Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
konzentriert, dass sie von Bedeutung wird. Nun stell dir mal die Möglichkeit vor
… vorausgesetzt, die richtigen Gene sind vorhanden … dass diese hohe Ebene in einem einzigen Menschen doppelt vorhanden ist! Ist es überhaupt vorstellbar?«
»Ich weiß nicht«, sagte Bethan. »Aber ich kann dir ein Beispiel geben, das nichts mit Laran zu tun hat. Ein Mensch kann auf zwei verschiedenen Gebieten so begabt sein, dass er fast genial ist - ein großer Handwerker kann ebenso ein großer Musiker sein! Ich kenne selbst einen solchen Fall. Nimm zum Beispiel den Ridenow- Nedestro
… Wie heißt er doch gleich? Der eine, der sowohl Harfe spielt als auch Tänzer ist. Weißt du noch, wie er uns beim letzten Festabend beeindruckt hat?«
»Ist doch egal.« Erlend zuckte stur die Achseln. »Man kann ein Laran -Genie einfach nicht mit einem gewöhnlichen Genie vergleichen.« Seine Stimme wurde nun schriller.
»Moment mal! Wieso denn nicht? Meiner Meinung nach ist Laran eine Begabung wie jede andere. Man entwickelt es, und …«
Janisse erkannte die gefährliche Wendung seiner Argumentation.
»Lasst nur, Bethan«, sagte sie. »Wir wissen über diese Dinge gar nicht genug, um sie richtig zu diskutieren.«
»Ach, aber Lerrys versteht deiner Meinung nach genug davon?«, sagte Erlend schneidend.
Bethan erkannte, dass es tatsächlich an der Zeit war, das Thema zu wechseln. »Tja«, sagte er nur und zwinkerte Janisse zu, »ich glaube, ich bin wirklich kein Experte in diesen Dingen. Aber gerade was die Sache mit den zwei Donas angeht, gibt es Gerüchte, dass Carcosande Hastur sowohl die Hastur- als auch die Alton- Donas hat.«
Erlend zuckte erneut die Achseln. Der Schein des Feuers spiegelte sich auf seiner nun ausdruckslosen Miene, und sein Gesicht entspannte sich.
»Es drehen sich einfach zu viele Gerüchte um Carcosande«, sagte Janisse, die sich freute, nun ein Thema gefunden zu haben, mit dem sie die Auseinandersetzung beenden konnte. »Ich frage mich, ob ihr Bruder, der Regent, nur die Hälfte von dem vermutet, was zwischen ihr und der Familie Alton vor sich geht.«
»Ach, Zandru soll diese verdammten Gerüchte holen!« Erlends neurotische Miene flammte wieder auf, und sein Gesicht nahm einen leicht sarkastischen Ausdruck an. »Ich möchte sie gar nicht hören. Genug der Torheiten.« Er drehte sich um, stand vom Feuer auf, reckte sich, ging über den Pfad und verschwand im Wald.
»Ich glaube, das Feuer stört ihn«, sagte Janisse leise. »Seit dem …
Ihr wisst schon … verhält er sich immer so. Er gibt es zwar nie zu, aber er fühlt sich auch in der Nähe eines Herdfeuers unwohl. Ich will damit sagen … Man kann nicht mal mit ihm darüber reden.«
»Ach so.« Bethan nickte still. »Ich habe gehört, wie es damals war.
Dass er Dom Valentins verkohlte Leiche halten und tragen musste
…«
Danila war inzwischen damit beschäftigt, das Feuer auszutreten.
Ihre Gefährtin räumte die Reste und das Geschirr ab.
»Wir reiten gleich weiter«, verkündete sie mit ihrer kristallklaren Stimme. Dann fing sie an zu singen.
In Valeron gab’s für mich, den Seefahrer, nur …
Erlend wirbelte herum. »Hört auf!«, schrie er, und in der Luft war eine große psychische Störung zu spüren. »Hört auf zu singen, verdammt noch mal!«
Er stand starr wie ein Pfosten da und stierte sie an. Seine Augen weiteten sich vor Schmerz. Er war urplötzlich fuchsteufelswild geworden. Alle anderen verfielen in Schweigen.
Janisse trat einen Schritt vor. »Erlend …«
»Nein.« Danila hatte gesprochen. Dann schaute sie dem jungen Mann langsam in die Augen. Sie erblickte Hass in ihnen. Und irgendwo, in ihrem tiefsten Inneren, ein uraltes brennendes Feuer …
»Warum, Dom?«, sagte sie. »Warum?«
Erlend verharrte einen Augenblick. »Brauche ich einen Grund dafür?«, sagte er dann. »Es stört mich … Deswegen … Da Ihr für die Dauer dieser Reise in meinen … unseren … Diensten steht, Mestra
…« Er spuckte das letzte Wort förmlich aus, »… unterliegt Ihr auch unserem Kommando und habt Gehorsam zu zeigen … selbst wenn ich ein Krüppel bin. Ich befehle Euch, aufzuhören! Schweigt für den Rest dieser verfluchten Reise!«
Danilas Albinoaugen verengten sich kurz, als stünden sie davor, Funken zu sprühen, die gelöscht werden mussten, bevor sie ein Inferno anrichteten.
»Ihr seid kein Krüppel, Vai Dom«, sagte sie. »Für mich seid Ihr nur ein Jüngelchen. Ihr hättet mich darum bitten können. Aber nein, Ihr seid, bei
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