Die Schwestern von Rose Cottage: Ashley (German Edition)
sich ziemlich mitgenommen. Nun, das war aber auch zu erwarten gewesen. Wenn sie erst einmal richtig ausgeschlafen hätte, würde sie sich wahrscheinlich wie neugeboren fühlen. Vermutlich wäre sie dann versucht, alle fünf Minuten in der Kanzlei anzurufen, um sicherzugehen, dass ihre Fälle auch richtig bearbeitet wurden. Da sie ihre Kollegen damit jedoch bestimmt nerven würde, musste sie alles tun, um dieser Versuchung zu widerstehen.
Sie seufzte, stellte ihren Laptop auf den Tisch und legte Block und Stift direkt daneben. Sie hatte sich wirklich beherrschen müssen, um ihre Gesetzesbücher zurückzulassen, aber schließlich konnte sie noch jede Menge Informationen aus dem Internet holen. Sie würde einige Fakten über demnächst anstehende Fälle klären und die Notizen dann zu gegebener Zeit an ihre Kollegen weiterleiten.
Allein der Gedanke, wenigstens ein paar Dinge tun zu können, gab ihr das Gefühl, ihr Leben wäre nicht vollkommen außer Kontrolle geraten.
Kaum jedoch betraten ihre Schwestern die Küche, räumten sie Laptop und Schreibzeug vom Tisch und verstauten beides – trotz Ashleys Protest – in einer Einkaufstüte.
„Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid?“, schnaubte Ashley und versuchte, ihnen die Tüte zu entreißen. „Das ist mein Haus! Das sind meine Sachen!“
„Es ist Großmutters Haus“, verbesserte Maggie gelassen.
„Wenn du jetzt anfängst, jedes meiner Worte auf die Goldwaage zu legen, bin ich sofort weg“, fauchte Ashley.
„Nein, das bist du nicht“, beruhigte Melanie sie. „Du weißt selbst, dass dies hier im Moment der beste Ort für dich ist.“
„Und deine kostbaren Besitztümer werden bei mir in Sicherheit sein“, versprach Maggie. „Wenn du nach Boston zurückfährst, wirst du alles wieder zurückbekommen.“
„Wenn ich meine geistige Gesundheit nicht riskieren will, brauche ich sie aber“, protestierte Ashley.
„Vergiss es“, erwiderte Maggie streng. „Und wenn wir schon dabei sind. Dein Handy kannst du uns auch gleich noch aushändigen.“
Ashley fühlte, wie aufsteigende Panik ihr die Kehle zuschnürte. „Komm schon, Maggie“, bettelte sie. „Gib mir meine Sachen zurück. Und das Handy muss ich unbedingt behalten. Was ist, wenn jemand mich erreichen will?“
Maggie warf ihr einen sarkastischen Blick zu. „Glaubst du ehrlich, dass es in Boston außer Mom und Dad einen Menschen gibt, der unbedingt mit dir reden will? Du willst nur den Kontakt mit der Kanzlei wahren, und der ist im Moment verboten.“
„Schließlich bist du im Urlaub. Du sollst ausspannen“, erinnerte Melanie sie, während sie den Stapel Lektüre betrachtete, den Ashley auf ein Regal gelegt hatte. „Entschuldige, aber das hier muss ich auch mitnehmen.“ Sie nahm erst den Stapel Bücher, griff dann in Ashleys Tasche, wühlte ein wenig darin herum und holte das Handy heraus.
Finster blickte Ashley ihre Schwestern an. „Und was soll ich verflixt noch mal drei Wochen lang hier machen?“
Melanie kicherte. „Du sollst dich entspannen. Ich weiß, dass das im Moment noch ein Fremdwort für dich ist, aber du wirst schon noch begreifen, worum es geht.“
„Ich kann doch nicht den ganzen Tag hier herumsitzen und gar nichts tun“, protestierte Ashley. „Dabei werde ich ja verrückt!“
„Das haben wir auch mal geglaubt“, beruhigte Maggie sie und reichte ihrer Schwester eine große Tasche mit Videos und Taschenbüchern. „Komödien und Liebesromane“, verkündete sie.
Ashley stöhnte. „Du lieber Himmel, was habt ihr vor, mir anzutun?“
„Wir versuchen, etwas Gleichgewicht in dein Leben zu bekommen“, erklärte Melanie. „Es gibt außerdem eine Menge Arbeit im Garten zu erledigen. Die Tulpen- und Narzissenzwiebeln müssen etwas gelichtet werden, und ich habe neue Blumenzwiebeln für den Vorgarten gekauft, die noch gesetzt werden müssen.“
„Wir haben Spätsommer, nicht Frühling“, erinnerte Ashley ihre Schwester verwirrt. „Sollte man nicht besser im Frühling pflanzen?“
„Keine Zwiebeln. Die kommen doch schon sehr früh im Jahr. Vertrau mir, die Gartenarbeit wird dir guttun. Es ist unglaublich, wie heilsam körperliche Arbeit in der Sonne ist. Deine Probleme werden im Nu viel kleiner.“
„Außer im Fitnessstudio arbeite ich nie körperlich“, entgegnete Ashley, schaute auf ihre makellos manikürten Fingernägel und schüttelte sich bei dem Gedanken, wie ihre Hände wohl nach der Gartenarbeit aussehen könnten.
„Gartenarbeit ist besser als jedes
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