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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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mehr als dreißig Schritte entfernt war.
    »Halt!« donnerte Scida ihm hinterher.
    Der Mann zuckte zusammen und verharrte auf der Stelle. Er schwankte dabei wie eine Palme im Herbststurm.
    »Komm her!«
    »Wwwas wwwillst du?« Mit beiden Händen fuhr er sich mehrmals über das Gesicht und durch die Haare.
    »Was feiert Galee?«
    »B-Beute.«
    »Ein Schiff?«
    »Hmmm.« Der Sklave drehte sich einmal um sich selbst, bevor eine unsichtbare Macht ihm die Beine unter dem Leib wegzog. Recht unsanft landete er auf seinem verlängerten Rückgrat. »Magie!« stöhnte er. »Alles – alles drr… reht sich.«
    Das Lärmen vor ihnen wurde lauter. Von irgendwoher kam Waffenklirren.
    Flammen loderten weit in den Himmel hinauf. Zwischen schwammüberwucherten Hütten wurde ein Feuer entfacht. Der Geruch von Wein, Braten und verbranntem Fett lag in der Luft.
    »He, du«, eine untersetzte, füllige Frau stürmte auf Scida zu. »Wo hast du den her?« Sie zeigte auf Mythor. »Verkaufe ihn mir.«
    Stumm schüttelte die Amazone den Kopf.
    »Du willst nicht – warum?«
    Scida griff zum Schwert.
    »Hier«, rief die Frau und streckte ihr einen Arm entgegen. Als sie die Hand öffnete, glitzerte es darin wie das Licht der Sterne.
    »Geschmeide. Habt ihr das heute erbeutet?«
    »Nimm den Schmuck, aber gib mir deinen Sklaven dafür.«
    »Ein großes Schiff?« fragte Scida. »Von wo kam es?«
    »Woher – wohin, niemand fragt nach dem Lauf des Windes, wenn er nur Labsal bringt. Was ist nun?«
    »Nein!«
    »Du willst also nicht?«
    »Verschwinde!«
    »Das wirst du bereuen.«
    »Meine Klingen sind schärfer als dein Maul«, fauchte Scida. »Was sollte ich befürchten?«
    Die Frau wandte sich ab, nicht jedoch ohne vorher drohend die Faust emporgereckt zu haben.
    »Vielleicht hättest du mich ihr verkaufen sollen«, platzte Mythor heraus.
    »Schweig!« fuhr Scida ihn an.
    Im Schatten einer Hütte blieben sie stehen und beobachteten das Treiben. Mindestens hundert Frauen waren hier versammelt, aber nicht halb so viele Sklaven. Nach einer Weile entdeckte Mythor Galee, die allein ihrer Größe wegen auffiel. Im ersten Moment glaubte er, Ramoa in ihrer Begleitung zu sehen, doch dann erkannte er, daß er sich vom huschenden Schein der Flammen hatte täuschen lassen. Die Betreffende besaß nur die Statur der Feuergöttin.
    Scida und er blieben nicht lange unbemerkt. Einige überaus ungepflegt wirkende Weiber kamen heran.
    »Du bist stark«, sagten sie, »und siehst gut aus. Besser jedenfalls als die Sklaven, mit denen wir uns abgeben müssen. Gehörst du der Amazone?«
    »Ich bin mein eigener Herr.«
    »Frei also. Dann wirst du uns dienen. Führwahr, du sollst tun was wir verlangen.«
    »Laßt mich in Ruhe!« Der Sohn des Kometen griff zum Schwert.
    »Seht ihr«, kreischte eines der Weiber. »Er will sich mit uns schlagen.«
    »Scida wird euch…« Mythor schwieg, als er bemerkte, daß die Amazone nicht mehr hinter ihm war. Nirgendwo konnte er sie entdecken.
    »Nehmt ihm das Schwert ab. Bis in zwei oder drei Tagen hat er gelernt, was es bedeutet, sich uns zu widersetzen.«
    Der Kämpfer der Lichtwelt zog Alton. Vorübergehend geriet die Reihe der Weiber, die auf ihn zukamen, ins Stocken. Aber schon stürmte die vorderste schwertschwingend heran. Mythor wartete, bis sie nur noch zwei Schritte vor ihm war, dann duckte er sich, während die Klinge über ihn hinwegzischte, und stieß die Frau von sich. Es war mehr ungläubiger Schreck denn Schmerz, der sie aufschreien ließ. Für die anderen das Zeichen, gemeinsam gegen den aufsässigen Sklaven vorzugehen. Brüllend drangen sie auf ihn ein, dem es leichtfiel, ihre Schwerter abzuwehren. Sie behinderten sich gegenseitig.
    Mythor wich zurück, bis er die Wand einer Hütte in seinem Rücken spürte. Einen tabigata parierte er ebenso wie den gegen ihn geführten Drachenschlag, der lediglich die Fellbespannung zwischen den Rohrstangen aufschlitzte.
    Mit zwei blitzschnellen Hieben wirbelte er einer der Angreiferinnen das Schwert aus der Hand. Alton ließ ein lautes Wehklagen vernehmen.
    »Zeigt es ihm!«
    Mythor schlug zwei Klingen beiseite, die auf seine Beine zielten, dann riß er das Gläserne Schwert wieder hoch und parierte einen Schlag gegen seine Hüfte.
    Eine der Frauen drang mit einem Speer auf ihn ein. Geschickt wich Mythor aus und bekam den metallbeschlagenen Schaft zu fassen. Mit einem heftigen Ruck zerrte er daran, während er gleichzeitig mit der Rechten Alton in die Scheide zurückschob. Tatsächlich

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