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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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versuchte, wie alles zusammenpasste.
    Amalia hatte beschlossen, ihr die Wahrheit zu sagen. Sie haben mich in ein Heim gebracht. Ich durfte es nicht verlassen, konnte keine Briefe schreiben. Es war wie im Gefängnis. Schließlich bin ich geflohen …
    Cathleen blickte sie voller Grauen an. Sie senkte kurz den Kopf, bevor sie erneut die Hände bewegte. Ihr Gesicht war trotz aller Mimik starr. Edward – er wollte von der Verlobung zurücktreten und dich heiraten, nicht wahr?
    Obwohl sie den Schmerz in Cathleens Gesicht kaum ertragen konnte, nickte Amalia.
    Die Hände ihrer Schwester fuhren durch die Luft. Nachdem sie behauptet haben, du seist tot, kam er oft nach Sherwood. Wir haben über dich gesprochen. Ich war so dankbar, dass er in dieser Zeit an meiner Seite war. Erst jetzt begreife ich, warum er kam, weshalb es ihm so wichtig war. Cathleen weinte erneut. Sie sei nach London gereist, um Edward zu überraschen, berichtete sie. Die ganze Nacht hatte sie im Stadthaus der Hamptons im Salon auf ihn gewartet. Doch er war nicht gekommen. Am Morgen war sie mit ihrem Gepäck schließlich zum Haus der Freunde gefahren, mit denen sie hergekommen war . Sich sicher, dass Edward eine Geliebte hatte, fing sie an, ihn zu beschatten. Ich hatte recht, denn dann habe ich ihn mit dir gesehen. Erst habe ich gedacht, ich müsste mich täuschen, die Frau würde dir nur ähnlich sehen. Ihr seid Hand in Hand durch einen Park gelaufen, habt euch heimlich hinter einem Baum geküsst … Ich habe Edward noch nie so glücklich gesehen. Ihr Gesicht war fahl.
    Amalia sah sie entsetzt an. Sie erinnerte sich an den Tag. Ich wollte nicht, dass es so kommt, Cathleen. Das wollte ich nie, bedeutete sie ihr. Tränen liefen über ihre Wangen. Ich wusste nicht, wer er war. Hätte ich geahnt, dass er Edward Hampton ist … Wir haben uns nie unsere Namen gesagt. Ich dachte, es wäre nur eine Affäre zwischen uns. Wie hätte ich glauben können, dass es mehr ist? Wie hätte eine Frau wie ich, die taub ist, für einen Mann wie ihn jemals mehr sein können?
    Ihre Schwester starrte auf ihre Hände. Wo habt ihr euch kennengelernt?
    Amalia zögerte. Draußen im Moor. Er war oft dort. Er dachte, ich würde aus einfachen Verhältnissen stammen, und ich ließ ihn in dem Glauben. Eines Tages hat er mir eine Schachfigur geschenkt, und wir haben angefangen, uns regelmäßig zu treffen …
    Amalias Handbewegungen stockten, als für einen Augenblick die Bilder jener Tage vor ihren Augen auferstanden und ihr bewusst wurde, wie unschuldig ihr Glück damals gewesen war. Ich habe erst verstanden, wer er ist, als die Hamptons zu uns kamen. Als er auf einmal dort in Sherwood in der Bibliothek stand – als dein Verlobter! Sie brach ab, denn sie sah ihrer Schwester an, dass sie auf einmal alles verstand.
    Ein trauriges Lächeln glitt über Cathleens Gesicht. Ich habe mir ein Kind von ihm gewünscht, so sehr! Ich dachte, es würde vielleicht alles ändern – für mich, aber auch für ihn. Doch es gab im Grunde von Anfang an keine Chance für uns, nicht wahr?
    Amalia spürte ihre Verzweiflung. Die Schuld, die auf ihr selbst lastete, drohte sie zu erdrücken. Warum hatte sie ihrer Schwester damals nicht sofort alles erzählt? Gleich als sie Edward kennengelernt hatte? Wie anders wäre vielleicht alles gekommen. Es tut mir so leid.
    Doch Cathleen schüttelte den Kopf. Nein, dir hat man das alles angetan, Amalia, nicht mir. Sie schaute ihre Schwester voller Bitterkeit an. Er wird mich verlassen, auch wenn wir verheiratet sind. Er wird sich nicht noch einmal zurückhalten lassen. Selbst wenn er alles andere dafür in seinem Leben zerstören wird. Ich habe es ihm angesehen. Als ihr durch den Park gelaufen seid und er deine Hand genommen hat, an der Art, wie er dich angelächelt hat, da habe ich es begriffen.
    Erst in diesem Moment wurde Amalia klar, wie sehr ihre Schwester Edward trotz allem liebte. Voller Entsetzen blickte sie Cathleen an.

MELINDA

137
     
    S ie sind grausam«, sagte Andrew Johnson in der Pause zu Melinda. Er hatte sie während der Vormittagsseminare weitestgehend ignoriert. Beinahe hatte sie den Eindruck gehabt, er sei verstimmt. Doch dann schlug er ihr im Anschluss vor, zusammen einen Tee trinken zu gehen.
    »Warum sollte ich grausam sein?« Sie blickte ihn irritiert an.
    Er beugte sich mit gespieltem Vorwurf zu ihr. »Weil Sie mir kurz das Gefühl gegeben haben, Sie könnten einem Kuss von mir vielleicht doch nicht ganz abgeneigt sein. Leider wurde dieser

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