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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Über sein Gesicht rann Schweiß. Er tupfte es sich mit einem feuchten Handtuch ab, das auf dem Schreibtisch lag. Sie schämte sich.
    »Sie sind krank. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Gute Frage.« Er sah sie an. »Zuerst könnten Sie mir mal das Hemd ausziehen.«
    Sie standen beide auf, wobei er sie weit überragte. Mit ruhiger Hand zog sie ihm das Baumwollhemd über den Kopf. Ein unangenehmer Geruch stieg ihr in die Nase - nach Schweiß, Fäulnis und Entzündung. Die Gaze war voll gesogen und rostrot. »Ich würde mir die Sache gern genauer anschauen.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe.« Er setzte sich wieder. »Ich habe seit über zehn Jahren keine Mutter mehr und will auch jetzt keine. Sie müssen aus der Stadt raus, Mrs. Decker. Auch Ihr Lieutenant täte gut daran zu verschwinden, doch das wird er wohl kaum tun, dickköpfig wie er ist. Außerdem kann er selbst auf sich aufpassen.«
    »War. Sie wissen schon. war das hier für Sie oder für m ich bestimmt?«
    »Das hier?« Er zeigte auf seine Rippen. Rina nickte. »Ja.«
    »Ich hab ein paar mögliche Erklärungen dafür. Keine Sorge, ich werd's schon rauskriegen. Ich muss es rauskriegen. So was kann einen hart erkämpften Ruf wie meinen ruinieren!«
    Er schnippte mit den Fingern. »Und wer auch immer das war... und wem auch immer es galt... er macht seine Sache nicht besonders gut, denn wir sind beide noch am Leben.«
    Rina schauderte. »Warum sollte jemand hinter mir her sein?«
    »Ich hab nicht gesagt, dass es wirklich so ist. Aber wenn es so sein sollte, dann können Sie die Frage bestimmt besser beantworten als ich.«
    »Meiner Meinung nach ist Peter nicht einmal in die Nähe einer Antwort gelangt.«
    »Dann sollte man vielleicht mal eine Pause einlegen und Bilanz ziehen.« Er schloss die Augen und atmete tief durch, um den Schmerz zu lindern. »Für wen es bestimmt war, ist unwichtig. Wichtig ist das Ergebnis. Sie schulden mir was.«
    »Haben Sie den Mann gesehen?«
    »Ich hab genug Metall blitzen sehen, um zu wissen, was kommen würde. Ich hab eine Antenne für so was. und achte. sehr auf solche Feinheiten.«
    Sie hörte ihn wieder um Atem ringen. »Lassen Sie mich mal die Verletzung sehen.«
    »Das ist nur ein Kratzer. Hat ein paar Rippen angeschlagen. Hören Sie, Mrs. Decker, wenn Sie jetzt wieder gehen - keiner darf etwas davon erfahren, vor allem nicht Ihr Mann.«
    »So hatte ich mir das auch gedacht. Eigentlich wollte ich heute Abend abreisen, und mein Mann geht immer noch davon aus, dass wir die Stadt schon verlassen haben.« Sie nahm das Mobiltelefon aus der Tasche. »Kann ich kurz anrufen?«
    Donatti schob ihr sein Telefon über den Tisch: »Ihr Handy kriegt hier keine Verbindung.«
    Widerstrebend nahm sie den Hörer in die Hand, rief Peter an und tat so, als ob sie gerade gelandet und alles in schönster Ordnung wäre. Er fragte sie mehrmals, ob es ihr auch wirklich gut ginge. Er konnte an ihrer Stimme hören, wie angespannt sie war. Trotz allem gelang es ihr, ihn davon zu überzeugen, dass Hannah zu müde sei, um ans Telefon zu gehen, und Randy sich aufs Fahren konzentriere müsse. Eigentlich hätte sie ein schlechtes Gewissen haben müssen, doch sie spürte kein Schuldgefühl. Ohne dieses Täuschungsmanöver ging es eben nicht. Sie war unglaublich erleichtert darüber, dass er sein geschwollenes Auge nur Donattis Faust verdankte.
    Als sie auflegte, lächelte Donatti amüsiert. »Sehr gerissen, Mrs. Decker. Und wenn Sie mich fragen, alles andere als fromm.«
    »Ganz im Gegenteil, ich würde es >Wahrung des häuslichen Friedens< nennen, Schalom bayit.« Sie faltete die Hände. »Woher haben Sie gewusst, dass ich in Gefahr war?«
    Donatti ließ sich in den Sessel zurücksinken. »Ich könnte Ihnen dazu eine Geschichte erzählen, Ihnen was vormachen, und Sie würden es mir wahrscheinlich glauben. Dass ich ritterlich war und Sie schützen wollte. Ich wusste nicht, dass Sie sich in Gefahr befanden, bis ich den Lauf sah. Ich war Ihnen heimlich gefolgt, Mrs. Decker. Es macht mich nämlich an, Frauen nachzuspionieren, die für mich unerreichbar sind. Nachdem Terry damals mit mir Schluss gemacht hatte, bin ich ihr die ganze Zeit heimlich gefolgt. Das tue ich immer noch. Es törnt mich richtig an.«
    Rina konnte seinem Blick nicht standhalten und errötete.
    »Sie sind nervös. Das erregt mich ebenfalls. Aber keine Sorge, ich glaube nicht daran, dass man Frauen mit Gewalt nehmen kann. Aber wenn Interesse besteht, brauchen Sie nur m it dem kleinen Finger zu winken.

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