Die Schwestern von Rose Cottage: Jo (German Edition)
hin und her gerissen fühlt. Deswegen habe ich bisher noch nicht um das Sorgerecht gekämpft. Er braucht uns beide. Und solange es ihm bei ihr gut geht, wird er von mir nie ein böses Wort über seine Mutter hören.“
„Aber wenn sie ihre Abmachungen nicht einhält …“, begann Jo.
„Ich komme schon mit ihr klar“, unterbrach Pete sie. „Wir müssen deswegen nicht auch noch vor Gericht.“
Jos Respekt für ihn wuchs. „Du bist ein guter Mann, Pete. Ich hoffe, sie weiß, was für einen Schatz sie weggeschmissen hat.“
Er lachte, doch es klang vornehmlich bitter. „Ich denke, sie wird das anders sehen.“ Er schaute Jo an. „Aber jetzt haben wir genug von mir geredet. Erzähl mir, was mit dem Mann passiert ist, der so dumm war, dich im Regen stehen zu lassen.“
Resigniert sah sie ihn an. „Du meinst den Mann außer dir?“
Er zuckte zusammen. „Au, das habe ich verdient.“
„Das hast du“, pflichtete sie ihm bei. „Aber ich verspreche dir, dass ich damit aufhören werde. Es hat keinen Sinn, immer wieder die Vergangenheit heraufzubeschwören.“
„Ich bin ja mal gespannt, ob du das schaffst“, erklärte er. „Aber jetzt erzähl mir bitte etwas von deiner Geschichte.“
„Ich bin nach Hause gekommen und fand ihn mit einer anderen Frau im Bett. Das ist die Kurzfassung“, berichtete sie tonlos.
Jo hatte geglaubt, dass dieses Bild sich für immer in ihr Gedächtnis eingebrannt hätte, aber seltsamerweise hatte sie kaum noch eine Erinnerung daran. Das Geschehene spielte fast keine Rolle mehr, und das hatte sie Pete zu verdanken.
Er schaute sie aufmerksam an. „Möchtest du, dass ich ihm eine Tracht Prügel verabreiche?“
Lächelnd schüttelte Jo den Kopf. „Das ist ein verlockendes Angebot, aber Ashley hat mir diesen Vorschlag bereits gemacht. Ich habe allerdings dankend abgelehnt.“
„Ich bin stärker und brutaler.“
Jo brach in Lachen aus. „Du kennst meine Schwester nicht.“
„Es ist schön, dich lachen zu hören, Jo“, meinte er und wurde plötzlich wieder ernst.
„Es ist gut, wieder etwas zu lachen zu haben“, erwiderte sie. „Ich dachte schon, ich hätte meinen Sinn für Humor zusammen mit meinem Verlobten verloren.“
„Das wäre eine echte Tragödie“, fand Pete.
Ihre Blicke begegneten sich, und Jo spürte erneut, wie Verlangen in ihr aufstieg. „Ja, da hast du recht.“
„Ich hätte dich dann immer noch zum Lachen bringen können“, meinte er.
„Du hast mich aber auch schon zum Weinen gebracht.“
„Und das ist etwas, was ich bis an mein Lebensende bereuen werde“, versicherte er.
„Konzentrieren wir uns ab jetzt auf das Lachen!“, sagte Jo und hob ihr Glas zum Prost.
Pete hob seine Bierflasche und stieß mit ihr an. „Auf das Lachen!“
Doch selbst während sie diesen Pakt schlossen, wusste sie, dass es keine Garantie für sie gab. Das Einzige, was an der Zukunft sicher war, war ihre Unberechenbarkeit. Um nichts in der Welt hätte sie es für möglich gehalten, dass sie eines Tages noch mal mit Pete im Rose Cottage zu Abend essen würde. Mehr noch, sie konnten sogar wieder miteinander lachen. Das war nicht nur unberechenbar, das grenzte fast an ein Wunder.
6. KAPITEL
A uf der Fahrt nach Hause verfluchte Pete sich selbst dafür, dass er seine Ehe auch nur andeutungsweise erwähnt hatte. Bis zu diesem Abend hatte er eine eiserne Regel eingehalten. Er sprach einfach nicht darüber. Mit niemandem. Was für einen Sinn sollte das auch haben? Es war fertig und vorbei! Niemand brauchte die schmutzigen Details zu kennen. Er hatte sich immer eingeredet, dass er um seines Sohnes willen den Mund halten würde, aber es steckte mehr dahinter: Im Grunde wollte er nicht, dass jemand erfuhr, wie sehr er alles vermasselt hatte.
An diesem Abend hatte er seinen eigenen Schwur gebrochen, und er bereute das. Es wäre schon schlimm genug gewesen, wenn er es irgendeinem Menschen erzählt hätte, aber nein, er musste ausgerechnet bei der Frau den Mund aufmachen, die unter seinem verantwortungslosen Verhalten so sehr gelitten hatte. Auf der anderen Seite hatte er Jo diese Erklärung lange geschuldet. Endlich war er ehrlich zu ihr gewesen.
Wenn sie eine zweite Chance haben wollten, musste Jo die ganze Geschichte kennen. Da die starke Anziehung zwischen ihnen noch immer nicht gestorben war, sollte er froh sein über jede Minute, die er mit ihr zusammen verbringen durfte. Vielleicht gab es für sie doch noch eine Möglichkeit, den Traum, den sie einst hatten, zu
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