Die Schwestern des Lichts - 3
die Hand. Sie schrie auf, als Prindin mit unglaublicher Kraft und Schnelligkeit herumwirbelte und Chandalen mit dem Ast seitlich am Kopf erwischte. Ihr wurde schlecht, als sie den hohlen Aufprall hörte. Durch den Schlag wurde Chandalen in das Geäst einer Fichte gestoßen. Während sie sich aus Prindins Griff herauswand, sah sie, daß der Schnee rings um Chandalen voller Blut war.
Tossidin brach schwer atmend durch die Bäume. »Was ist hier los? Prindin!«
Er sah sie und erstarrte mitten im Schritt. Sein Blick wanderte zu Chandalen und dann zu Prindin.
Prindin linste über seine Schulter zu seinem Bruder und sagte in seiner Muttersprache: »Chandalen hat versucht, um umzubringen! Als ich kam, versuchte er gerade, die Mutter Konfessor zu töten. Hilf mir. Sie ist verletzt.«
Kahlan sackte auf die Knie und stieß einen Schrei aus. »Nein … Tossidin … nein…«
Tossidin kam auf die beiden zugerannt. »Was ist das für ein Ärger, von dem Chandalen mir erzählt hat? Was ist mit dir, Bruder? Was hast du getan?«
»Hilf mir! Die Mutter Konfessor ist verletzt!«
Tossidin packte seinen Bruder an der Schulter und zerrte ihn herum. »Prindin! Was hast du…«
Prindin rammte seinem Bruder ein Messer in die Brust. Tossidin riß überrascht die Augen auf. Sein Mund ging auf, doch es kamen keine Worte heraus. Er machte ein pfeifendes Geräusch, dann gaben seine Beine nach, und er sackte zu einem Häufchen auf dem Boden zusammen. Der Stoß hatte ihn ms Herz getroffen.
Chandalen richtete sich benommen und stöhnend auf. Mit den Händen betastete er seine blutende Kopfhaut. Den Verwundeten im Auge behaltend, zog Prindin ein Knochenkästchen aus seinem Hüftbeutel. Er war im Besitz einer vollen Schachtel bandu . Er hatte ihr nicht all sein Gift gegeben.
Unfähig, ihn aufzuhalten, mußte Kahlan mitansehen, wie Prindin einen großzügigen Klumpen des Giftes auf der Pfeilspitze verteilte. Chandalen hielt benommen den Kopf in den Händen und versuchte wieder klar zu werden. Prindin zog die Bogensehne an seine Wange. Sie wußte, daß er auf Chandalens Kehle zielte. Im selben Augenblick, als Prindin den Pfeil abschoß, gelang es ihr, sich gegen seine Beine zu werfen, wodurch der Pfeil von seinem Ziel abgelenkt wurde. Trotzdem traf er Chandalen noch in die Schulter.
Ein Schlag mit der Rückseite seiner Faust in ihr Gesicht streckte sie nieder. Von blankem Entsetzen getrieben, begann Kahlan auf Händen und Knien fortzukrabbeln. Der Schnee fror ihr die Finger. Die Knie ihrer Hose waren durchgeweicht und eisig-naß. Sie konzentrierte sich auf die Kälte, um ihre Benommenheit abzuschütteln. Während sie sich mühsam davonschleppte, sah sie über die Schulter.
Prindin zog einen weiteren Pfeil aus seinem Köcher und wischte ihn durch das Gift, während er zusah, wie sie sich abmühte. Genau wie er Chandalen zugesehen hatte. Ein Schrei entwich ihrer Kehle, als sie torkelnd auf die Beine kam und zu laufen begann. Ein Alptraum. Dies mußte ein Alptraum sein.
Als sie der Pfeil in der linken Wade traf, fühlte es sich an wie ein Schlag. Sie schrie auf und fiel aufs Gesicht. Ihr Bein brannte heiß vor Schmerzen. Ein kribbelndes, prickelndes Gefühl breitete sich in dem Muskel aus. Der Schmerz stach bis hoch in die Hüfte.
Plötzlich war Prindin über ihr. Er kniete nieder und packte den Pfeil, der hinten aus ihrem Bein ragte. Seine andere Hand auf ihr Hinterteil stützend, um sie festzuhalten, riß er den Pfeil heraus. Kahlan spürte, wie das Kribbeln des Gifts ihr Bein hinaufkroch.
»Keine Sorge, Mutter Konfessor, ich habe für deinen Pfeil nicht so viel Gift genommen wie für Chandalens. Nur so viel, daß du mir keinen Ärger machen kannst. Noch eine Minute, dann ist er tot. Du wirst lange genug leben, daß man dir den Kopf abschlagen kann.« Er strich ihr mit der Hand über den Hintern. »Wenn sie nicht zu lange warten.« Prindin beugte sich über sie. »Hier draußen ist es zu kalt. Gehen wir zurück.«
Er packte sie am Handgelenk und begann, sie durch den Schnee zu schleifen. In Gedanken wehrte Kahlan sich gegen ihn: Sie mühte sich ab, sie kreischte, sie schlug um sich, doch sie konnte ihren Körper nicht zwingen, ihr zu gehorchen. Sie war so schlaff wie eine Lumpenpuppe, die durch den Schnee geschleift wurde. Sie spürte, wie das Gift auf ihren Brustkorb übergriff.
Tränen strömten ihr über die Wangen. Orsk. Tossidin. Chandalen. Sie. Wie konnte Prindin so etwas tun? Sie schluchzte, während ihr Gesicht über den Schnee
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