Die Schwestern des Lichts - 3
ihr das Messer mit dem grünen Griff hinter den Wildledergürtel steckte. »Ich habe dir eine Verantwortung übertragen. Du wirst dich ihrer würdig erweisen. Und jetzt steig auf das Pferd!«
Plötzlich schien Du Chaillu beunruhigt. Sie nahm die Arme auseinander, blickte zum Pferd, dann zurück zu ihm. Sie verschränkte die Arme aufs neue und reckte die Nase in die Luft. »Ich werde auf diesem Tier nicht reiten. Es stinkt!«
»Du auch!« donnerte Richard. »Jetzt steig endlich auf das Pferd!«
Sie zuckte zurück, die Augen angesichts seines wütenden Blicks weit aufgerissen, und holte keuchend Luft. »Jetzt weiß ich, was ein Sucher ist.«
Sie kletterte umständlich auf Geraldine. Die Schwester saß bereits auf Jessup. Richard war mit einem Satz auf Bonnie.
Mit einem letzten warnenden Blick auf die versammelten Männer drückte er seinem Pferd die Knie in die Flanken. Das Tier verfiel daraufhin mit einem Satz in Galopp. Die beiden anderen Pferde folgten ihm. Die Männer stürzten rücklings aus dem Weg.
Die Magie gierte nach Blut, lechzte danach. Richard wünschte sich, jemand würde versuchen, ihn aufzuhalten. Niemand tat es.
»Bitte«, sagte Du Chaillu, »es ist fast dunkel. Können wir bitte anhalten, oder laß mich wenigstens zu Fuß gehen. Das Tier tut mir weh.«
Sie hielt sich mit letzter Kraft fest und hüpfte im Sattel auf und ab, während Geraldine dahintrabte. Die kleinen, bunten Stoffstreifen an ihrem Kleid flatterten wild durcheinander. Er hörte Schwester Vernas Pferd, das hinter ihnen trabte, drehte sich aber nicht zu ihr um.
Richard warf einen kurzen Blick hinauf zur Sonne, die hinter dem dichten Gewirr aus Ästen unterging. Zusammen mit dem Licht schwand endlich auch sein Zorn. Eine Zeitlang hatte es so ausgesehen, als würde er überhaupt nicht mehr enden wollen.
Du Chaillu deutete mit dem Kinn an ihm vorbei nach rechts. Sie hatte Angst, auch nur eine Hand loszulassen. »Dort drüben hinter dem Schilf gibt es einen kleinen Teich, mit einem Stück Gras davor.«
»Bist du sicher, daß wir uns auf Baka-Ban-Mana-Land befinden?« Sie nickte. »Schon seit ein paar Stunden. Ich weiß, wo wir sind.« »Also gut. Wir machen Halt für die Nacht.«
Er hielt ihr Pferd, als sie hinunterglitt. Stöhnend rieb sie sich mit den Handflächen über ihr Hinterteil. »Wenn du mich zwingst, morgen wieder dieses Untier zu reiten, beiße ich dich!«
Zum ersten Mal, seit sie die Majendie verlassen hatten, konnte er lächeln. Richard ging daran, den Pferden die Sättel abzunehmen, und schickte Du Chaillu Wasser holen. Während sie zwischen Schilf und Binsen verschwand, sammelte Schwester Verna Holz und setzte es mit Magie in Brand. Als die Pferde versorgt waren, legte er sie an eine lange Leine, damit sie grasen konnten.
»Ich denke, es wird Zeit, euch bekannt zu machen«, meinte Richard, als Du Chaillu zurückkam. »Schwester Verna, dies ist Du Chaillu. Du Chaillu, das ist Schwester Verna.«
Schwester Verna schien sich beruhigt zu haben oder verbarg ihre Wut zumindest. »Ich freue mich für dich, Du Chaillu, daß du heute nicht sterben mußtest.«
Du Chaillu funkelte sie wütend an. Richard wußte, daß sie die Schwestern des Lichts als Hexen betrachtete.
»Du freust dich nicht für mich. Du willst, daß ich sterbe. Du willst, daß alle Baka Ban Mana sterben.«
»Das ist nicht wahr. Ich wünsche niemandem den Tod. Aber davon kann ich dich sowieso nicht überzeugen. Denk, was du willst.«
Du Chaillu nahm das Opfermesser aus ihrem Gürtel und hielt Schwester Verna den Griff vor die Augen. »Drei Monate lang haben sie mich angekettet.« Sie sah auf den grünen Handgriff und zeigte auf eine der obszönen Paarungsszenen, mit denen er verziert war. »Das haben diese Hunde mit mir gemacht.« Schwester Verna warf einen flüchtigen Blick auf das Messer, während Du Chaillu mit einem Finger auf eine andere Szene tippte. »Und das hier. Das hier auch.«
Schwester Verna sah, wie die Brust der anderen Frau vor Wut bebte. »Ich kann dir nicht zeigen, Du Chaillu, wie sehr ich verabscheue, was sie dir angetan haben, und was sie noch mit dir vorhatten. Es gibt vieles in dieser Welt, das ich verabscheue, gegen das ich aber nichts machen kann, und das ich in manchen Fällen sogar dulden muß, um so einem größeren guten Zweck zu dienen.«
Du Chaillu zeigte auf ihren Bauch. »Ich habe mein Mondblut verloren. Diese Hunde haben mir ein Kind gemacht! Jetzt muß ich zu den Hebammen gehen und sie um Kräuter bitten, damit ich
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