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Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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darüber Bescheid.»
    Rosina seufzte ergeben, Wagner hatte erregt, doch immerhin mit gedämpfter Stimme gesprochen. So war das also mit der angeblich höchst diskreten Mission, mit der Magnus betraut worden war. Andererseits war Wagner eine Amtsperson, natürlich erfuhr er, was andere nicht erfahren sollten. Sie hatte von Anfang nicht verstanden, warum es so wichtig war, diese Angelegenheit mit größter Diskretion zu behandeln. Ihr war sie völlig alltäglich erschienen.
    «Zu Eurer Erinnerung, Wagner, der Mann heißt Friedrich Blanck. Leider hält Magnus sich auch mir gegenüber an das Gebot der Verschwiegenheit, wenn es denn gefordert ist. Ich habe nicht viel gefragt, dazu war er zu sehr in Eile. Die kurze Zeit bis zu seiner Abreise habe ich darauf verwandt, ihn zu überzeugen, mich mitzunehmen. Vergeblich, wie Ihr wisst. Wenn ich jetzt darüber nachdenke», sie blieb stehen, zögernd, als müsse sie überlegen, in die nun abzweigende, wenig einladende Poolstraße einzubiegen, «ja, wenn ich darüber nachdenke, gab es womöglich noch einen Grund für die eilige Verfolgungsjagd.»
    «Welchen?»
    «Ich habe keine Ahnung. Verbrechen sind Euer Metier.» Ob Wagner wollte oder nicht, diese Bemerkung ließ ihn grinsen. «Magnus ist nicht zum ersten Mal im Auftrag der Herren im Rathaus oder Commerzium unterwegs», erklärte sie weiter, «diesmal geht es allerdings nicht um inoffizielle diplomatische Botendienste, sondern schlicht um die Verfolgung Blancks, der mit einer beachtlichen Summe Geldes, insbesondere einem ganzen Stapel auf seinen Namen ausgestellter Wechsel nach Venedig gereist ist. Er soll dort für die Paulis Seide einkaufen und einen, besser zwei erfahrene Seidenweber anwerben. Ich dachte immer, die besten Weber findet man in Lyon. Jedenfalls, aus einem Grund, den ich nicht kenne, gehen Monsieur Pauli und die Herren im Commerzium nun davon aus, dass Blanck nicht so vertrauenswürdig ist, wie sie angenommen hatten. Das ist mein Wissensstand und offenbar auch der Eure.»
    Sie bogen in die quer durch das Neustädter Gängeviertel führende Straße ein, kein Sonnenstrahl erreichte die Tiefe zwischen den Hauswänden, sofort umfing sie muffiger Geruch. So viel Raum der Weg entlang der Innenseite des Walls geboten hatte, so beengt war es nun. Immerhin hatten sie genug Glück, um sich nicht an einer Kutsche oder einem hoch und zudem seitlich beladenen Fuhrwerk vorbeidrängen zu müssen, ein Unterfangen, das es unmöglich machte, jedem Kothaufen, jeder Morastpfütze auszuweichen, sie begegneten nur einem von zwei Hunden gezogenen Karren voller stinkender alter Lumpen, einer Handvoll geschäftig vorwärtsdrängender ärmlicher Leute, ein Bettler näherte sich in devoter Haltung, streckte seine Hand vor Rosina aus – und war blitzschnell verschwunden, als er den Weddemeister erkannte.
    «Und da schicken sie jemand extra auf diese weite Reise?», überlegte Wagner, er hatte den Bettler gar nicht bemerkt. «Es muss doch ungewiss sein, ob man ihn überhaupt noch antrifft. Wenn der Mensch tatsächlich betrügen will, kurz gesagt, nun ja, ich sage es mal so, die Wechsel einlösen und mit dem Geld verschwinden – wird er ohnedies längst über alle Berge sein.» Rosina ging nun schneller, leichtfüßig wie immer, Wagner hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten. «Ich meine, dann mag es doch einen noch gewichtigeren Grund geben, ihn zu verfolgen, als diese Wechsel.»
    «Meint Ihr etwa den Mord an einem Dienstmädchen? Nach dem zu urteilen, was ich bisher über die Paulis und ihre … Fürsorge für ihre Dienstbotin gehört habe, scheint mir, dass auch weniger bedeutende Wechsel als die, um die es hier geht, wichtiger sind. Ein anderer Grund fällt mir nicht ein. Glaubt mir, hätte ich geahnt, was ich beim Eislaufen entdecke, ich hätte Magnus mit Fragen gelöchert, bis er bereitwillig alles erzählt hätte. Wenn es denn etwas zu erzählen gibt. Aber wer weiß – fragt doch Monsieur oder Madam Pauli. Oder Claes Herrmanns, er war dabei, als Magnus’ Auftrag beschlossen wurde. Ich denke sogar, es war letztlich seine Idee, Magnus um diesen Dienst zu bitten. So hat er es ausgedrückt, ich würde sagen: ihm das Vergnügen dieser Reise zu verschaffen. Ha! Ich hoffe, in Venedig erwartet ihn alle Tage Hochwasser und Nebel. Und eine verlauste Unterkunft. Saurer Wein und ranziges Hammelfett!»

Kapitel 8
    Zur selben Zeit in Venedig
    Magnus blinzelte in den Schimmer zahlloser Kerzen und bemühte sich, das einladende Dekolleté der ihm

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