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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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bewegten sich kaum, so dass sie mehrmals einen Zickzackkurs einschlagen musste. Oftmals zückten die Männer auch ihre Schwerter, die zwar harmlos an der Karosserie abprallten, doch ihre Sicht behinderten. Ein Mann wollte sie sogar angreifen. Er blieb mitten auf dem Weg stehen und zog seine Klinge, doch der schrille Ton ihrer Hupe schlug ihn schließlich in die Flucht.
    Tiere waren die schlimmsten Hindernisse. In einer schmalen Straße galoppierte ein durchgehendes Pferd genau auf sie zu. Rakk glaubte schon, mit dem Vieh zusammenzustoßen, doch in letzter Sekunde sprang es über das Bodenfahrzeug hinweg. Ein anderes, an einen Karren geschirrtes Pferd, rannte genau vor ihr über die Straße.
    Rakk musste mitten durch den Karren rasen, so dass überall Holzstücke herumflogen. Angesichts all dieser Hindernisse, den in Ohnmacht fallenden Frauen, dem vereisten Straßenpflaster und den die gewundenen Straßen umsäumenden Gebäuden, hielt sie es für bemerkenswert, dass sie es schaffte, den zur Comyn-Burg hinaufführenden Weg unbeschadet zu erreichen.
    Einige hundert Meter vom Hügelgipfel entfernt kam ihr ein Reiter entgegen. Als er Rakk sah, stieß er einen kurzen Schrei aus, zügelte sein Pferd und ritt in vollem Galopp zurück, wobei er irgendetwas in einem darkovanischen Dialekt schrie.
    »Das reicht«, murmelte die Frau vor sich hin und gab Gas. Als sie den schreienden Reiter verfolgte, stob Gestein hinter ihr auf.
    Sie erreichte den Gipfel in dem Moment, in dem der Reiter in den Burghof einritt. Gardisten mit weit aufgerissenen Augen waren panisch im Begriff, Barrikaden zu errichten.
    »Macht das nicht!«, schrie Rakk und wechselte den Gang. Der Wagen machte einen Satz nach vorn und flog an den Barrikaden vorbei, bevor die Gardisten sie schließen konnten.

    Mit einem freudigen Ausruf lenkte Rakk ihr Fahrzeug zum Haupttor. Als sie gegen die Stufen prallte, blitzte in ihrem Geist ein Bild auf: Sie fuhr den kleinen Wagen mitten in den Tanzsaal hinein, kam mit quietschenden Reifen zum Stehen und verkündete: »Sean, ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen, und diesmal wird mich niemand daran hindern!«
    Ihr eigener Anblick - das Haar zerzaust, Öl und Schmutz im Gesicht - wurde auf ihre Netzhaut geprägt, als sie die oberste Treppenstufe erreichte. Dort ragten die riesigen, schweren Eichendoppeltüren des Palastes vor ihr auf. Bevor Rakk sie erreichte, hörte sie, dass jemand einen schweren Riegel vorlegte.
    In Rakks Bewusstsein flackerten Bilder auf und verblassten.
    Sie sah das wutrote Gesicht Montgomerys; grüne Uniformen, als jemand sie hochhob; einen Moment lang das Gesicht Seans, das sie fast hätte aufschreien lassen; rote Gemälde des Schmerzes und schließlich den blauen Kristall: unglaublich deutlich, jede Facette scharf und präzise, als blicke sie durch das Vergrößerungsglas eines Juweliers. Dann war ihr, als befände sie sich im Inneren des Kristalls und sei ein Teil von ihm. Sie spürte beinahe, dass der Kristall sie und sie ihn durchströmte. Sie merkte, wie er ihre Schmerzen und Verletzungen fand und heilte. Sie sah Gesichter hinter - oder in -
    dem Kristall, wusste aber nicht genau, wem sie gehörten. Junge und alte Gesichter, wachsam und müde, aber alle besorgt und bemüht.
    Rakk hätte sie gern gefragt, was sie machten, aber ein freundliches Gesicht schaute sie an und lächelte, so dass sie sich entspannte.
    Dann schlief sie ein.
    Sie erwachte ganz plötzlich. Unbewusst wollte sie sich sofort hinsetzen, spürte aber im gleichen Moment einen scharfen Schmerz im Kreuz und einen Schlag über den Brustkorb. Sie fiel wieder hin und schaute sich liegend in dem Raum um.
    Rakk sah, dass sie sich in einem Raum mit Steinwänden aufhielt.
    Sonnenschein fiel durch ein kleines, hohes Fenster auf einen Wandteppich, der an der Wand gegenüber hing. Sechs zierliche Stühle standen um ihr hölzernes Bett herum. Letzteres bestand aus mit filigranen Ornamenten verziertem Holz, mehreren Schichten Baumwolllaken und sechs Gurten, die sie festhielten. Trotzdem konnte die Frau die Arme noch bewegen. Sie schüttelte den Kopf.
    Wenn das ein darkovanisches Gefängnis ist, dachte sie, überrascht es mich, dass es hier so wenige Verbrechen gibt. Speziell dann, wenn man sich auf Stoffhandfesseln verlässt.
    Ein Lakai schaute in den Raum hinein und sagte etwas, das Rakk nicht verstand. Bevor sie reagieren konnte, eilte er hinaus. Die Frau untersuchte sich ärgerlich selbst. Tja, sieht so aus, als hätte ich mir bestenfalls

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