Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
auf ihre Koje, schloss die Augen und dachte sich Methoden aus, um sich an den Gardisten vorbeizuschleichen. Sie fragte sich, ob sie sich als Einheimische verkleiden sollte, doch dann wurde ihr klar, dass es keine darkovanischen Frauen von zwei Metern Größe und hundertdreißig Kilo Gewicht gab. Sie überlegte sich, ob sie sich als Gardist tarnen konnte, aber ihr war nicht klar, wie sie sich ohne
Casta- Kenntnisse, den Dialekt der
Tieflandbewohner, durch das Tor schwafeln konnte. Plötzlich setzte sie sich hin.
»Yeah«, murmelte sie. »Fliegend …«
In der nächsten Woche konzentrierte Rakk sich auf ein geheimes Projekt. Sie bestellte im Lager ein bizarres Sortiment von Gegenständen und ließ nicht zu, dass jemand erfuhr, woran sie gerade arbeitete. Sie verschloss die Türen des Hangars, in dem sie tätig war, und schlief sogar dort, um allzu Neugierige an die frische Luft zu setzen. Ihr Abteilungsleiter fragte sich natürlich, um welches mysteriöse Projekt es ging, und erkundigte sich danach. Sie versicherte ihm nur, es sei genehmigt. Der Mann strich sich übers Kinn und kam zu dem Schluss, dass es keinen Grund gab, sich Sorgen zu machen, da Rakk ohnehin bald nicht mehr bei ihnen sein würde. Er erkannte diesen großen Fehler erst am Abend des Mittsommerfests.
»Heute Abend feiern sie da drüben wohl ein Fest«, sagte der Wachmann Albaine, der am Haupttor des terranischen Raumhafens herumlungerte.
Sein Partner Elac lauschte dem aus der fernen Stadt kommenden Geschrei und dem Gesang. »Yeah, hört sich so an. Wäre schön, wenn auch hier mal was Interessantes passieren würde. Außer natürlich strammzustehen, wenn man die hohen Tiere rauslässt.«
Auf dem Gelände war ein schrilles Heulen zu hören.
»Tja, denk nur an die alte irdische Verwünschung«, sagte Albaine.
»Mögest du in spannungsreichen Zeiten leben …«
»Ich persönlich halte die alten Terraner für hoffnungslose Pessimisten.« Elac warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Tja, unsere Schicht dauert nur noch eine halbe Stunde. Da werden wohl irgendwelche andere vor den zurückkehrenden Würdenträgern Männchen machen müssen, wenn sie blau nach Hause kommen.«
Das Heulen wurde lauter.
»Falls sie nach Hause kommen«, sagte Albaine. »Ich habe gehört, dass einige die ganze Nacht bei den Einheimischen verbringen, um sich zu vergnügen. Die Leute dort verstehen schon zu feiern.«
»Das Fest wäre bestimmt noch wilder, wenn ich jetzt dienstfrei hätte.«
Albaine lachte. »Klar, genau wie damals, als du gesagt hast … He, Elac, was ist das für ein Geräusch?«
»Ich weiß nicht«, sagte Elac. »Klingt wie ein Elektromotor. Scheint in unsere Richtung zu kommen …«
Hinter einem Gebäude tauchte plötzlich ein stromlinienförmiges silbernes Bodenfahrzeug auf. Es wendete auf quietschenden Reifen und hielt genau auf die Wachen zu. »Zum Teu …«, stieß Elac hervor und griff nach seinem Schießeisen. Helle Lichter brachen aus dem Fahrzeug hervor und blendeten ihn und Albaine einen Moment. In der nächsten Sekunde raste das Fahrzeug an ihnen vorbei, und Elac erblickte kurz die Gestalt am Steuer.
»Verflucht noch mal!«, schrie er. »In der Karre sitzt diese irre Ktollera! Und sie fährt genau in die Stadt!«
»Spannungsreiche Zeiten«, murmelte Albaine.
Rakk duckte sich in das umgebaute Bodenfahrzeug und raste durch die Straßen. Durchs Tor zu brechen war viel leichter als erwartet. Die armen Hunde hatten nicht mal ‘ne Chance, auf mich zu schießen. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich weniger Schiffspanzerplatten für die Karosserie verwendet. Und nun, dachte sie und wich einem überraschten Fußgänger aus, habe ich nur noch das Problem, in die Burg zu kommen, ohne jemanden zu überfahren. Schade, dass ich nie Fliegen gelernt hab.
Rakk freute sich, als sie feststellte, dass die Darkovaner in der Handelsstadt ihr beim Ausweichen sehr entgegenkamen - in der Regel rissen sie die Arme hoch, kreischten auf und stürzten zum Straßenrand hin. Zwei junge Frauen mit kurzem Haar fand sie besonders unterhaltsam. Die eine ging hinter einem Pfahl in Deckung, die andere duckte sich hinter einen hageren Mann. Rakk hörte, dass die hinter dem Pfahl ihrer Gefährtin etwas zuschrie, aber ihr fehlte die Zeit, um zu hören, was sie genau sagte.
Nachdem sie an den erschreckten Torwachen von Thendara vorbei war, wurde das Fahren jedoch schwieriger. Die Darkovaner hier draußen hatten es weniger eilig, die Straße freizumachen. Die meisten
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