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Die Schwesternschaft

Die Schwesternschaft

Titel: Die Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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schwer bewaffnete Gestalten, die sich gegenseitig Deckung gaben wie die Mitglieder einer Elite-Spezialeinheit. Mittlerweile erkannte sie auf den ersten Blick, wer eine militärische Ausbildung erhalten hatte. In Afghanistan gab es so viele von ihnen. Dieselbe Haltung, dieselben Bewegungen. Kein Zweifel, das waren Profis. Dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf die Springerstiefel einer der beiden Eindringlinge gelenkt. Die hochauflösenden Bilder der Überwachungskameras waren gestochen scharf.
    Â»Kannst du das ein bisschen näher heranzoomen?«, bat sie und deutete auf die Stelle, die sie interessierte. Der Vater erfüllte ihren Wunsch. Der Form nach entsprach der Springerstiefel dem des Gefährten, aber man sah, dass er deutlich kleiner war. Nadja nahm die Fernbedienung und zoomte verschiedene Körperpartien der an einen Ninja erinnernden Gestalt heran. Aufmerksam betrachtete sie die Schulterbreite, die Länge der Gliedmaßen, die Maße des Kopfes, der Taille und des Beckens.
    Â»Das ist eine Frau!«, rief sie schließlich.
    Â»Woher willst du das wissen?«
    Â»Ich habe Anatomie studiert, Papa«, erwiderte sie. »Und leider wende ich sie nur allzu oft an, um aus den Teilen, die sie nach einem Bombenangriff zusammensammeln, das Geschlecht zu ermitteln.«
    Der Vater starrte einen Moment lang auf den Bildschirm. »Ja, tatsächlich. Es ist eine Frau.«
    Â»Wer sind sie?«
    Gavril seufzte. »Meine Leute arbeiten daran. Einiges haben sie schon herausgebracht: Sie sind zu dritt, es sind Profis, und der Anführer ist sie, die Frau. Ich lasse nach allen Gruppen in einer derartigen Konstellation suchen, die seit 1990 jemals in Russland existiert haben. Söldner, Terroristen, ehemalige Armeeangehörige … Nichts zu machen: Nach außen hin gibt es sie nicht. Sie haben ihre Ausrüstung auf weit entlegenen Märkten erworben, vermutlich bei den Chinesen. Ziemlich kostspieliges Zeug, das normalerweise irgendwelche Spuren hinterlassen müsste.«
    Â»Und in diesem Fall?«
    Â»Nichts. Wie die Geister.«
    Nadja lehnte sich auf dem breiten weißen Sofa zurück. »Wie kommst du darauf, dass sie etwas mit Mama zu tun haben könnten?«
    Gavril nahm die Fernbedienung und klickte auf das nächste Video.
    Diesmal erschien das Innere eines Filmstudios. Ein Techniker hantierte, mit dem Rücken zum Betrachter, an einer elektrischen Schalttafel. Ein zweiter, etwas kleinerer bückte sich im Hintergrund, um ein dickes Stromkabel abzuwickeln.
    Â»Ist das Mamas Dreh?«
    Anstatt zu antworten, spulte Gavril den Film vor. Etwa eine halbe Stunde Filmzeit lief in zehnfacher Geschwindigkeit ab. Als die normale Geschwindigkeit wiederhergestellt war, sah Nadja zwei andere Techniker auf die Schalttafel zugehen.
    Â»Sie arbeiten an derselben Schalttafel. Na und?«, bemerkte Nadja ratlos.
    Â»Sieh genau hin«, forderte ihr Vater sie auf.
    Mehrere Minuten lang bemerkte sie nichts Besonderes. Seit ihrer Kindheit hatte Nadja der Mutter unzählige Male bei den Dreharbeiten zugesehen, und das hier waren ganz offensichtlich die klassischen Arbeiten der Abteilung für Spezialeffekte, mit all ihrem pyrotechnischen Zubehör, das es unterzubringen galt. Weitere Arbeiter, die mit der szenischen Ausstattung beschäftigt waren, liefen durch das Bild. Ein paar Sekunden lang sah sie, wie jemand − vermutlich der Regisseur − seinem Gehilfen nervöse Anweisungen erteilte und dabei eine Flasche Wodka schwenkte. Dann fielen ihr die vorherigen Bilder wieder ein. »Zeigst du mir noch mal die beiden ersten Techniker, Papa?«
    Gavril kam ihrer Bitte nach.
    Als erneut die erste Szene erschien, verfolgte Nadja alles aufmerksam, bis sie einige Details bemerkte, die ihr zuvor entgangen waren. »Sie haben kein pyrotechnisches Zubehör! Es müssen also einfache Elektriker sein. Merkwürdig, dass sonst niemand zu sehen ist. Keine Szenenbildner, kein Regisseur, niemand, der zufällig vorbeikommt.«
    Â»Weißt du noch, wie die von den Spezialeffekten normalerweise sind?«, fragte Gavril.
    Â»Ziemlich exaltiert«, antwortete Nadja prompt. »Sie sind sehr auf ihren Dreh bedacht: Sie nehmen alles selbst in die Hand, überwachen ihre Arbeit und lassen nicht zu, dass ihnen jemand dazwischenfunkt.«
    Â»Und das bedeutet?«
    Â»Zoom bitte noch mal den Hintergrund ran, dort wo der Techniker ist, der das Kabel abrollt.«
    Wortlos wählte Gavril den

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