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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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Moment dann von dem Auftritt Ihres südenglischen Freundes völlig zerstört.«
    Melinda verzog das Gesicht.
    Er nippte an seinem Tee. »Sie mögen diesen Clifford, oder?«
    »Sieht man mir das etwa an?«
    Er musterte sie spöttisch. »Nun, die Anspannung zwischen Ihnen beiden war ziemlich beeindruckend. Ich fühlte mich ein wenig deplatziert. Er scheint Ihnen etwas zu bedeuten!«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie ehrlich. »Es ist … kompliziert. Ziehen Sie Ihr Jobangebot jetzt zurück?«, fragte sie mit einem Lächeln.
    Er grinste. »Nein. Ich war es ja, der Ihnen ein rein freundschaftliches Treffen versprochen hat.«
    Sie begaben sich zurück in die Seminarräume. Der Wortwechsel mit Johnson hatte sie nachdenklich gestimmt. Es überraschte Melinda, dass man ihr so anmerkte, was sie für George Clifford empfand. Dabei hatte sie allen Grund, misstrauisch zu sein. Sie wusste nicht, ob sie seiner Erklärung von der »anwaltlichen Schweigepflicht« Glauben schenken sollte.
    George Clifford lehnte am Auto, als sie aus dem Backsteingebäude kam. Sie hatten vereinbart, dass er sie abholen würde.
    Emil, der neben ihr lief, grinste. »Bei Gelegenheit musst du mir mal erzählen, was du genau im Dartmoor gemacht hast«, sagte er im Weggehen.
    Melinda lief über die Straße auf George zu. Er lächelte warm. »Danke, dass du mitkommst.« Er hielt ihr die Tür auf.
    »Wohin fahren wir?«
    »Ins Savoy.«
    »In das Savoy?«
    Er nickte, schien aber zu keiner weiteren Auskunft bereit. »Wie läuft deine Fortbildung?«, fragte er, als sich der Wagen in den Straßenverkehr einfädelte.
    »Gut.« Sie erzählte ihm von Johnsons Angebot und den jüngsten Artikeln, die sie geschrieben hatte, doch er schien ihre Zurückhaltung zu spüren.
    »Ich verspreche dir, ich beantworte dir danach alle Fragen, egal, was du wissen willst, Melinda.«
    Sie zog die Brauen hoch.
    »Fast alles«, verbesserte er sich.
    Melinda lächelte leicht und blickte aus dem Fenster.
    Sie war einige Male an dem Savoy vorbeigelaufen. Es war ein prunkvolles, luxuriöses Hotel, in dem allein einen Tee zu trinken sie sich vermutlich nicht hätte leisten können. Als ihr ein uniformierter Portier die Wagentür öffnete und sie an der Seite von George Clifford die Lobby betrat, stieg ihre Neugier auf ein unerträgliches Maß, wer sie hier wohl empfangen würde.
    Ein holzvertäfelter Aufzug, der von einem Pagen bedient wurde, brachte sie in eines der oberen Stockwerke. Sie spürte Georges Blick auf sich und musste gegen ihren Willen daran denken, wie er sie geküsst hatte. Warum war nur alles so kompliziert?
    Der Fahrstuhl hielt, und sie liefen einen breiten Flur entlang, der mit einem weichen Teppich ausgelegt war. Am Ende des Ganges klopfte George an eine Tür.
    Eine Hausdame öffnete ihnen.
    »Sie erwartet Sie bereits.«
    Sie? Es war eine Frau, die sie sehen wollte? Seltsamerweise hatte sie gedacht, es würde sich um einen Mann handeln, stellte Melinda fest, während sie George und der Hausdame durch den Flur folgte. Durch einen großen, elegant eingerichteten Salon gelangten sie in einen weiteren Raum. Es war ein Schlafzimmer, obwohl es auf den ersten Blick eher an ein Krankenzimmer erinnerte. Eine Apparatur mit einer Sauerstoffflasche stand neben dem Himmelbett, an dessen Fuße eine Krankenschwester saß. Es roch nach Medikamenten und einem altertümlichen Veilchenparfüm. Erst dann sah Melinda die alte Dame, die – halb aufgerichtet und gestützt durch mehrere Kissen – in dem Bett lag. Sie war blass und schien zu schlafen, doch als George und sie an ihr Bett traten, schien Leben in sie zurückzukehren. Sie gab der Krankenschwester und der Hausdame ein Zeichen, sie allein zu lassen, bevor sich ihr Blick mit befremdlicher Eindringlichkeit auf Melinda heftete.
    »Lady Barrington, darf ich Ihnen Miss Leewald vorstellen? Melinda, das ist Lady Barrington«, sagte George.
    Sie neigte höflich den Kopf.
    Die alte Dame nickte ebenfalls. »Ich glaube, wir hatten bereits das Vergnügen«, bemerkte sie dann jedoch. Überrascht stellte Melinda fest, dass sie recht hatte. Die Frau im Bett war die alte Dame im Rollstuhl, der sie auch in Hampton begegnet war, als sie Henry Tennyson aufgesucht hatte. Sie war seine Tante und die Schwester des verstorbenen Edward Hampton, begriff Melinda.
    »Treten Sie näher, mein Kind, und setzen Sie sich«, sagte Emily Barrington. Das Sprechen schien sie ein wenig anzustrengen, doch in ihrem Gesicht spiegelte sich eine unerwartete Wärme, als

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