Die Schwestern
Eine stellte einen mächtigen, unbekannten Meister
dar, die andere ein Bauernmädchen von niedriger gesellschaftlicher Stellung, aber mit Schönheit und Intelligenz gesegnet.
Keiko lächelte wehmütig, als sie sich an die ruhigen Zeiten vor dem Krieg erinnerte, als sich oft der ganze Haushalt an den
einfachen, aber eleganten Darbietungen erfreut hatte.
Unter den Masken befanden sich mehrere Keramikflaschen, die mit einem Stopfen verschlossen waren. Keiko holte sie hervor,
und ihre Nasenlöcher weiteten sich durch die köstliche Duftmischung, die zu ihr emporschwebte.
Die wunderbaren Gerüche mussten in das Bewusstsein ihres Herrn eingedrungen sein, denn mit einem Mal begann er sich zu bewegen.
Seine dichten, schwarzen Wimpern zuckten.
Instinktiv wagte Keiko sich vor und befestigte die Maske des Lords über seinem Gesicht. Einen Augenblick lang befürchtete
sie, dass seine ausgeprägten Sinne ihr Tun vereiteln und er sie angreifen oder seine Leibwächter herbeirufen würde, aber dann
schlug er bloß die nachtschwarzen Augen auf. Sie glitzerten durch die Schlitze der Maske, als er sie dabei beobachtete, wie
sie ihre eigene, papierdünne Maske aufsetzte. Sie wusste, dass er mühelos den Zweck dieses Unterfangens erraten konnte. Dass
er verstand, wie sie versuchte, ihre Vertrautheit wiederherzustellen, ohne dass ein drohender Gesichtsverlust damit einherging.
«Entspanne dich, edler Unbekannter», sagte sie im leichten Singsang, um die Natur des Spiels zu unterstreichen.
«Ich bedaure die Umstände und den Verlust Eurer kostbaren Zeit, aber dürfte ich Eure Lordschaft um einen Gefallen bitten?»
Er nickte ein wenig, und ihr Herz begann zu singen. «Geschätzter Herr», fuhr sie fort und verneigte sich tief, «ich bin bloß
eine bescheidene Studentin der medizinischen Künste, und ich ersuche Euch, mir die Ehre zu erweisen, Euren edlen Körper für
wissenschaftliche Zwecke untersuchen zu dürfen.»
Eine lange Pause entstand, in der Keiko kaum Atem zu schöpfen wagte.
«Gewiss, Gelehrte», sagte er schließlich. Seine Stimme klang tief und beherrscht. «Ich schätze ebenfalls die Wissenschaften,
und es behagt mir, Euch behilflich zu sein.»
«Ich danke Euch, Ihr seid zu gütig.» Wieder verbeugte sie sich, und dieses Mal so tief, dass ihre Maske fast die Tatami-Matte
berührt hätte. «Bitte, Ihr braucht Euch nicht zu bewegen, Eure Lordschaft», murmelte sie und richtete sich auf, als sie spürte,
dass er sich rührte. «Für meine Examination befindet Ihr Euch bereits in der besten Stellung.»
Sie entkorkte eine der Flaschen, goss ein wenig von dem Inhalt in eine feine Porzellanschüssel und schnupperte anerkennend
an dem berauschenden Aroma. Sie wiederholte diese Prozedur mit dem zweiten Fläschchen, dann folgte ein drittes, dann noch
eines, und nun wurde ihr fast schwindelig, als die parfümierte Mischung sie einhüllte. Mit einem kleinen Quirl vermengte sie
die Zutaten gründlich und lächelte, als sie an die kräftige Wirkung des Gemischs dachte.
Der Apotheker hatte für diese Kombination gebürgt, allerdings hatte er nicht wissen können, wem er sie empfahl, da Keiko einen
Schal über dem Gesicht getragen hatte.
Ylang-Ylang-Öl und Vanille für die erotische Stimulation, wohltuende Pelargonie für die Harmonie. Doch erst das letzte Element
stand für die größte Wirkung – reines, veredeltes Lotusöl von höchster Qualität, das den Ruf hatte, das stärkste Aphrodisiakum
überhaupt zu sein.
Unter dem Vorwand, ihren kostbaren Kimono schützen zu wollen, entkleidete Keiko sich und bemerkte den stärkeren Glanz in den
Augen ihres Geliebten in der Hoffnung, es handele sich um ein gutes Zeichen. Sie wagte nicht, einen Blick auf seine Genitalien
zu werfen.
Keiko benetzte die Finger mit dem öligen Elixier und begann, mit langsamen Bewegungen seine Brust zu massieren. Sie ließ sich
Zeit, sämtliche Muskelgruppen so zu bearbeiten, als sei sie wirklich an deren Aufbau in wissenschaftlicher Hinsicht interessiert.
Am liebsten wäre sie unverzüglich dazu übergegangen, seine Männlichkeit zu liebkosen, doch es gelang ihr unter größten Mühen,
ihre Leidenschaft in Zaum zu halten. Zwar wagte sie noch nicht zu hoffen, was das Öl mit Lord Kazuto anstellen würde, doch
sie spürte bereits die starke Wirkung an sich selbst. Ihre eigene Lotusblüte begann anzuschwellen und sich zu öffnen, und
die Fältchen schmerzten vor Gier, berührt und von ihrem Geliebten
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