Die Schwingen des Todes
aus dem Auto, »ich mach schon keine Dummheiten.«
»Ich hoffe, du meinst es ernst. Deine Erklärung für dein blaues Auge kommt mir spanisch vor.«
»Du glaubst, ich belüge dich?«
»Vielleicht.« Rina rollte den Koffer zum Eingang und zeigte dem Sicherheitsbeamten ihre Flugtickets.
Peter hob seine Tochter hoch und nahm sie fest in die Arme. »Ich hab dich lieb, Kleines.«
»Ich dich auch.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Du fehlst mir bestimmt.«
»Pass gut auf deine Mama auf.«
»Ich dachte, sie passt auf mich auf.«
»Na, dann passt doch gegenseitig auf euch auf.«
»Okay.«
Er stellte sie wieder auf den Boden; Rina umarmte Jonathan und küsste dann ihren Mann. »Wir müssen los.«
Jonathan hielt Rina zehn Dollar hin. »Für die Zedaka.«
Rina nahm den Schein. »Bis zum nächsten Mal, Jonathan, und hoffentlich zu einem schöneren Anlass. Auf simchas.«
»Amen!«
Peter küsste seine Tochter, dann seine Frau. »Ich hab euch l ieb. Passt auf euch auf.«
Rina griff nach Hannahs Hand, nahm das Gepäck und hastete durch die Glastür.
Der Flug hatte Verspätung.
Unter den gegebenen Umständen war es eine willkommene Pause. Sie ließ sich auf einer der harten Bänke in der Abfertigungshalle nieder. Hannah holte ein Buch aus ihrem Rucksack und fing zu lesen an.
»Möchtest du etwas essen?«, fragte Rina.
»Nein, danke, Eema, ich hab keinen Hunger.«
Rina lehnte sich zurück und schloss die Augen. Doch mit einem Mal riss sie sie wieder auf und fuhr hoch.
»Was ist?«, fragte Hannah.
»Ach...« Jetzt nur schnell etwas erfinden. »Ich hab was liegen lassen. Nichts Wichtiges. Das bekomm ich auch bei Oma.«
Hannah zuckte die Achseln und vertiefte sich wieder in das Buch. Rina machte sich Selbstvorwürfe. Wie hatte sie sich nur so sicher fühlen können? Noch am Nachmittag hatte jemand auf sie geschossen - obwohl die Kugeln wahrscheinlich für Donatti bestimmt waren. oder?
Waren sie vielleicht eine Warnung an Peter gewesen?
Wenn sie das herausfinden wollte, gab es nur eine einzige Möglichkeit.
»Ich muss mal eben telefonieren, ohne dass jemand zuhört, Hannaiah.« Hannah schaute auf. »Ich rück mal ein paar Sitze weiter.« »Ich hör nicht mit, Eema.«
»Ich weiß, Liebling. Aber besser ist es, wenn du gar nichts hörst.« Rina setzte sich auf einen freien Platz gegenüber und h olte ihr Handy aus der Handtasche. Randy war sofort am Hörer.
»Hallo, Schwägerin. Ihr habt Verspätung?«
»Ja, wahrscheinlich wird es ein Stündchen später. Ich hoffe, das macht Mama nicht zu viel Umstände. Vor ein Uhr nachts sind wir nicht da.«
»Keine Sorge - ich werde euch vom Flughafen abholen. Mom und Dad hab ich schon ins Bett geschickt.«
Rina schwieg.
»Was ist los, Rina? Ist alles okay mit ihm?«, fragte Randy. »Jemand hat ihm ein blaues Auge geschlagen, Randy.« Wieder eine Pause.
»Er wollte unbedingt hier bleiben. Ich mach mir Sorgen.« »Soll ich nach New York kommen?«
»Vielleicht wird's darauf hinauslaufen. Das besprechen wir, wenn ich bei euch bin.«
»Rina, er ist kein leichtsinniger Mann und lange genug dabei, um zu wissen, wo seine Grenzen sind.«
»Hoffentlich hast du Recht.« Sie nahm all ihren Mut zusammen. »Randy, ich bin sehr müde. Und da der Flug auf unbestimmte Zeit verschoben ist, dachte ich, ich könnte vielleicht. Könntest du uns auch erst morgen früh abholen?«
Randy gab keine Antwort.
»Wäre das möglich?«
»Möglich ist alles.«
»Ich dachte, ich fahr nach Brooklyn zurück.« »Rina, mach mir nichts vor. Was hast du vor?« »Ich muss mit jemandem reden.« »Mit wem?«
Rina wich seiner Frage aus. »Es dauert nur ein paar Stunden.
Ich nehm dann die Morgenmaschine und komme gegen neun in Orlando an. Geht das?«
»Klar geht das. Aber es gefällt mir nicht.«
»Dann gefällt dir das, was jetzt kommt, bestimmt noch weniger: Ich will nicht, dass Peter etwas davon erfährt. Ich ruf ihn heute Abend noch an. Aber wenn er sich morgen bei dir meldet und etwas wissen oder mit Hannah sprechen will, kannst du dir dann eine Ausrede ausdenken?«
Randy schwieg. »Randy.«
»Ich hab schon verstanden. Hör mal, Rina, wenn Pete rumschnüffelt, ist das eine Sache. Aber mit dir ist das was völlig anderes. Wie stellst du dir das eigentlich vor?«
»Randy, bitte! Nur bis morgen früh!«
»Ihr beide habt einander verdient.« Er klang sehr verärgert. »Und was machst du mit Hannah?«
»Ich nehm sie auf jeden Fall mit nach Brooklyn.«
»Wenn du morgen da bist, werden wir beide
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