Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Ihr?«
    Und tatsächlich … Als Janisse sich einen Blick in die Richtung erlaubte, in die Bethan deutete, entdeckte sie eine große Gruppe von Einheimischen, die eine Front bildeten, Gräben aushoben und alles unternahmen, um zu verhindern, dass die Feuersbrunst voranschritt. Außer Atem wischte sie über ihr verschmutztes Gesicht, verlangsamte die Stute zum Schritttempo und wartete, bis sie mit Bethan auf einer Höhe war.
    Erlend, der sich vor ihnen befand, schien ebenfalls sein Tempo gedrosselt zu haben. Seine dünne Gestalt sackte jedoch nicht im Sattel zusammen, sondern war gerade aufgerichtet. Janisse wusste, dass er sich mit reiner Willenskraft in dieser Position hielt. Doch trotzdem war er unerreichbar, denn seine Abschirmung war so fest wie Granit.
    Was hat er vor? Ihr Puls raste. O gesegnete Cassilda … Ich kann nichts tun! Er wird mich nicht hören. Er will nicht auf mich hören! Wenn doch Lerrys nur hier wäre … Ach, Lerrys …
    Erlend erreichte die Feuerlinie. Er saß noch immer auf seinem Pferd. Es war eigenartig, seine einsame Gestalt zu sehen, die sich wie im Traum bewegte, während die Menschen um ihn herum hektisch beschäftigt waren.
    »He, du da, komm her und hilf!«, rief jemand, der ihn erblickte.
    Doch als sein Pferd anhielt, blieb Erlend wie benommen im Sattel sitzen. Dann saß er langsam und unter Schwierigkeiten ab und machte hinkend einen Schritt nach vorn.
    In Janisses Geist drängte sich ein Übelkeit erzeugendes Bild, und dennoch war sie so weit entfernt! So weit! Hätte sie doch nur nicht auf Bethan gehört. Wäre sie doch einfach hinter Erlend her gejagt.
    Dann wäre sie nahe genug gewesen, um ihn zu erreichen …
    Sie sah, was er tat; sah jeden Moment, bevor das tatsächliche Ereignis passierte.
    Lerrys hätte etwas unternommen … Dies war der einzige Gedanke, der ihr kam. Er hätte …
    Erlends nur einige Schritte vom Feuer entfernter Körper stürzte nach vorn. Im gleichen Augenblick löste sich eine Gestalt von der Feuerlinie. Das vertraute Aufblitzen schwarzen Haars. Ein einzelner Ohrring. Blasse Albinoaugen. Während Erlend nach vorn fiel und wie eine Strohpuppe Feuer fing, warf Danila sich auf ihn und bedeckte ihn mit ihrem Körper. Dann rollten die beiden ein paar Schritte weiter über die Erde, in die Sicherheit des ausgehobenen Bodens. Und während einige verdutzte Zuschauer sie anstarrten, rangen sie miteinander.
    Feuer … sengender Schmerz … Vater! Erlends Geist war ein irrsinniges Inferno aus Licht und Pein. Er sah sich selbst vorwärts stürzen, versuchte seinen Vater aus den flammenden Tiefen des Raumes zurückzuholen, in den er erst eine Sekunde zuvor gegangen war …
    Ein hoch empfindliches neues Band aus Laran ließ ihn doppelt sehen. Er sah den brennenden Raum mit den Augen seines Vaters, und ebenso wie sein Vater wusste er im gleichen Moment, dass es kein Entkommen mehr gab, dass dies ein falscher Schritt war, den man nicht korrigieren konnte.
    Der letzte Gedanke seines Vaters, an den er sich erinnerte: Erlend!
    Wie eigenartig, dass er mich jetzt hier lässt … Hatte er nicht auch einen Anflug von Argwohn?
    Doch Erlend hatte ihn nicht verlassen. In seinem Blut war sinnloser Zorn. Er stürmte in die Flammen hinein. Er sah sich durch Dom Valentins Augen, als käme er aus einem strahlenden Meer.
    Und dann, in einer Umarmung auf Leben und Tod, bekam er seinen Vater zu fassen …
    Er wusste nicht, was während dieser Momente der grauenhaften Ewigkeit aus Licht und Flammen geschehen war. Irgendetwas, das wusste er noch, war auf ihn gefallen und hatte seinen Vater und ihn am rechten Bein festgehalten … Er hatte daran gezerrt, hatte gespürt, dass er (oder Dom Valentin?) anfing zu brennen. Ein Schmerz, fast heilig, so stechend war er. Doch dann hatte sein Körper, sein Lebensinstinkt, ihn gesteuert. Er hatte in wahnsinnigem Schmerz aufgeschrien und losgelassen, sein Bein befreit, sich nach vorn und hinaus geworfen, während das Bein brannte und sein -
    ebenso brennender - Geist danach verlangte, zurückzubleiben und zu sterben …
    Nachdem Danila ihn am Boden unter Kontrolle gebracht hatte, schlug sie ihm fest ins Gesicht und rief seinen Namen. Rings um sie her versammelte sich eine kleine Menschenmenge. Auch Janisse und Bethan beugten sich über ihn. Seine Schwester schluchzte, aus ihren Augen strömten dicke Tränen über ihre verschmutzten Wangen. In Bethans Augen funkelte das Grauen.
    Doch es war die blasse Farbe der Albinoaugen, der Erlend sich nun zuwandte,

Weitere Kostenlose Bücher