Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
für die Beobachter, dass die Luft rein war. Die Reiter saßen ab. Tayksa bewegte sich von Rafael fort und bezog Position im Gefolge neben Deena. Sie trugen nun beide die Kleider der Schwesternschaft: rote Hemden, Lederjacken und weite Reithosen. Beide waren mit Klingen bewaffnet, an denen nur ein Millimeter fehlte, um sie als Schwerter zu qualifizieren. Tayksa war fest entschlossen, Benno und Varzil daran zu erinnern, wer für das Erwischen der Meuchelmörderin und ihres Herrn verantwortlich gewesen war.
Sie erwartete eine Menge Schwierigkeiten, aber Benno war im Alter sorglos, verweichlicht und dick geworden. Als sie eintraten, saß er tatsächlich an der Feuerstelle und hielt einen Bierkrug in der Hand. Tayksa empfand irgendwie Enttäuschung. Es war so gut wie keine Herausforderung für sie.
Als Benno Varzil erblickte, riss er die Augen auf. Sein Gesicht war aufgeschwemmt. Doch seine Augen wurden noch größer, als Tayksa hinter dem Comyn-Fürsten sichtbar wurde, mit einem Finger auf ihn deutete und sagte: »Der da.«
»Weißt du«, sagte Tayksa, als sie ihre Sachen packte und Deena sich auf dem großen Bett in Varzils Gemächern herumfläzte, »all dies erinnert mich an den Knaben, der den Katzenmann am Schwanz erwischte.«
»Ihr fragt Euch, was er mit ihm macht, sobald er ihn hat?«, fragte eine Stimme von der Tür hinter ihr.
Da Tayksa niemanden hatte eintreten hören, ließ das tiefe Organ sie vor Schreck zusammenzucken. Ihr Herz raste einen Moment, und sie maß Varzil mit einem vorwurfsvollen Blick. »Ich glaube, Ihr macht es mit Absicht, Kupferhaupt«, sagte sie säuerlich. »Ihr wollt mich wohl an einem Herzschlag sterben sehen, damit ich nicht mehr in der Gegend bin, um Euch in Verlegenheit zu bringen.«
Deena erhob sich schüchtern vom Bett und stand stramm. Varzil beachtete sie nicht. »Das hier ist meine Unterkunft«, tadelte er sie milde. »Ich bin neugierig. Was an dieser Situation erinnert Euch daran, einen Katzenmann am Schwanz zu haben?«
»Ihr wisst, warum Aldaran einen Meuchelmörder engagiert hat, um Euch zu erledigen.« Tayksa faltete ein Hemd zusammen, nachdem sie es von allen verborgen angebrachten Wurfnadeln befreit hatte, und verstaute es in ihrer Satteltasche. Sie warf Varzil einen Blick zu. Er hatte sich den bequemsten Sessel im Raum ausgesucht, und obwohl er sich nicht in ihm räkelte, war seine Haltung wenig fürstlich zu nennen.
»Der Vertrag«, erwiderte er.
Tayksa nickte. »Ich sage Euch, Kupferhaupt, es wird nicht klappen. Wo wollt Ihr die Grenze ziehen? Bei Haftfeuer und Todesstaub? Wenn Ihr das macht, wird jemand bessere Projektilwaffen erfinden. Bei Pfeil und Bogen? In dem Fall werden die Hirten und Bauern glauben, Ihr hättet sie allein zur Bestrafung ausgesucht. Eine Schwester hat kurz vor unserer Abreise etwas sehr Banales, aber Wahres gesagt: Pfeil und Bogen töten keine Menschen.
Menschen töten Menschen.« Sie legte eine Reithose zusammen und drehte sich zu Varzil um. »Vergesst es nicht, Mann. Das Mädchen war ebenso wie jeder Bogen eine Waffe, die aus der Ferne tötet!
Musste Benno etwa mit ihr im gleichen Raum sein? Oder Aldaran?«
Varzil runzelte die Stirn. »Der Vertrag hat weiterhin Gültigkeit.
Wenn es sein muss, kann ich den Begriff ›Waffe‹ auch neu definieren …«
»Darum geht es doch gar nicht. Es geht vielmehr darum, dass man das Verhalten der Menschen ändern muss. Solange es kein Makel ist, seinen Gegner aus der Ferne zu erledigen, wird ein intelligenter Mensch genau das tun.« Sie wandte sich wieder ihrem Gepäck zu, legte die Waffen ganz obenauf und verschloss die Tasche mit den Bändern.
Dann warf sie das Bündel über ihre Schulter und machte sich abmarschbereit. Varzil streckte die Hand aus und erwischte sie am Ärmel. »Ich stehe tief in Eurer Schuld, Vai Domna«, sagte er leise.
»Nicht nur, weil Ihr mich nachdenklich gemacht habt, sondern auch wegen allem anderen.«
»Unterstützt die Gilde«, erwiderte Tayksa, während einige ihrer Sorgen verblassten. »Mehr wünschen die Gildenmutter und ich nicht. Aber ich möchte noch um etwas anderes bitten. Es geht um eine Schwester, der zu ihrer Zeit zu viele Wölfe begegnet sind …«
»Sprecht.«
»Bevor Ihr das Verhalten der Menschen ändert, lasst Eure Leute ein wenig mehr Vernunft einsetzen, wenn es um die armen Bauern und Schäfer geht.« Sie seufzte.
Varzil schaute sie nachdenklich an. »Vielleicht wäre es am besten, wenn man zu einem Einverständnis käme … dass eine Waffe,
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