Die Schwestern von Rose Cottage: Maggie (German Edition)
nicht die Treppe hinuntergestürzt ist?“, fragte er Matthew, während er Sallys Puls überprüfte und dann eine Hand an ihre runzlige Wange legte.
Ihr Herz schlug regelmäßig, ihre Haut war warm, aber sie sah derart blass und zerbrechlich aus, dass Rick fast so etwas wie Panik in sich aufsteigen fühlte. Er warf einen Blick auf Matthew, der jetzt mit tränenüberströmtem Gesicht neben seiner Frau kniete. Für Rick war Sally nur eine Frau, die er ins Herz geschlossen hatte. Für Matthew war sie das Leben; er durfte sie nicht verlieren.
„Nein, sie ist nicht die Treppe hinuntergefallen“, versicherte Matthew ihm. „Ich bin ins Haus gekommen und wollte sie gerade bitten, für uns Kaffee zu kochen, als dieser verdammte Läufer unter ihr wegrutschte.“ Mit bebenden Fingern ergriff er die Hand der alten Frau. „Komm schon, Sally, wach endlich auf. Es ist nicht fair, dass du mir solche Angst einjagst.“
In seinem ganzen Leben hatte Rick sich noch nie so hilflos gefühlt. Er kannte die Grundregeln der Ersten Hilfe und wusste, dass er die Verletzte nicht bewegen durfte. Was gab es also für ihn zu tun? Wie konnte er ihr helfen? Was war, wenn ihr Kreislauf zusammenbrach, bevor die Sanitäter zur Stelle waren?
„Haben Sie irgendwo eine Decke?“, fragte er Matthew.
Der alte Mann sah ihn verständnislos an. „Eine Decke? Draußen sind mindestens fünfundzwanzig Grad.“
„Vertrauen Sie mir, es wird helfen.“
„Sallys Lieblingsdecke liegt auf der Couch. Sie ist blau.“
Rasch lief Rick ins Wohnzimmer und holte die ordentlich zusammengefaltete Decke. Als er wieder in den Flur kam, hörte er bereits die Sirenen des Rettungswagens.
„Legen Sie ihr die Decke um“, wies Rick den alten Mann an. „Ich gehe den Sanitätern entgegen.“
Er wollte sich gerade abwenden, als Matthew seine Hand festhielt. „Sie glauben gar nicht, wie froh ich bin, dass Sie hier sind.“
Rick schaute ihn an und war tief gerührt von der Dankbarkeit und Zuneigung, die er in den Augen des alten Mannes sah. „Aber ich habe doch gar nichts getan.“
„Sie waren hier, als wir Sie brauchten. Nur das zählt.“
Dann kamen die Sanitäter, kümmerten sich um Sally und brachten sie dann ins Krankenhaus. Rick fuhr mit dem ungewöhnlich schweigsamen Matthew dem Rettungswagen hinterher.
„Sie wird wieder auf die Beine kommen“, versicherte Rick dem alten Mann, als sie durch die Türen der Notaufnahme gingen.
Matthew nickte. „Das hoffe ich“, sagte er mit bebender Stimme und ging los, um herauszufinden, wo man seine Frau hingebracht hatte.
Rick ging nach draußen, um Maggie über Handy anzurufen. Er konnte sie jedoch weder über das Festnetz im Rose Cottage noch über ihr Handy erreichen. Vielleicht waren Maggie und Ashley ja zu Melanie gefahren. Er ging zum Empfang, bat um ein Telefonbuch, suchte die Nummer heraus und ging dann wieder hinaus, um erneut zu telefonieren.
Melanie meldete sich. Sie schien etwas außer Atem zu sein.
„Melanie, hier spricht Rick. Ist Maggie bei dir?“
„Nein. Mike und ich sind gerade ins Haus gekommen. Ich musste mich beeilen, um den Anruf entgegenzunehmen. Warte mal, am Anrufbeantworter blinkt das Licht. Vielleicht hat sie angerufen, während ich weg war.“
Rick wartete ungeduldig, bis sie wieder am Hörer war.
„Sie hat vor zwanzig Minuten angerufen, um mir zu sagen, dass Ashley einen dringenden Anruf hatte und unbedingt wieder nach Boston zurückmusste. Ich nehme an, du hast es schon im Rose Cottage versucht.“
„Ja. Aber da hat niemand abgenommen. Ich werde es wohl weiter versuchen müssen.“
„Ist alles in Ordnung? Du hörst dich so bedrückt an.“
Er holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. „Ich bin im Krankenhaus. Sally Keller ist gestürzt. Ich bin mit Matthew hierher gefahren.“
„Das ist ja furchtbar! Wie geht es Sally?“
„Sie wird gerade untersucht. Wir befürchten, dass sie sich die Hüfte gebrochen hat.“
„Oh, das tut mir schrecklich leid. Richte Matthew bitte aus, dass wir an sie beide denken. Mach dir keine Sorgen. Ich werde Maggie finden und sie zu dir schicken, okay? Soll Mike dir in der Zwischenzeit Gesellschaft leisten?“
„Nein, danke, ich komme zurecht.“
Zu Ricks Erstaunen brannten seine Augen vor ungeweinten Tränen, als er auflegte. Für einen Mann, der noch vor wenigen Wochen niemanden in seinem Leben hatte, der ihm wirklich etwas bedeutete, war er jetzt von erstaunlich vielen Menschen umgeben, die ihm am Herzen lagen und die sich um
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