Die Schwestern von Rose Cottage: Maggie (German Edition)
hinüber und wusste, dass sie seine Taktik durchschauen würde. Aber sie antwortete trotzdem.
„Ich glaube, dass meine Eltern genau wie die Kellers auch noch mit achtzig sehr glücklich miteinander sein werden“, erklärte sie. „Allerdings hörte ich, dass am Anfang ihrer Ehe niemand ihnen auch nur ein Jahr gegeben hätte. Meine Mutter ist eine typische Südstaatlerin. Sie ist charmant und liebenswürdig, hat aber einen unbeugsamen Willen. Mein Dad ist ein Italiener aus Boston. Beide haben einen echten Dickkopf und geraten sich oft in die Haare.“ Maggie lächelte. „Dann schreit mein Vater herum, und meine Mutter antwortet in eisigem Ton.“
„Und wer gewinnt normalerweise?“, fragte Rick.
„Normalerweise gehen sie am Ende Kompromisse ein. Wenn es um sehr wichtige Dinge geht, streiten sie sich unter vier Augen, aber in der Öffentlichkeit bilden sie eine Front.“
„Und sie haben dir und deinen Schwestern beigebracht, das Gleiche zu tun, nicht wahr?“, vermutete Rick. Er stellte sich vor, wie es wohl sein müsste, in einer Familie aufzuwachsen, die wie Pech und Schwefel zusammenhält.
„Absolut“, erwiderte Maggie. „Melanie, Ashley, Jo und ich sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, aber wenn wir einen gemeinsamen Feind haben, sind wir wie aus einem Stück.“ Sie warf ihm einen Seitenblick zu. „Ich nehme an, dass deine Familie nicht so war.“
„Wie kommst du darauf?“, fragte Rick, irritiert darüber, dass sie ihn offensichtlich durchschaut hatte.
„Weil du meinen Fragen ausgewichen bist. Leute, die aus glücklichen Familien kommen, geben normalerweise auch damit an.“
„Wahrscheinlich.“
„Erzähl mir von deinem Dad.“
„Da gibt es nichts zu erzählen.“
Das kaufte Maggie ihm nicht ab. „Es gibt immer etwas zu erzählen“, rügte sie ihn.
Rick runzelte die Stirn. „Also gut. Er verließ uns, als ich noch sehr klein war. Ende der Geschichte. Das ist alles, was ich weiß. Ich habe ihn danach nie mehr gesehen.“
Maggie sah ihn bestürzt an. „Oh, Rick, das tut mir leid. Du musst ihn sehr vermisst haben.“
„Du kannst nicht vermissen, was du nie gehabt hast.“ Er riskierte einen Blick und sah das Mitgefühl in ihren Augen. Am liebsten hätte er jetzt laut geflucht. Dieses Mitgefühl war der Grund, warum er nie jemandem etwas von seiner Vergangenheit erzählte. Er wollte nicht, dass man Mitleid mit ihm hatte. Sein Leben war so, wie es war. Er hatte es überlebt. Wahrscheinlich war er gerade wegen seiner schwierigen Kindheit so stark geworden. Und das allein zählte.
„Und deine Mutter?“, fragte Maggie sanft.
„Hat ihren Kummer in Alkohol ertränkt“, erwiderte er schroff.
„Das ist vermutlich der Grund, warum du kaum Alkohol trinkst“, erriet Maggie.
„Ich weiß, dass übermäßiger Alkoholkonsum eine Krankheit und unter Umständen sogar erblich ist. Warum sollte ich ein Risiko eingehen?“, erklärte er. „Aber jetzt lass uns über etwas anderes reden. Ist dir schon eine Idee gekommen, seit wir bei den Kellers waren? Ich habe einige Anregungen erhalten, aber ich möchte erst hören, was du denkst.“
Gern hätte Maggie noch mehr über sein Privatleben erfahren, aber sie wusste, dass sie ihn jetzt nicht bedrängen durfte. „Nein. Du bist derjenige mit dem geschulten Auge für solche Sachen. Erzähl mir, was du vorhast.“
Rick ergriff die Chance, endlich vollkommen von seiner Vergangenheit ablenken zu können. „Die Plantage ist wundervoll. Die Bäume sind über und über beladen mit Äpfeln, und es sieht großartig aus, wie das Sonnenlicht durch das grüne Laub fällt.“
„Aber?“
Er war nicht überrascht, dass sie auch das Ungesagte spürte. „Aber ich denke, wir sollten auch einige Fotos in der Küche machen.“
Sie sah ihn überrascht an. „Warum?“
Er versuchte, sein Gefühl in Worte zu kleiden. „Nun, es gibt einige Gründe. Menschen sind immer interessanter als die Natur. Und Mrs Kellers Hände sprechen Bände“, erklärte er und hoffte, Maggie würde ihn verstehen. Doch leider war das nicht der Fall.
„Tun sie das?“, fragte sie leicht verwirrt. „In welcher Weise?“
Rick unterdrückte einen Seufzer. Vielleicht war das etwas, was nur ein Fotograf beobachten konnte. „Diese Hände haben gelebt. Sie sind runzlig, braun gebrannt und knochig, doch wenn sie den Teig bearbeiten, sind sie so sanft wie die Hände einer liebenden Mutter. Ich denke, dass wir auf jeden Fall im Haus fotografieren sollten. Das alte Farmhaus hat
Weitere Kostenlose Bücher