Die Schwestern des Lichts - 3
Eine Welt voll grimmiger Entschlossenheit, der zu sein, der er war.
Der Bringer des Todes.
Schwester Verna erbleichte, als sie sah, wie er Du Chaillu hinter sich herzog, wurde noch bleicher, als sie sah, wie er sich aufführte.
Ohne ein Wort zu sagen schnappte sich Richard seinen Bogen vom Sattel. Vor Anstrengung ächzend, spannte er rasch die Sehne auf den Bogen. Dann riß er zwei Pfeile aus dem Köcher, der an Bonnies Sattel hing. Seine Brust bebte vor Zorn.
Die Menschenmenge hatte sich zu ihm umgedreht. Verwirrte Gesichter tauchten auf, als hinten stehende Männer in die Höhe sprangen, um etwas zu erkennen. Die Frauen in Schwarz blickten ausnahmslos in seine Richtung. Die Königin-Mutter lauerte.
Schwester Vernas Gesicht war mittlerweile leuchtend rot. Das Gemurmel verstummte.
Richard wandte sich an die Königin-Mutter. »Ich habe mit den Seelen gesprochen!«
Langsam schob die Königin-Mutter ihren Handrücken den Pfahl hinauf, zum Glockenseil. Das war das Zeichen, das er brauchte. Sie hatte ihre Chance bekommen. Es war unausweichlich.
Er ließ der Magie in seinem Innern freien Lauf.
Mit einer einzigen, schnellen Bewegung legte Richard einen Pfeil ein. Riß Sehne an Wange. Rief das Ziel herbei. Der Pfeil war fort.
Der Pfeil sirrte durch die Luft. Der Menge stockte der Atem. Bevor der Pfeil sein Ziel erreichte, noch während das Sirren in der Luft lag, hatte Richard bereits einen zweiten Pfeil aufgelegt und auf das Ziel gerichtet.
Mit einem dumpfen, schwirrenden Geräusch bohrte sich der Pfeil satt ins Ziel, genau dorthin, wo Richard ihn hinhaben wollte. Die Königin-Mutter stieß überrascht einen abgehackten Schmerzschrei aus. Der Pfeil durchbohrte die Lücke zwischen den beiden Knochen ihres Handgelenks, nagelte ihren Arm an den Pfahl und verhinderte so, daß sie das Glockenseil ergreifen konnte. Ihre andere Hand bewegte sich auf das Seil zu.
Der zweite Pfeil lag sicher in der unsichtbaren Rille durch die Luft und wartete. »Noch eine Bewegung Richtung Glocke, und der nächste Pfeil durchbohrt dein rechtes Auge!«
Die Schar der Frauen in Schwarz fiel jammernd auf die Knie. Die Königin-Mutter wurde still. Blut rann ihr den Arm hinab.
In seinem Innern toste die Wut wie ein Unwetter. Äußerlich war er aus Stein. »Hör zu, was die Seelen befohlen haben!«
Langsam ließ die Königin-Mutter ihre Hand an ihre Seite fallen. »Dann sprich!«
Richard hielt die Bogensehne nach wie vor an der Wange und hatte nicht die Absicht, den Bogen herunterzunehmen. Sein Pfeil war nur auf einen Menschen gerichtet, sein Zorn auf alle.
Magie brannte in seinem Innern mit ungezügelter Heftigkeit. Die Wucht des Zorns pulsierte durch seine Adern. In der Vergangenheit war sie immer auf einen Feind gerichtet gewesen, auf eine bestimmte Person. Diesmal war es anders. Der Zorn war uneingeschränkt, galt allen Anwesenden, allen, die mit dem Menschenopfer zu tun hatten.
Das machte es noch schlimmer. Es lockte zusätzliche Magie hervor.
Richard wußte nicht, ob es die allumfassende Bedrohung war, die die zusätzliche Magie hervorrief, oder ob es an den Übungen mit Schwester Verna lag. Doch was immer der Grund war, er zog mehr Magie aus dem Schwert als je zuvor, mehr, als er je für möglich gehalten hatte. Die Magie schäumte mit beängstigender Kraft über. Brachte sogar die Luft zum Zittern.
Die Männer ringsum wichen zurück. Die klagenden Frauen verstummten. Das Gesicht der Königin-Mutter hob sich weiß vom Schwarz ihres Kleides ab. Tausend Menschen erstarrten in stummem Entsetzen vor einem einzigen.
»Die Seelen wollen keine Opfer mehr! Damit beweist ihr ihnen keine Ergebenheit, sondern nur, daß ihr töten könnt! Von jetzt an müßt ihr euren Respekt vor den Seelen durch den Respekt vor dem Leben der Baka Ban Mana bekunden. Tut ihr das nicht, werden die Seelen ihrem Zorn Luft machen, indem sie euch vernichten! Nehmt euch ihre Drohung zu Herzen, oder sie werden die Majendie mit Hunger und Tod überziehen!«
Er richtete das Wort an die Männer, die jetzt nach vorn drängten. »Sollte einer gegen mich oder diese Frauen seine Hand erheben, stirbt die Königin-Mutter.« Die Männer sahen sich gegenseitig an, versuchten sich Mut zu machen. »Ihr denkt vielleicht, ihr könnt mich töten«, erklärte er ihnen, ohne sein Ziel auch nur im geringsten aus dem Blick zu lassen, »doch das schafft ihr nicht, bevor die Königin-Mutter stirbt. Ihr habt meinen ersten Schuß gesehen. Meine Hand wird von Magie geführt. Ich verfehle
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