euch vernichten!«
Magie lag über dem Platz wie Nebel über einem Tal, erdentrückt und doch wirklich, ein greifbares Zeichen seiner Entrüstung, das keinen der Anwesenden unberührt ließ. Alles erzitterte unter der Berührung.
Richard sprang von seinem Pferd. Die Männer wichen erschrocken noch ein paar Schritte weiter zurück. Schwester Verna hatte es vor Wut die Sprache verschlagen. In einem solchen Zustand hatte er sie noch nie gesehen. Sie stand da wie gelähmt, die Hände zu Fäusten geballt.
Richard richtete seinen wütenden Blick, seinen Zorn auf sie. »Steigt auf Euer Pferd, Schwester. Wir brechen auf.«
Ihre Kiefer drohten zu brechen, so sehr preßte sie sie zusammen. »Du bist wahnsinnig! Wir werden nicht…«
»Wenn Ihr mit jemand streiten wollt, Schwester, dann bleibt und streitet mit den Leuten hier. Ich bin sicher, sie werden Euch den Gefallen tun. Ich reite zum Palast, um diesen Halsring loszuwerden. Wenn Ihr mit mir kommen wollt, dann steigt auf Euer Pferd.«
»Das ist unmöglich! Wir können die Sichel des Majendie-Landes nicht durchreiten. Man hat uns verbannt!«
Richard zeigte mit dem Daumen auf Du Chaillu. »Sie wird uns zum Palast der Propheten führen, durch das Land der Baka Ban Mana.«
Du Chaillu verschränkte die Arme und sah Schwester Verna mit einem selbstzufriedenen Grinsen an.
Schwester Verna sah von ihr zu Richard. »Du bist tatsächlich verrückt. Wir können unmöglich…«
Richard biß knurrend die Zähne aufeinander, die Wut des Schwertes tobte noch immer in ungezügelter Heftigkeit. »Wenn Ihr mich zum Palast begleiten wollt, dann steigt auf Euer Pferd. Ich breche auf!«
Du Chaillu sah zu, wie Richard
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