Die Schwestern des Lichts - 3
bitten.
Richard hatte keine Ahnung, ob Kahlan zu Zedd gehen würde. Warum sollte sie? Sie war Richard los, und das war es schließlich, was sie gewollt hatte.
Er wünschte sich von ganzem Herzen, daß es nicht so wäre.
Er vermißte ihr Lächeln, ihre grünen Augen, den sanften Klang ihrer Stimme, ihre Klugheit und ihren Witz, ihre Berührung. Durch sie wurde die Welt lebendig. Er hätte in diesem Augenblick sein Leben dafür gegeben, sie bloß für fünf Minuten in den Armen halten zu können.
Aber sie wußte, was er war, und hatte ihn fortgeschickt.
Und er hatte sie freigegeben.
So war es am besten. Er war nicht gut genug für sie.
Bevor er merkte, was er tat, begann er, den Frieden in seinem Innern zu suchen, sein Han, wie Schwester Verna es ihm beigebracht hatte. Er hatte fast jeden Tag geübt, während er mit ihr zusammengewesen war, und obgleich er nie sein Han gespürt hatte, was immer das auch war, die Suche danach war stets angenehm gewesen. Sie war entspannend und erfüllte ihn mit Frieden. Es war ein gutes Gefühl, eben dies jetzt zu tun. Er ließ seine Gedanken jenen Ort des Friedens finden, ließ seine Sorgen davontreiben.
In Gedanken stellte er sich, wie er es immer tat, das Schwert der Wahrheit vor, das vor seinem inneren Augen durch den Raum schwebte. Er konnte jede Einzelheit erkennen, jede Einzelheit spüren.
In seinem Zustand der Ruhe, in seiner Meditation, ohne die Augen zu öffnen, zog er sein Schwert. Er wußte nicht so recht, warum, doch es schien genau das Richtige zu sein. Das einzigartige Klirren des Stahls hing in der Nachtluft und verkündete die Ankunft der Klinge im Hagenwald.
Er legte das Schwert auf seine Knie. Anstelle des Friedens tanzte die Magie in seinem Innern. Was immer geschah, er war bereit.
Jetzt mußte er warten. Es würde eine ganze Weile dauern, dessen war er sicher, aber kommen würde sie.
Sie würde kommen, sobald sie wußte, wo er war.
Während er still und ruhig dasaß, kehrte die Nacht rings um ihn zu ihrer gewohnten Betriebsamkeit zurück. Während er sich auf das Bild des Schwertes konzentrierte, war sich Richard vage des Zirpens und Schnalzens der Käfer bewußt, des tiefen, gleichmäßigen Quakens der Frösche, des Rascheins der Mäuse und Maulwürfe im trockenen Bodensatz des Waldes. Gelegentlich brachte eine Fledermaus die Luft zum Sirren. Einmal hörte er ein Quieken, als eine Eule sich ihr Abendessen fing.
Und dann, während er im Zustand jener traumähnlichen Benommenheit dasaß und sich das Schwert vorstellte, wurde die Nacht still.
In Gedanken sah er hinter sich den dunklen Schatten.
Mit einer einzigen, fließenden Bewegung war Richard auf den Beinen und wirbelte herum. Die Schwertspitze zog pfeifend durch die Luft. Die schwebende Gestalt sprang zurück und griff erneut an, als das Schwert vorüber war. Richard spürte ein aufgeregtes Kribbeln, weil er sein Ziel verfehlt hatte, weil es nicht so schnell vorbei sein würde, weil er mit den Seelen tanzen und seinem Zorn freien Lauf lassen konnte.
Die Gestalt bewegte sich wie ein Cape im Wind, dunkel wie der Tod und ebenso schnell.
Kreuz und quer über die Lichtung schossen sie, während das Schwert im schwächer werdenden Schein des Mondes aufblitzte, die Klinge die Luft in Scheiben schnitt, die vogelähnlichen Krallen des dunklen Etwas ins Leere schlugen. Richard tauchte in die Magie des Schwertes ein, in dessen Zorn, in seinen eigenen. Er befreite seine Wut und Enttäuschung, so daß sie sich zu der Raserei des Schwertes gesellen konnten, und genoß den Tanz mit dem Tod.
Sie wirbelten wie Laub in einem Sturm über die Lichtung, der eine ging der Klinge aus dem Weg, der andere den Krallen. Vorspringend, wegtauchend, benutzten sie die Bäume als Deckung und zum Angriff. Richard ließ die Seelen des Schwertes mit ihm tanzen. Er versenkte sich in die Beherrschung der Magie, überließ sich ganz dem Rat der Seelen und beobachtete, fast in entrücktem Zustand, wie sie ihn mal hier, mal dorthin wirbelten, ihn über den Boden gleiten, nach rechts, dann links wegtauchen, vorspringen, zustoßen ließen.
Er gierte danach, den Tanz zu lernen.
Bringt es mir bei.
Eine Flut von Wissen überkam ihn wie eine Erinnerung, von seinem Willen zum verbindenden Glied geschmiedet.
Er war nicht mehr der Benutzer des Schwertes, der Magie, der Seelen, sondern wurde zu ihrem Meister. Die Klinge, die Magie, die Seelen und der Mann waren eins.
Der dunkle Schatten griff an.
Jetzt. Mit einem massiven Schlag
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