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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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könnten.
    Er warf sich das Hemd über die Schulter und lief ihr nach, um sie einzuholen, während sie bereits auf den Duft des Essens zusteuerte. Sauber sah sie viel besser aus. Ihr Haar war jetzt wie das eines normalen Menschen und nicht mehr wie das eines wilden Tieres. Sie sah nicht mehr aus wie eine Wilde, sondern irgendwie edel.
    Noch war es nicht dunkel, aber hell konnte man das Dämmerlicht auch nicht mehr nennen. Der Dunst, der sich über dem Teich gebildet hatte, zog heran und hüllte sie ein. Die Bäume versanken im dichter werdenden Nebel.
    Als die beiden in den Kreis aus Licht rings um das Feuer traten, erhob sich Schwester Verna. Richard schob gerade den rechten Arm durch seinen Ärmel, als er Schwester Vernas entgeisterten Gesichtsausdruck sah und erstarrte. Sie blickte wie gebannt auf seine Brust, auf dieses Etwas, das er bislang vor ihr verborgen gehalten hatte.
    Auf die Narbe. Auf den Handabdruck, der dort eingebrannt war. Auf jenen Handabdruck, der ihn immer daran erinnerte, wer ihn gezeugt hatte.
    Schwester Verna war bleich wie ein Gespenst. Ihre Stimme war so leise, daß er Mühe hatte, sie zu verstehen. »Woher hast du das?«
    Auch Du Chaillu starrte auf die Narbe.
    Richard zog sein Hemd zusammen. »Das habe ich Euch bereits erklärt. Darken Rahl hat mich mit seiner Hand versengt. Ihr habt behauptet, ich hätte Halluzinationen.«
    Langsam hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen. In ihrem Blick lag etwas, das er dort noch nie gesehen hatte. Unbeherrschte Angst.
    »Richard«, hauchte sie, »im Palast darfst du das niemandem zeigen. Außer der Prälatin. Vielleicht weiß sie, was zu tun ist. Ihr mußt du es zeigen. Aber niemandem sonst.« Sie trat näher. »Hast du verstanden? Niemandem!«
    Richard knöpfte langsam sein Hemd zu. »Wieso?«
    »Weil man dich sonst töten wird! Das ist das Mal des Namenlosen.« Sie befeuchtete sich die Lippen. »Die Sünden des Vaters.«
    Aus der Ferne drang das klagende Geheul von Wölfen herüber. Du Chaillu fröstelte und schlang die Arme um sich, während sie in den Nebel blickte.
    »Menschen werden sterben heute nacht«, verkündete Du Chaillu leise.

44. Kapitel
    Sie tauchten aus dem Nebel auf und nahmen feste Gestalt an, die weißen Fänge des Todes. Das überraschte Opfer, anfangs wie gelähmt von markgefrierender Angst, sprang auf und wollte vor dem weißen Tod fliehen. Fänge aus weißem Stahl schlugen sich ohne Erbarmen in sie hinein, als sie um ihr Leben rannten. Todesschreie zerrissen die Nachtluft. Hysterie ließ sie alle Umsicht in den Wind schlagen und scheuchte sie geradewegs in den wartenden kalten weißen Stahl.
    Furchtlose Männer erfuhren am eigenen Leibe, was Angst ist, bevor sie starben.
    Ein Höllenlärm brach los. Das Klirren von Stahl, das Splittern von Holz, das Zerreißen von Zelttuch, der dumpfe Schlag, mit dem Fleisch und Knochen auf dem Boden landeten, die Schreie von Mensch und Tier, all dies vermengte sich zu einer endlosen Kakophonie des Terrors. Die Woge des weißen Todes trieb das Chaos vor sich her.
    Der beißende Geruch von Blut füllte die Luft, überdeckte den süßlichen Duft lichterloh brennenden Waldes, den beißenden Geruch sich entzündenden Lampenöls, den stickigen Rauch brennenden Pechs und den Übelkeit erregenden Gestank verkohlenden Fleisches und Fells.
    Was nicht vorn kalten Nebel feucht war, war verschmiert von heißem Blut.
    Die weißen Fänge aus Stahl waren mittlerweile blutrot; weißer Schnee verwandelte sich in rote Pfützen. Feuerlohen züngelten in die Höhe, versengten die kalte Luft und verwandelten das Weiß des Nebels in ein leuchtendes Orange. Bedrohlich dunkle Rauchschwaden krochen über den Boden, während der Himmel hoch oben brannte.
    Pfeile sirrten vorüber, Speere senkten sich in hohem Bogen durch die Luft, zersplitterte Lanzen verschwanden kreisend im Nebel, und abgetrennte Hellebardenspitzen wirbelten fort in die Dunkelheit. Überbleibsel zerfetzter Zelte schlugen und flatterten, als peitsche sie ein wütender Sturm. Schwerter hoben und senkten sich in einer Woge, die angetrieben schien vom Ächzen, das das hektisch-bedingungslose Wollen untermalte.
    Männer stoben wie aufgescheuchte Ameisen in alle Richtungen davon. Einige gingen taumelnd zu Boden und verteilten ihr Gedärm im Schnee. Einer der Verwundeten stolperte, geblendet von Blut, ziellos umher, bis einer der weißen Schatten, ein Geist des Todes, vorbeistürmte und ihn niederstreckte. Das Rad eines Karrens rollte vorüber und verschwand

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