Die Schwestern von Rose Cottage: Jo (German Edition)
verbringen.“
„Aber …“
„Versuch nicht, etwas dagegen zu unternehmen, Kelsey, ich warne dich!“
„Na gut, meinetwegen.“
„Sieh es doch einfach so. Du kannst ausgehen, während ich mich um den Jungen kümmere.“ Mit diesen Worten knallte er den Hörer auf und holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. Doch noch bevor er den ersten Schluck genommen hatte, goss er es in die Spüle. Sich zu betrinken war keine Lösung. Es hatte nicht geholfen, als seine Ehe auseinanderbrach. Es würde auch jetzt nicht helfen.
Das Einzige, was seine Laune wieder etwas heben könnte, wäre, Jo zu sehen. Er konnte aber an diesem Abend unmöglich noch mal zu ihr hinausfahren. Dieses hier war ein Problem, das er nicht auf ihre Schultern abladen konnte. Sie hatte es nicht verdient, da mit hineingezogen zu werden. Es wäre, als ob er Salz in eine alte Wunde reiben würde.
Bis zum Morgen waren es nur noch wenige Stunden, bis dahin würde er durchhalten. Dann würde er eine Tüte Blaubeer-Donuts kaufen, die hatte Jo früher immer so gerne gegessen, und damit würde er in der Morgendämmerung vor ihrer Tür stehen. Vielleicht würde sein Schmerz dann vergehen, und sie würde sich so über die Donuts freuen, dass er sie noch mal küssen durfte.
Das erste Mal, seit Davey angerufen hatte, musste er lächeln. Das war wirklich etwas, worauf er sich freuen konnte!
Jo war noch im Halbschlaf, als sie Petes Truck vorfahren hörte. Sie blinzelte zum Wecker hinüber und sah, dass es erst halb sieben war. Mit einem Stöhnen ließ sie sich wieder in die Kissen fallen. Obwohl es noch unverschämt früh war, hämmerte er bereits draußen herum. Sie war überrascht, dass er in der Dunkelheit überhaupt etwas zustande brachte.
Das schien ihn allerdings nicht aufzuhalten. Da der Lärm nicht aufhörte, stand sie widerwillig auf und ging ins Badezimmer. Rasch duschte sie, zog sich Jeans und einen warmen Pullover an, fuhr sich kurz mit den Händen durch das noch feuchte Haar und ging dann auf Socken hinunter, um ihre Schuhe zu suchen. In dem Moment, als sie die Treppe hinunterging, klopfte es an der Haustür, und Pete steckte den Kopf herein.
„Bist du wach?“
Jo musste über seine Frage lachen. „Als ob jemand schlafen könnte bei dem Radau, den du da draußen veranstaltest. Was machst du denn da bloß?“
„Ich habe angefangen, die neuen Bohlen festzunageln.“
„Im Dunkeln?“
„Ich konnte genug sehen.“ Er schaute sie an und lächelte. „Du bist keine Frühaufsteherin, nicht wahr?“
„Nur, wenn es unbedingt sein muss.“
Er hielt ihr eine Tüte vor die Nase. „Wird das helfen?“
Sie schnupperte und nahm den köstlichen Duft von Donuts und Blaubeeren wahr. „Wahnsinn!“, rief sie aus, riss ihm die Tüte aus der Hand und schaute hinein. „Ich kann es nicht fassen, dass die Bäckerei diese Donuts immer noch macht.“
„Ja, und sie kommen frisch aus dem Ofen. Ich bin auf dem Weg hierher dort vorbeigefahren und habe Helen überredet, mir schon ein paar zu verkaufen.“
„Du bist wirklich ein Genie.“
„Kaum. Aber vergibst du mir jetzt wenigstens, dass ich dich so früh aus dem Bett geworfen habe?“
„Das hängt davon ab.“ Sie schaute erneut in die Tüte und zählte. „Sechs Stück“, zählte sie und lächelte. „Ja, ich kann dir verzeihen.“
„Wirst du mir was abgeben?“
„Muss ich?“
Pete lachte. „Nein. Du hast Glück, ich habe mir selbst zwei Stück gekauft.“
Sie holte den ersten Donut heraus, sog genüsslich den Duft ein und biss hinein. Seit Jahren hatte sie nichts derart Gutes mehr gegessen.
„Oh, nein“, murmelte sie nach dem ersten Bissen. „Die sind himmlisch.“
„Ist deine Schwester, die Gourmetköchin, darüber unterrichtet, dass du für Blaubeer-Donuts alles tun würdest?“
Jo nickte. „Und das ist für sie sehr schmerzlich. Maggie hat sogar schon versucht, sie selbst zu backen. Aber so wie Helen hat sie die Donuts nie hinbekommen.“ Jo warf ihm einen fast scheuen Blick zu. „Es ist erstaunlich, dass du dich noch an diese Vorliebe von mir erinnern kannst.“
„Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, an was ich mich alles noch erinnern kann“, erwiderte er so verführerisch, dass ihr Herz einen Satz machte.
„Pete, sag nicht immer solche Dinge“, bat sie, als ob sie das Prickeln zwischen ihnen verhindern könnte.
„Warum? Es ist wahr. Ich erinnere mich an alles, was wir in jenem Sommer zusammen erlebt haben.“ Er trat näher und sah ihr tief in die Augen.
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