Die Schwingen des Todes
wir rechtzeitig in New Jersey im Leichenschauhaus sein wollen, müssen wir uns beeilen. Jonathan hat schon mit Raisie gesprochen. Sie weiß aber nicht, dass ich in Quinton bin. Keiner weiß es. Wie gesagt, Jon und ich mussten uns unter vier Augen unterhalten. Erzähle niemandem, dass ich hier bin.«
»Ich verrate es keinem.«
»Ich glaube kaum, dass ich bei irgendjemandem hier willkommen bin«, gab Decker zu bedenken. »Wie meinst du das?«
»Das erkläre ich dir, wenn wir uns sehen. Ich muss jetzt Schluss machen. Bis später dann.« Er legte auf.
Rina hob ihre Einkäufe vom Boden der Telefonzelle auf und versuchte, sich wieder zu fassen. Wie gelähmt war sie gewesen durch diese Nachricht. Sie hatte Raisie angerufen, um zu erfahren, ob Peter dort war. Und dann hatte sie das Schluchzen im Hintergrund gehört.
Sie verließ die City nun früher als geplant. Ihr war die Lust vergangen einzukaufen oder essen zu gehen.
Sie besaß genug Geld für ein Taxi, aber das erschien ihr als Geldverschwendung. Sie sah sich den Busfahrplan an. Es war nicht weit nach Brooklyn - aber wie lange würde sie bei diesem Verkehr wohl brauche n? Langsam ging sie zur Haltestelle. Ihr scheitl saß wie ein Helm auf ihrem Kopf. Außerdem schmerzten ihre Schultern von den vielen Einkaufstüten. Warum übertrieb sie es jedes Mal? Als ob es in L.A. keine Kindersachen gäbe. Eigentlich war sie ganz froh, bald abzureisen. Sie wünschte sich so sehr, dass Peter Hannah und sie begleiten würde. Sie hoffte es so...
Ohne Vorwarnung wurde sie mit solcher Wucht nach vorn gestoßen, dass sie stolperte. In ihrem Kopf dröhnte laut ein mehrfaches, scharfes Knallen.
Sie landete flach auf der Motorhaube eines geparkten Wagens, ihr Gesicht schlug gegen das harte Blech, wurde von einem Arm heruntergedrückt. Diese Bewegung kam so plötzlich und wurde derart energisch vollführt, dass sie sich in die Lippe biss.
Ihr Mund füllte sich mit Blut.
Sie konnte kaum atmen, da etwas oder jemand sie nach unten presste, auf ihr lag, sie mit seinem ungeheuren Gewicht geradezu erdrückte. Die Wucht des Aufpralls hatte ihr den Atem genommen, ließ ihren verdrehten Körper schmerzhaft verkrampfen. Sie rang nach Luft.
Dann - so schnell, wie man sie eingeklemmt hatte - wurde sie wieder befreit. Jemand zog sie hoch und stellte sie wieder auf die Beine, benommen und verwirrt.
»Ich bin gestolpert«, entschuldigte sich Donatti bei den Schaulustigen, die sie umringten. Er legte seinen rechten Arm um Rina und zog sie an sich. »Alles in Ordnung, Darling?«
Eine Sekunde noch, und sie hätte um Hilfe gerufen. Doch sie spürte etwas, das sie davon abhielt. etwas Warmes, Feuchtes sickerte durch ihre Kleider. Als sie an sich herabsah, erblickte sie seine linke Hand, die das Jackett festhielt, und das Blut, das aus einem Riss daraus hervortropfte. Ihre Augen weiteten sich, als sie begriff, was dieser scharfe Knall bedeutet hatte. Ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei.
Donatti packte sie im Genick und presste seine Lippen fest auf die ihren. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dabei waren es nur ein paar Sekunden. Doch es brachte sie zum Schweigen.
»Gott sei Dank, dir ist nichts passiert!« Er griff in eine der Einkaufstüten, riss Wäsche heraus und stopfte sich die Sachen zwischen Jackett und Hemd. Dann küsste er sie erneut und w andte sich den Leuten zu, die Rina noch immer anstarrten. »Ist noch was?«
Schnell zerstreuten sich die Umstehenden; ihre Neugier war ihnen nun selbst peinlich. Donatti zog Rina dichter an sich heran, legte eine Hand um ihre Schulter.
»Nehmen wir uns ein Taxi.«
Es war Rina klar, dass er auf ihre Hilfe angewiesen war. Sie legte ihren Arm um seine Taille, winkte ein Taxi heran und ließ ihn mit ihrer Hilfe als Ersten einsteigen. Dann nahm sie neben ihm Platz und reichte ihm weitere Wäsche aus einer der Tüten. Donatti dankte ihr mit einem Nicken und presste die Sachen gegen seine Wunde.
Sie beugte sich nach vorn zum Fahrer. »Wo ist das nächste Krankenh.«
Donatti zog sie zurück, dann nannte er dem Taxifahrer die Adresse seiner Wohnung. Rina wollte protestieren, doch sein Blick, warnend und bösartig, hielt sie davon ab. Stattdessen holte sie ein rotes T-Shirt hervor und tupfte ihm die nasse Stirn ab. Er nahm ihr das Wäschestück ab und wischte sich damit über das ganze Gesicht. Dann lehnte er sich zurück, schloss die Augen und bemühte sich, möglichst gleichmäßig und ruhig zu atmen.
Die Fahrt schien kein Ende zu nehmen. Der Verkehr
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