Die Schwestern von Rose Cottage: Jo (German Edition)
„Ich erinnere mich daran, wie du am Morgen ausgesehen hast – so wunderhübsch und zerzaust. Du warst damals schon genau so eine Schlafmütze wie heute.“ Leicht berührte er ihre Lippen mit dem Zeigefinger. „Und ich erinnere mich daran, wie du nach Blaubeeren und Zucker geschmeckt hast. Ich war richtig süchtig danach.“
Jetzt berührte er Jos Lippen vorsichtig mit seinem Mund und fuhr mit der Zunge zärtlich über ihre Unterlippe. Jo hatte das Gefühl, der Boden unter ihren Füßen wäre ins Schwanken geraten.
„Pete“, protestierte sie zaghaft.
„Was ist, Jo?“
„Wir können nicht dorthin zurückgehen“, flüsterte sie, obwohl sie den Blick nicht von ihm abwenden konnte. „Es ist zu viel passiert.“
„Wir sollten also so tun, als ob wir keine Vergangenheit hätten?“
Sie holte tief Luft. „Ich denke, das wäre das Beste.“
„Ich halte das aber nicht für möglich.“
Wenn Jo ehrlich zu sich war, fand sie das ebenfalls kaum möglich, aber das würde sie ihm nicht eingestehen. Er brauchte sie nur zu berühren, und das alte Verlangen war da mit all den Erinnerungen, die sie an ihn hatte. Ach, was dachte sie da, sie brauchte ihn doch bloß anzuschauen!
„Wie wäre es mit einem Kompromiss? Ich werde nicht mehr über die Vergangenheit reden, wenn du es nicht tust“, schlug sie vor. „Wir brauchen ja nicht so zu tun, als ob nie etwas zwischen uns gewesen wäre. Wir sollten es nur nicht mehr auseinanderpflücken. Das haben wir gestern Abend schon getan, und das reicht.“
Pete sah immer noch nicht sehr überzeugt aus. „Dann glaubst du, dass es nichts mehr darüber zu sagen gibt?“
Jo nickte. „Nichts.“
Er sah aus, als ob er ihr widersprechen wollte, aber dann schien er es sich überlegt zu haben. „Also gut, wenn du das kannst, kann ich es auch.“ Er wandte sich von ihr ab und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Ich werde noch eine weitere Stunde an der Veranda arbeiten, dann sollten wir zu dem Haus fahren, von dem ich dir erzählt habe. Kannst du dann fertig sein?“
„Sicher“, meinte sie.
Pete verließ die Küche, und Jo stellte die Kaffeemaschine an. Dann sank sie erschöpft auf einen Stuhl. Gedankenverloren nahm sie einen Donut in die Hand. Nach einem Bissen wurde ihr jedoch klar, dass sie gar nicht merkte, was sie da aß, und legte ihn wieder auf den Tisch. Warum sollte sie etwas so Köstliches verschwenden?
Auch der Kaffee, den sie sich einschenkte, hatte einen bitteren Nachgeschmack. Pete hatte ihr mit seinem Gespräch gründlich den Morgen verdorben, der eigentlich so gut angefangen hatte. Finster schaute sie zur Veranda hinaus, wo er bereits wieder eifrig hämmerte.
Sie wollte sich nicht so unwohl fühlen. Am Abend zuvor hatten sie so natürlich miteinander umgehen können. Heute lag schon wieder eine unangenehme Spannung in der Luft. Warum hatte sie nur diesen Unsinn über die Vergangenheit gesagt. Wie sollten sie beide all das Geschehene vergessen können? Im Grunde wusste Jo, dass die Dinge nur noch mehr Raum einnahmen, wenn sie nicht ausgesprochen wurden.
Entschlossen goss sie Pete eine Tasse Kaffee ein, ging hinaus und reichte sie ihm.
„Danke“, war alles, was er sagte.
„Gern geschehen.“ Sie schluckte nervös. „Es tut mir leid.“
„Was?“
„Dass ich mich eben so dumm verhalten habe.“
Er lächelte, und die Spannung löste sich auf. „Du? Niemals. Du warst immer das klügste Mädchen in der ganzen Gegend.“
„Vielleicht haben meine geistigen Fähigkeiten mit der Zeit nachgelassen?“, meinte Jo. „Ich weiß, dass wir nie so tun können, als ob es die Vergangenheit nicht gegeben hätte. Gestern Abend hatten wir beschlossen, uns auf das Lachen zu konzentrieren. Ginge das vielleicht immer noch?“
„Klar.“ Er betrachtete sie über den Rand seiner Kaffeetasse. „Kennst du einen guten Witz?“
Jo lächelte. „Nicht einen.“
„Ich auch nicht … zumindest keinen, den ich einer Lady erzählen könnte.“
Sie zuckte die Schultern. „Macht nichts. Mir ist kalt, ich gehe lieber wieder ins Haus. Ich wollte nur, dass zwischen uns alles wieder gut läuft.“
Mit dem Zeigefinger hob er leicht ihr Kinn an. „Es läuft alles bestens.“
Sie fühlte, wie tief aus ihrem Inneren ein Lächeln aufstieg. „Das ist gut zu wissen.“
„Oh, Jo D’Angelo, du bringst mich ganz durcheinander.“
Sie lächelte immer noch, während sie sich abwandte und rasch ins Haus zurückging. Als sie sich noch mal kurz umdrehte, um die Tür zu
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