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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zerknittertes Bündel, streifte ihr Gewand ab und zog die Reitkleidung an, die sie nie fortgeworfen hatte. Dann verließ sie leise den Raum und eilte nach unten. Im Schatten der Mauer des großen Raumes schlüpfte sie durch eine Tür in die Finsternis hinaus.
    Auf dem Burghof rief niemand sie an, und auch im Stall blieb sie unbehelligt. Sie ging an den Boxen vorbei bis ans Ende, wo Mahlons schnellstes Pferd - sein ganzer Stolz - stand und den hellen Kopf über die niedrige Tür schob. Das Tier wandte sich zu ihr um. Seine Nüstern blähten sich auf, als es die Frau witterte. Dann schnaubte es kurz und scharrte mit dem Vorderhuf.
    »Lust zu einem Ausritt, was?«, sagte Linzel fast fröhlich, als sie den Hengst hinausführte und zäumte. »Ich glaube, ich kann dir den Gefallen tun, aber dann musst du auch schneller laufen als je zuvor, sonst bin ich bald nicht mehr in dieser Welt und du hast einen neuen Herrn.« Kurz darauf hatte sie das Pferd gesattelt und band es los. Mit einem leichtfüßigen Schnauben trat es zur Seite, und sie nutzte die Bewegung, um ihr Leichtgewicht auf seinen Rücken zu schwingen. Das Pferd schritt leicht über das Pflaster, überließ sich ihren Händen an den Zügeln und war überrascht über ihr geringes Gewicht. Als es sich dem Haupttor zuwenden wollte, lenkte Linzel es zu einem kleinen Nebentor, das am anderen Ende des Hofes in die Mauer eingelassen war. Sie wollte auf diesem Weg entwischen und sich so leise wie möglich durch die feindlichen Linien schleichen. Sie rechnete mit der Ermüdung und der hochnäsigen Zuversicht der Belagerer, die glaubten, sie hätten die Schlacht schon gewonnen. Vielleicht entspannten die Männer sich gerade, so dass sie unbehelligt durchkam. Wenn sie einen kleinen Vorsprung gewann, würde man sie auf diesem Pferd nie einholen!
    Es ging glatter als erwartet. Natürlich stand ein Wächter am Seitentor, doch als er kopfschüttelnd nach den Zügeln des Pferdes griff, um Linzel zu zeigen, dass er sie nicht gehen lassen wollte, drückte sie ihre Schenkel so fest in die Seiten des Pferdes, dass es grunzend einen Satz nach vorn machte und den Mann an die Mauer drückte. Linzel beugte sich vor, zog den Riegel zurück und schwang das Tor auf. Sie war wie der Blitz im Freien und schon in der unfreundlichen Dunkelheit verschwunden. Als das Pferd die frische Luft witterte, zog es ungeduldig an den stramm gehaltenen Zügeln, doch sie blieb dicht im Schatten der großen Granitklippe. Sie kamen so dicht an den gegnerischen Wachfeuern vorbei, dass Linzel die Männer riechen konnte, die um sie herum saßen. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, als sie den herrlichen Duft des Essens wahrnahm, das die Kerle kochten. Das Pferd wollte losstürmen. Es mochte die unvertraute Witterung der Fremden, ihrer Pferde und der rauchenden Feuer nicht. Linzel hielt es mit reiner Willenskraft still, bis sie fast vorbei waren. Dann blieb es plötzlich stehen und riss den Kopf hoch.
    Linzel spürte, dass ihr Pferd erstarrte. Seine Nüstern sogen den Wind ein, sein gewölbter Brustkorb blähte sich auf, als es einatmete.
    Dann wusste sie, was ihr bevorstand, und sie beugte sich vor, um seine Schnauze zu packen. Zu spät. Das laute, singende Wiehern begann an seinen Flanken, drängte nach außen und zerriss die stille Nacht. Es rief die Stute, deren Witterung von der Brise herangetragen wurde.
    »Jetzt hast du es verpatzt, du elender Mistbock!«, zischte Linzel und schaute sich hektisch um. Die Stute hatte geantwortet - im Chor mit etwa sechzig anderen, die mit ihr angebunden waren. Sofort befand sich das gesamte Lager in hektischem Aufruhr. »Dabei hat es so gut angefangen!«, schimpfte Linzel aufgebracht. Sie riss das Pferd herum und lenkte es den Abhang hinunter. »Jetzt wissen sie, dass wir hier sind«, sagte sie, als die beiden dem Lager entgegenrasten.
    »Da können wir auch gleich den einfachsten Weg nehmen.« Sie gab dem Pferd die Sporen und stieß einen wilden Schrei aus. »Auf!«, rief sie fast überglücklich. Das Pferd raste los. Sein großer Leib zog sich zusammen und dehnte sich unter ihr, während seine gewaltige Hinterläufe es bei jedem Sprung unglaublich weit nach vorn fliegen ließen. Die junge Frau donnerte in einem chaotischen Durcheinander bergab und ritt quer durch das Lager. Sie lenkte mit ihrer Stimme und den Händen das Rennpferd auf das mittlere Lagerfeuer zu und ließ es darüber springen. Als sie über die brüllenden roten Flammen hinwegflogen, erschien es ihr wie

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