Die Schwestern von Rose Cottage: Jo (German Edition)
Minenfeld zu durchqueren, das sie selbst gelegt hatte. „Nein danke, aber du kannst gerne einen trinken, wenn du möchtest“, antwortete sie deshalb.
Er zuckte die Schultern. „Mir reicht auch ein Bier. Hast du eins im Kühlschrank?“
„Es müsste Bier da sein“, meinte sie und öffnete die Kühlschranktür. Es standen sogar mehrere darin. Sie holte ein Bier heraus, öffnete die Flasche und reichte sie ihm. „Möchtest du ein Glas?“
„Nein. Ich trinke direkt aus der Flasche.“ Er schaute sie an. „Kann ich dir bei irgendetwas helfen?“
„Die Soße ist fertig. Du kannst die Spaghetti abgießen, wenn du willst“, wies sie ihn an und deutete auf das Sieb in der Spüle.
Er stellte die Bierflasche ab, hob den schweren Topf hoch und schüttete das kochende Wasser und die Spaghetti in das Sieb. Zumindest versuchte er es, denn die Hälfte der Pasta landete in der Spüle.
Jo lachte, als er versuchte, noch einen Teil davon zu retten. „Lass nur“, meinte sie. „Ich habe mehr als genug gekocht. Wir werden nicht verhungern.“
Er warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du hast mich nicht gewarnt, wie glitschig diese Dinger sind.“
„Hast du denn noch nie zuvor Pasta gekocht?“
„Doch“, meinte er, „aber nur aus der Dose.“
Jo verdrehte die Augen. „Bitte, lass Maggie nie erfahren, was du gerade gesagt hast, sonst verliert sie jeglichen Respekt vor dir. Sie findet es schon abscheulich genug, dass ich meine Pasta nicht selbst mache, sondern fertig kaufe.“
„Wenn Davey Spaghetti essen will, gehen wir ins Restaurant“, verteidigte sich Pete. „Für mich allein reicht das Zeug aus der Dose.“
„Dann sehen wir mal, ob du nach dem Abendessen immer noch so denkst“, erwiderte Jo.
Wenig später beobachtete Jo, wie Pete sehr geschickt Spaghetti auf die Gabel drehte und dann die Soße probierte, die nach einem alten Rezept ihres italienischen Vaters zubereitet war. Maggie war die Einzige der Schwestern, die wirklich gut kochen konnte, aber die anderen drei verstanden zumindest, diese Soße zuzubereiten, womit sie ihre Gäste stets beeindruckten. Pete war da keine Ausnahme. Er betrachtete sie jetzt mit einem Gesichtsausdruck, der an Ehrfurcht grenzte.
„Ich glaube, ich liebe dich“, hauchte er bereits nach dem ersten Bissen.
Jos Puls schnellte in die Höhe, doch sie ignorierte das. „Ich werde dir den Rest mit nach Hause geben. Du kannst ihn einfrieren und sie deinem Sohn bei seinem nächsten Besuch vorsetzen.“
„Wenn du glaubst, dass ich diese Soße an ein Kind verschwende, das Erdnussbutter-Sandwichs liebt, dann hast du dich geirrt. Das wäre glatte Verschwendung!“
„Ich habe sie auch einem Mann serviert, der offensichtlich Spaghetti aus der Dose isst“, erinnerte Jo ihn spöttisch.
„Diese Zeiten sind vorbei“, stieß er mit Überzeugung hervor. „Ich werde mindestens ein Mal die Woche hier erscheinen, um bei dir Spaghetti zu essen. Diese Klausel werde ich in unseren Arbeitsvertrag setzen.“
Sie aßen eine Weile schweigend, bis Jo den Mut fand, das Thema anzuschneiden, das sie bisher vermieden hatte.
Sie schluckte nervös. „Erzähl mir von deinem Sohn“, bat sie schließlich.
Petes Augen leuchteten sofort auf. „Er ist wundervoll. Manchmal schaue ich ihn an und kann es nicht fassen, dass ich bei der Entstehung eines so großartigen Kindes Anteil hatte.“
Ein dicker Kloß saß plötzlich in ihrer Kehle, und sie musste sich räuspern. „Sieht er dir ähnlich?“, fragte sie dann.
„Er sieht so aus, wie ich als Kind ausgesehen habe. Das gleiche dunkle Haar und die gleichen dunklen Augen, das gleiche eigenwillige Kind.“
Jo lächelte, als sie an die wenigen Kinderfotos dachte, die sie von ihm gesehen hatte. „Hast du ein Bild von ihm dabei?“
„Klar.“ Er holte seine Brieftasche heraus, zog ein Foto hervor und reichte es ihr. „Das ist ein Schulfoto. Er ist in der ersten Klasse. Glaub mir, er sieht nicht immer so ordentlich gekämmt und sauber aus. Bereits ein paar Sekunden nachdem sie das Foto gemacht hatten, hing sein Hemd schon wieder aus der Hose. Typisch Davey. Er ist kaum fünf Minuten aus der Badewanne, und schon sieht er wieder aus, als ob er eine Schlammschlacht hinter sich hätte.“
Jo nickte nur. So oft hatte sie sich in den letzten Jahren gefragt, wie Petes Kind wohl wäre. Ein Teil von ihr hatte respektiert, dass er der Mutter des Kindes nicht den Rücken zugewandt hatte, obwohl sie, Jo, deswegen unendlich gelitten hatte. Wie sehr hatte
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