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Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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in Magnus’ Ohr, habe den Gesuchten, diesen Blanck, getroffen, er könne Auskunft geben. Als alter Freund sei er absolut glaubwürdig, wirklich verlässlich, Magnus könne ihm da ganz vertrauen. Dann führte er die beiden durch eine nur für Eingeweihte sichtbare Tür in ein Kabinett und überließ sie ihrem Gespräch.
    Als Magnus spät in dieser Nacht neben der von vier Männern getragenen Sänfte ging, in der Hobson schnarchte, überlegte er immer noch, was er von den Auskünften von Signore Garanello halten, und besonders, was er danach entscheiden sollte. Der ein wenig strenge italienische Herr besaß einen der Wechsel aus dem Hause Pauli. Blanck, hatte er erklärt, ja, so habe der Mann geheißen, Friedrich Blanck. Der Name habe auch auf dem Wechsel gestanden, es sei somit rechtens gewesen, ihn dafür auszuzahlen. Warum hätte er so dumm sein sollen, es sonst zu tun?
    Allerdings war er – warum auch immer – nicht bereit gewesen, die Summe zu nennen, die Blanck eingestrichen hatte. Nur eines war ganz klar: Mit dem Seidenhandel oder der Vermittlung gut ausgebildeter und erfahrener Seidenweber hatte der Signore absolut nichts zu tun. Als Magnus Hobson später nach dessen Profession fragte, hatte der nur gegrinst und erklärt, auf manche Fragen bleibe man die Antwort besser schuldig, gerade in Venedig. Jedenfalls sei Garanello – der vielleicht auch anders heiße, wer außer ihm selbst wisse das schon?– ein Experte in Sachen Informationen. Welche Geschäfte er sonst betreibe, wolle er, Hobson, gar nicht wissen. Das könnte sich schnell als ungesund erweisen. Denke er sich mal.
    Nun spazierte Magnus also neben der Sänfte her, blickte mal wieder zum Mond auf, seufzte und beschloss, es zu tun. Er würde es tun! Er wollte noch einige Tage bleiben, bis die Nürnberger zurück waren, und sie befragen. Wenn sich dann keine neue Sicht der Angelegenheit ergab, wovon er nun überzeugt war, würde er nach Mestre übersetzen, ein wirklich gutes Pferd mieten und nach Süden reiten. Er konnte doch nicht einfach umkehren, dazu unverrichteter Dinge, nur weil Blanck mit dem größeren Rest der Wechsel ein paar Meilen weitergereist war.
    Signore Blanck, hatte Hobsons geheimnisvoller Informant erklärt, habe Venedig verlassen, in seiner Begleitung sei eine junge Dame – eher keine Dame, eine Signorina eben, eine Norddeutsche. Recht hübsch, wenn man die schlichte Art möge, aber unbedeutend. Wohin? Nach Rom. Aber ja, natürlich sei er sicher. Würde er es sonst sagen?
    Magnus machte einen kleinen freudevollen Satz. Die Sänftenträger blickten sich nach ihm um, nur kurz, sie waren Ärgeres gewöhnt. Er wollte nach Rom reiten. Siebzig Meilen, was war das schon? Es hieß, die Straßen dorthin seien recht gut, es war Frühling und – er würde Rom sehen.

    Freitagvormittag, 26. März
    Rosina fröstelte. Dabei hatte die Sonne an diesem Märzmorgen entschieden, alles zu geben, was sie vermochte. Sie tauchte die Stadt in ein mildes Licht, und wenn ihr nicht gerade ein aufmüpfiger Wind in die Parade fuhr, wärmte sie bereitwillig Menschen, Tiere und Gewächse. In den Gärten innerhalb wie außerhalb der Tore wurde das Erdreich weich, und alles, was darin ungeduldig gewartet hatte, vom Huflattich bis zur Narzisse, drängte endlich seine grünen Spitzen ins Licht. Schneeglöckchen, längst überfällig, spreizten gleichsam über Nacht ihre zarten Blütenblätter, der Gesang der Vögel übertönte den Lärm der Stadt, der Kutschen und Fuhrwerke, der Schmiede- und Kupferhämmer, das Geschrei der Menschen, nicht zuletzt das Rattern und Quietschen einiger Kranwinden am Hafen.
    Noch war die Elbe nicht eisfrei, aber allzu lange konnte es nicht mehr dauern, bis zumindest die ersten Ewer sich zwischen die Schollen wagen konnten. Die meisten Schiffer warteten einige Tage länger, bis sie Segel setzten. Das so träge wirkende Treibeis hatte große Kraft, und seine Schollen konnten scharf wie Messer sein und selbst vom gefräßigen Bohrwurm verschonten Schiffswänden gehörig zusetzen.
    Natürlich waren die Schiffer und die Kaufleute weitaus ungeduldiger als die grünende und blühende Natur, wochenlang Schiffe im Hafen und Waren in den Speichern – das bedeutete kein Geschäft, sondern Verlust. So war diese Märzsonne wirklich allen eine Freude. Der lange Frost hatte jegliches Leben aufgehalten und niedergedrückt, nun schlug es sich vehement Bahn. Da, wo Fleete, Elbe und Alster schon vom Eis befreit waren, ließ das helle Licht das Wasser

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