Die Schwestern von Rose Cottage: Maggie (German Edition)
ihn sorgten.
So war es also, wenn man sich öffnete und sich auf eine Frau einließ. Er war der Liebe immer ausgewichen, weil er wusste, wie viel Schmerz und Verletzungen sie mit sich bringen konnte. Doch die Liebe zu Maggie hatte sich fast unmerklich in sein Herz geschlichen. Und vor der tiefen Zuneigung zu diesen zwei alten Menschen hatte er sich auch nicht zu schützen gewusst.
Er trank gerade den dritten Becher schlechten Kaffee und war wohl zum hundertsten Mal zwischen dem Wartezimmer und dem Eingang hin und her gelaufen, als er Maggie auf dem Parkplatz aus ihrem Wagen aussteigen und auf die Notaufnahme zulaufen sah. Er warf den fast leeren Becher weg, eilte ihr entgegen und zog sie fest in seine Arme. Als er sie schließlich wieder losließ, fühlte er sich schon ein wenig besser.
„Du hättest nicht herkommen brauchen“, meinte er.
„Natürlich musste ich das. Seltsamerweise war ich gerade zur Farm der Kellers unterwegs, als Melanie mich erreichte. Wie geht es Sally?“
„Ich warte immer noch auf den Arzt. Matthew ist bei ihr.“ Er sah ihr in die Augen. „Ich weiß, ich habe gesagt, du hättest nicht zu kommen brauchen, aber ich bin sehr froh, dass du jetzt da bist.“
Maggie ging hinüber zum Empfang, und Rick nahm mittlerweile im Wartezimmer Platz. Er wollte da sein, wenn Matthew kam. Hoffentlich mit guten Nachrichten.
„Die Krankenschwester am Empfang weiß auch noch nichts Genaueres“, erklärte Maggie, als sie sich zu Rick ins Wartezimmer setzte. „Ich werde versuchen, in die Untersuchungsräume zu kommen. Ich habe gerade eine Schwester gesehen, die mit uns gespielt hat, als wir noch Kinder waren. Vielleicht gelange ich auf diesem Wege an ein paar Informationen. Ich werde bald zurück sein.“
Rick nickte. Nachdem sie gegangen war, schloss er die Augen.
„Bitte, lass Sally wieder gesund werden“, murmelte er und war nicht sicher, ob das, was er sagte, ein Wunsch oder ein Gebet war. „Matthew braucht sie. Und ich auch“, fügte er hinzu, selbst überrascht über seine Worte.
Seit Jahren hatte er sich immer und immer wieder eingeredet, dass er niemanden brauchte. Er war locker durchs Leben gegangen und hatte stets dafür gesorgt, dass kein Mensch zu nahe an ihn herankam. Wenn ein Mann niemanden braucht, kann er auch nicht verletzt werden. Menschen zu nahe an sich heranzulassen, das führte unweigerlich zu Schmerz und Verletzungen.
Matthew und Sally hatten ihm jedoch nicht erlaubt, Distanz zu halten. Sie hatten geradeheraus Ratschläge erteilt, ihn geneckt und gerügt. Und obwohl er die Zuneigung in ihren Augen gesehen hatte, hatten sie doch nie etwas von ihm erwartet. Sie hatten ihn einfach willkommen geheißen.
Und so war es auch – wenn auch auf eine ganz andere Art – bei Maggie gewesen. Sie hatte ihn viel vorsichtiger in ihr Leben gelassen, ihr Vertrauen hatte er erst gewinnen müssen. Und um ehrlich zu sein, hatte er sein Ziel noch nicht ganz erreicht, aber er war bereit, für sie zu kämpfen. Seit er Matthew und Sally kennengelernt hatte und mit eigenen Augen sehen durfte, dass Liebe ein ganzes Leben halten konnte, hatte sich viel bei ihm geändert.
Er hielt die Augen immer noch geschlossen, als Maggie sich neben ihn setzte und seine Hand nahm.
„Ich hatte recht. Es war Laurie. Sie hat mich zwar nicht in die Behandlungsräume gehen lassen, aber sie hat für mich nachgefragt. Es gibt noch keine endgültige Diagnose. Sallys Hüfte wird gerade geröntgt.“ Sie drückte ihm die Hand. „Ich weiß, dass die beiden dir aus irgendeinem Grund sofort ans Herz gewachsen sind. Das wird schon wieder.“
„Ich hoffe“, sagte Rick ernst. „Weißt du, ich lasse selten Menschen an mich heran, aber diese beiden haben es mit ihrer Herzlichkeit und Offenheit sofort geschafft. Ich möchte Sally nicht verlieren und Matthew nicht leiden sehen.“
Maggie fragte sich, ob Rick wohl bewusst war, wie viel Gefühl sich auf seinem Gesicht widerspiegelte, aber sie bezweifelte es. Normalerweise hatte er sich so sehr im Griff, dass höchstens seine Augen verrieten, was er empfand.
Als Matthew endlich zu ihnen ins Wartezimmer kam, wirkte er erschöpft und mitgenommen.
Rick schoss vom Stuhl hoch. „Was ist?“, fragte er.
„Genau, wie ich es gedacht habe. Sie hat sich diese verflixte Hüfte gebrochen“, berichtete er mit bebender Stimme. „Sie sprechen davon, dass sie bis zu ihrer Genesung in ein Pflegeheim soll, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen wird. Aber davon will Sally nichts
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