Die Schwesternschaft
Vase schleuderte. Sie wich nach links aus, und die Vase zerschellte etwa dreiÃig Zentimeter von ihr entfernt auf dem Steinboden des rings um das Haus führenden Weges. Sie hörte, wie das Fenster wieder geschlossen wurde. »Sie ist hier drin!«, rief sie Äerubina zu. »Sie ist unbewaffnet!«
Sie lief um die Hausecke auf den Eingang zu. Das kleine zweigeschossige Gebäude war ein typisches Fischerhäuschen. An den Wänden hing eine ganze Sammlung von Fischernetzen, Seesternen, kleinen Tafeln mit Seemannsknoten und anderem Nippes in maritimem Stil.
Äerubina war bereits im Haus und mit gezücktem Maschinengewehr die Treppe hinaufgelaufen.
»Tu ihr nicht weh«, ermahnte sie Lena.
»Nicht zu sehr«, erwiderte Äerubina. In diesem Augenblick wurde sie von einer Furie überrollt.
Von rechts war blitzschnell, mit einem Paddel fuchtelnd, Nadja aufgetaucht. Sie traf Äerubina mitten ins Gesicht. Die Frau prallte mit dem Rücken gegen das Holzgeländer, das unter ihrem Gewicht zerbrach, und landete drei Meter weiter unten auf dem Boden des Eingangsbereiches.
Lena richtete die Pistole auf Nadja, die reglos und mit fassungsloser Miene auf dem Treppenabsatz stand, das Paddel drohend erhoben. Sie sah hinunter, als könne sie kaum glauben, dass es ihr gelungen war, die Angreiferin auÃer Gefecht zu setzen.
»Lass das Paddel los und komm runter«, befahl Lena und hielt die Waffe auf sie gerichtet. »Sonst mach ich dein Knie zu Mus.«
»Wie du willst«, sagte Nadja und lieà das Paddel von oben hinunterfallen, direkt auf den leblosen Körper Äerubinas, die sich keinen Millimeter bewegte.
»Du kommst jetzt herunter, ohne Faxen.«
Nadja lief ein paar Schritte seitlich auf die Treppe zu und kam dann ohne Eile die Stufen hinab.
Lena deutete auf einen Stuhl. »Hierher!«
Nadja folgte dem Befehl. Lena griff nach einem zweiten Stuhl, wobei sie ununterbrochen die Pistole auf sie gerichtet hielt, und setzte sich in einiger Entfernung ihr gegenüber.
Eine Weile lang sahen sie sich schweigend an.
»Warum bringst du mich nicht um?«, fragte Nadja schlieÃlich herausfordernd.
»Ich muss mit dir sprechen.«
»Oh. Sehr gute Idee. Was hältst du davon, wenn ich uns einen Tee koche? Vielleicht mag deine Freundin auch einen?«
»Vielleicht hast du die Situation noch nicht ganz begriffen.«
»Dann erkläre du sie mir.«
»Ich will die richtigen Koordinaten wissen«, sagte Lena drohend, wobei sie mit dem Abzug spielte.
»Was für Koordinaten?«
»Die vom Buch der Blätter. «
Nadja glaubte, nicht richtig gehört zu haben. »Vom was?«
Lena erkannte sofort, dass dieses Staunen aufrichtig war. Offenbar hatte dieses Mädchen zwar die Koordinaten, wusste aber nicht, worauf sie sich bezogen. Das beruhigte sie. Natürlich, Nadja hatte sich für Rache entschieden und die Neugierde auf später verschoben. Schade nur, dass es für sie kein Später mehr geben würde.
»Wie hast du es geschafft, die Symbole auf dem Bühnenprospekt richtig zu deuten? Deine Mutter kann unmöglich mit dir darüber gesprochen haben â¦Â« Sie wollte endlich zur Sache kommen.
Nadja war sichtlich verwirrt. »Was hat dieses Bühnenbild mit alldem zu tun?«
»Es weist den Weg zum Versteck des Buches der Blätter. «
»Ich verstehe es nicht, ich verstehe es einfach nicht â¦Â«, murmelte Nadja ungläubig. Dann platzte sie heraus. »Ich weià nicht, von was für einem Scheià du da sprichst. Ich hoffe nur, dass nicht irgendein Buch der Grund war, weshalb du meine Mutter umgebracht und meinen Vater vergiftet hast!«
Lena schwieg einen Moment, dann begann sie zu lächeln: »Aber genau das war es.«
Nadja sprang auf: »Du bist irre!«
Lena streckte den Arm aus und schoss einen halben Meter an ihrem Ohr vorbei.
Einen Augenblick lang rührte sich keine von beiden.
Dann gewann Nadja die Fassung zurück und setzte sich.
»Genug geplaudert«, erklärte Lena kurzangebunden. »Borimir hat mir gesagt, dass du die genauen Koordinaten kennst.«
»Borimir?«, wiederholte Nadja und verzog ungläubig das Gesicht.
»Los jetzt, die Koordinaten!« Lena hielt ihr die Pistole vor das Gesicht.
Nadja sah sie kurz an, dann gab sie sich geschlagen. »Ich habe keine Wahl. Aber lass mich vorher noch etwas trinken, mein Hals brennt â¦Â«
Lena signalisierte ihr
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