Die Schwestern von Rose Cottage: Jo (German Edition)
Das gibt dem Ganzen doch einen besonderen Charme, findest du nicht?“
„Du hast völlig recht“, fand auch Jo. „Ich würde es genauso machen.“
Pete musste sich zusammennehmen, um ihr nicht zu verraten, dass sie ihn inspiriert hatte. Er wollte sie nicht daran erinnern, wie oft sie in jenem vergangenen Sommer in Gedanken ihr Traumhaus gebaut hatten.
„Und wie viele Zimmer sind oben?“, fragte sie.
„Fünf. Das meiste ist noch im ersten Stock und hier in der Küche zu tun.“
„Ich möchte trotzdem nach oben gehen. Darf ich?“
„Natürlich.“
Dieses Mal ließ er sie allein gehen. Er blieb am Küchenfenster stehen, blickte hinaus auf die Bucht und dachte darüber nach, wie viel Mühe er sich gemacht hatte, die Küche und dieses Fenster so auszurichten, dass die Morgensonne hier einfiel. Über sich hörte er Jos Schritte und hin und wieder einen begeisterten Ausruf. Ihre Begeisterung füllte sein Herz mit Freude – und ein wenig auch mit Bedauern.
Dieses Haus hätte ihres sein können. Sie hätten jedes Detail zusammen entwickeln können, aber er hatte alles allein machen müssen. Wahre Freude hätte es ihm allerdings nur gemacht, wenn sie vom Wasserhahn bis zu den Fliesen, vom Parkettboden bis hin zum Deckenventilator alles gemeinsam ausgesucht hätten.
Dennoch konnte er nicht leugnen, dass er stolz war, so etwas gebaut zu haben. Er konnte kaum ihre Reaktion auf das zweite Haus abwarten. Bei dem war er noch getreuer jenen Vorstellungen gefolgt, die sie einst zusammen entwickelt hatten. Obwohl sie seit Langem getrennt waren, hatte er bei der Fertigstellung dieses Hauses das Gefühl gehabt, Jo wäre ihm zur Seite gewesen.
„He, es ist kalt hier“, rief er schließlich. „Wirst du irgendwann mal wieder herunterkommen und dich um den Job kümmern, für den ich dich angeworben habe?“
Jo kam mit glühenden Wangen die Treppe herunter. „Das ist vielleicht eine Badewanne, die du da oben für das Hauptschlafzimmer installiert hast“, zog sie ihn auf.
„Groß genug für zwei“, bestätigte er.
„Das Paar, das hier einzieht, kann sich glücklich schätzen.“
Er lächelte. „Da hast du recht. Aber können wir jetzt nach draußen gehen?“
„Ich muss noch meinen Block aus dem Truck holen, damit ich mir ein paar Skizzen machen kann.“
Pete nickte. „Wir treffen uns dort hinten bei der Eiche. Warte, bis du diesen Baum im Sommer gesehen hast. Er ist eine Wucht!“
Etwas von dem Glanz in ihren Augen erlosch. „Das werde ich wohl kaum erleben“, entgegnete sie. „Wahrscheinlich bin ich da schon wieder in Boston, aber ich bin froh, dass du diesen Baum nicht gefällt hast. Viele Bauunternehmer holzen einfach alles ab.“ Zu seiner Überraschung stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. „Es ist so lieb von dir, dass du an diesen Baum gedacht und ihn gerettet hast.“
Jo war gegangen, noch bevor er reagieren konnte. Langsam ging er zu der Eiche hinüber, der er diesen unerwarteten Kuss zu verdanken hatte, und lehnte sich gegen ihren dicken Stamm. „Danke“, murmelte er und kam sich vor wie ein Narr.
Obwohl die Sonne schien, war die Meeresluft eiskalt. Pete begann zu frieren, während er auf Jo wartete, und als sie nach einigen Minuten immer noch nicht auftauchte, ging er auf die Suche nach ihr.
Sie stand vor dem Truck, den Block hatte sie auf die Kühlerhaube gelegt, und mit leichter Hand machte sie Skizzen. Er ging zu ihr hinüber und schaute ihr über die Schultern.
Pete sah, dass sie Kletterrosen gezeichnet hatte, die sich die Verandabrüstung hinaufrankten. Rechts von der Veranda befand sich ein Teich, der von den verschiedensten blühenden Büschen umgeben war.
Als Jo ihn bemerkte, blinzelte sie erstaunt. „Wo kommst du denn her?“
„Von hinten. Ich hatte auf dich gewartet.“
„Oh, entschuldige“, erwiderte sie, „aber mich hat die Inspiration gepackt, und ich wollte meine Ideen sofort aufs Papier bringen. Ich denke an einen Wildblumengarten dort drüben und an ein Vogelbad. Das wird Schmetterlinge und Vögel anziehen, die man dann von der Terrasse aus beobachten kann. Was hältst du davon?“
„Es gibt tatsächlich Menschen, die Zeit haben, Vögel und Schmetterlinge zu beobachten?“
Sie lachte. „Wir haben das auch mal getan.“
Er nickte nachdenklich und wies dann auf ihre Zeichnung. „Und was ist das?“
„Dieses Haus braucht einen weißen Holzzaun und einen Torbogen, an dem sich Blumen hochranken können. Das gibt einen schönen altmodischen
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