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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Erklärung. »Ich hätte es besser machen können.« Decker wirkte beschämt.
    »Das glaube ich einfach nicht. Wenn uns einer im Stich gelassen hat, dann Gott. Wir sind nur Bauern für ihn - kleine Schachfiguren, die Er auf Seinem Spielbrett, das man das Universum nennt, herumschiebt.« Seine Lippen bebten. »Nicht dass ich Seine Weisheit anzweifeln würde. Aus diesem Grund sprechen wir das Baruch Dayan Emet (Gelobt sei der gerechte Richter). In der Theorie glaube ich jedes Wort. Aber ich bin nur ein Mensch. fehlbar. von Gefühlen geleitet. Und im Moment bin ich sehr wütend auf Ihn.«
    Tränen rannen über seine Wangen.
    »Nicht nur du, Bruderherz.« Decker sank in den Sitz zurück. »Nicht nur du.«
    Weitere Zeit verging. Schließlich ließ Jonathan den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein. »Wohin jetzt?«
    »Während du die Papiere unterschrieben hast, hab ich Micky Novack erreicht. Ich soll ihn in einem Restaurant treffen.« Decker sah auf den Zettel. »Am Broadway zwischen der 114. und 115. Straße... vielleicht auch zwischen der 115. und der 116.« Er nannte ihm die genaue Adresse. »Das dürfte nicht länger als eine Stunde dauern. Danach werde ich Rina und Hannah in eurer Wohnung abholen und sie zum Flughafen bringen.«
    »Wann fliegen sie?«
    »Irgendwann nach neun. Es ist ein Linienflug. Ab La Guardia.« Auf Deckers Uhr war es sechs. »Wird das zu knapp?«
    »Angenommen, du bist um sieben dort fertig. Man braucht mindestens eine Dreiviertelstunde bis hinaus nach La Guardia, wenn der Verkehr nicht zu dicht ist.« Ein Seufzer. »Ja, das wird zu knapp.«
    »Gib mir eine halbe Stunde mit Novack.«
    »Weißt du was«, schlug Jonathan vor, »ich setze dich ab, fahre schnell in meine schul, höre den Anrufbeantworter ab und n ehme die Post mit. Dann komme ich zurück und hol dich wieder ab. Dafür sollten die dreißig Minuten gerade reichen.«
    »Klingt gut.«
    »Ja, in der Theorie klingt immer alles gut.«
    Novack erhob sich, als Decker das Deli betrat. Der Laden war so klein wie ein Kiosk, voll gestopft mit einem halben Dutzend linoleumbezogener Tische samt Stühlen mit rissigen Kunstlederpolstern. Es gab auch einen Tresen mit Barhockern. Alle Plätze waren besetzt. Es war nach Dienstschluss, und der Detective hatte den Anzug gegen Flanellhemd und Jeans getauscht. Seine Finger waren fettig von den Pommes frites, die er knabberte. Ein halb aufgegessenes Cornedbeefsandwich lag auf dem Teller, daneben zwei Essiggurken. Decker setzte sich ihm gegenüber, zwängte sich da hinein, wo eigentlich kein Platz mehr war. Er begann zu schwitzen, lockerte daraufhin seine Krawatte und öffnete die obersten Hemdknöpfe.
    »Sie schwitzen ja. Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte Novack.
    »Ich glaube, mein Blutzuckerspiegel ist zu niedrig.« Sein Blick fiel auf Novacks halbes Sandwich. »Der Laden ist wohl nicht koscher, was?«
    »>Auf koschere Art.< Das zählt nicht, ich weiß. Es gibt hier ein paar vegetarische Sachen. Ich glaube, die Graupensuppe mit Pilzen ist vegetarisch.«
    »Die wird's tun.«
    »Kaffee?«
    »Wunderbar.«
    Novack winkte die Kellnerin herbei - eine dürre ältliche Frau namens Alma. Fünf Minuten später stand eine dampfende Tasse Suppe vor Deckers Nase. Es schmeckte noch besser, als es roch. Dazu gab es frisches Roggenbrot mit einer dicken Körnerkruste. Decker fühlte sich wie im Himmel, auch wenn er langsam essen m usste.
    Novack hatte sein Sandwich aufgegessen und bestellte sich als Nachspeise eine Tasse Kaffee und ein großes Stück Apfelkuchen. »Was zum Teufel ist mit Ihrem Gesicht passiert?«
    Decker erzählte ihm die Geschichte mit dem Schläger.
    Novack schaute skeptisch. »Zeigen Sie den Kerl an?«
    »Er ist weggelaufen. Ich hätte ihn ja verfolgen können, aber mir drehte sich alles.«
    »Das sieht ziemlich schmerzhaft aus.«
    »Es tut weh, aber es ist halb so schlimm. Meine Frau weiß noch nichts davon.«
    Novack kratzte sich an der Wange. »Begeistert wird sie nicht gerade sein. Also, wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich denken, dass Sie vielleicht nicht so ganz die Wahrheit sagen. Dass jemand Sie angegriffen hat, und Sie versuchen, Ihre Frau zu schonen - oder vielleicht versuchen, ihr etwas zu verheimlichen. Oder vielleicht allen etwas zu verheimlichen, mich inbegriffen?«
    Ein mahnender Blick.
    Decker gab sich lässig. »Wenn jemand hinter mir her gewesen wäre, Novack, hätte ich jetzt eine Kugel im Kopf.«
    Novack überlegte. Wahrscheinlich stimmte es. »Wir müssen ehrlich

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