Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
die anderen standen.
    Kahlan zog einen von Chandalens Pfeilen mit flacher Spitze aus dem Köcher.
    »Mutter Konfessor!« kreischte Chandalen. »Den Schuß schaffst du nie! Den würde nicht einmal ich schaffen! Du mußt fliehen!«
    Sie verschwieg, daß der Zauberer ihr schneidende Schmerzexplosionen durch den Körper jagte und sie nicht fliehen konnte. Sie konnte sich gerade mit letzter Kraft noch auf den Beinen halten. »Orsk! Schaff sie raus! Sofort! Ich komme nach!«
    Ein weiterer Lichtblitz schleuderte weitere Steine umher und scheuchte die drei durch den Saal, angetrieben von Orsk.
    Kahlan stellte ein Knie auf den Boden, um einen festen Stand zu haben, als sie den Pfeil einlegte. Sie zog die Sehne an ihre Wange. Die Pfeilspitze lag waagerecht in ihrem Blickfeld. Sie konnte Ranson kaum erkennen, so weit entfernt war er, zudem trübte der Schmerz ihren Blick.
    Aber sie konnte ihn lachen hören, während er ungestüm magische Stöße durch ihren Körper jagte. Es klang wie Darken Rahls Lachen. Sie biß sich auf die Innenseite der Wangen, um die Schmerzen zu beherrschen, um den Schrei, der sich seinen Weg nach draußen bahnen wollte, zurückzuhalten. Ein stoßweises Wimmern ließ sich nicht unterdrücken.
    »Die Mutter Konfessor als Bogenschützin?« rief er ihr von weitem zu. Sein Lachen wurde vom Gestein, daß sie umgab, zurückgeworfen. »Eure Freiheit war nur von kurzer Dauer, Mutter Konfessor. Hoffentlich war sie Euch das wert. Ihr werdet eine Menge Zeit in der Grube verbringen und darüber nachdenken können.«
    Er war zu weit entfernt. Aus so großer Entfernung hatte sie noch nie einen Schuß abgegeben. Richard schon. Sie hatte ihn mit eigenen Augen dabei beobachtet. Bitte, Richard, hilf mir. Zeig mir, wie es geht, wie an jenem Tag. Hilf mir.
    Steinerne Ranken lösten sich neben ihr von der Wand, wanden sich peitschengleich um ihre Körpermitte und drückten zu. Der schneidende Schmerz ließ sie aufschreien.
    Sie riß den Bogen erneut hoch. Wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug, sagte sie sich. Ihre Arme zitterten. Sie konnte den Zauberer kaum erkennen. Er war zu weit entfernt. Die Ranken hielten sie fest umklammert. Sie konnte nicht fortlaufen, selbst wenn sie gewollt hätte.
    Hilf mir, Richard.
    Die nächste brutale Schmerzwelle kroch brennend ihre Beine hoch und durch ihren Körper. Tränen strömten brennend über ihre Wangen, während sie sich keuchend schüttelte. Sie konnte den Bogen nicht hochhalten.
    Ein Lichtbogen spannte sich um das Treppenhaus. Der Lärm war ohrenbetäubend. Gesteinssplitter pfiffen vorbei. Staubwolken stiegen auf, als eine Säule krachend in sich zusammenstürzte.
    In Gedanken hörte sie Richards Stimme: Du mußt schießen können, egal, was gerade geschieht. Nur du und das Ziel, das ist alles, was es gibt. Nichts anderes zählt. Du mußt in der Lage sein, alles andere abzublocken. Du darfst nicht daran denken, wieviel Angst du hast, oder was geschehen wird, wenn du das Ziel verfehlst. Du mußt in der Lage sein, den Schuß unter Druck abzufeuern.
    Sie mußte daran denken, wie er leise auf sie eingeredet hatte, ihr zugeflüstert hatte, das Ziel herbeizurufen.
    Mit einem Ruck kam das Ziel auf sie zu, so als stünde der Zauberer direkt vor ihr. Sie sah, wie Blitze flüssigen Lichts aus seinen Fingerspitzen zuckten.
    Sie konnte ihr Ziel sehen – die Erhebung an seinem Kehlkopf, die auf und ab tanzte, während er lachte. Sie ließ ihren Atem hinausströmen, so wie Richard es ihr beigebracht hatte. Der Pfeil fand die Rille in der Luft.
    Sachte wie der Atem eines Säuglings verließ der Pfeil den Bogen.
    Sie sah, wie die Federn sich vom Bogen lösten. Sie sah, wie die Sehne gegen ihr Handgelenk prallte. Die steinerne Ranke schlang sich um ihren Hals. Sie ließ das Ziel nicht aus den Augen. Sie beobachtete die Federn des Pfeiles im Flug. Der Schmerz, der sie innerlich zerriß, nahm mit dem Lachen des Zauberers zu.
    Plötzlich riß das Lachen ab. Kahlan hörte den dumpfen Aufprall, als die Pfeilspitze seine Kehle traf. Plötzlich ließ die steinerne Ranke von ihr ab, und Kahlan fiel nach vorn, auf Hände und Knie. Tränen tropften ihr vom Gesicht, während sie darauf wartete, daß der Schmerz nachließ. Er verschwand barmherzig schnell.
    Kahlan rappelte sich auf. »Zum Hüter auch mit dir, Zauberer Neville Ranson!«
    Es gab ein ohrenzersplitterndes Krachen, wie ein Blitzeinschlag, doch statt eines Lichtblitzes fegte eine Welle völliger Dunkelheit durch den Saal. Sie bekam eine

Weitere Kostenlose Bücher