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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gleich zum Flughafen.« Er zog zwei Zwanziger heraus. »Reicht das?«
    »Ist viel zu viel. Auf der Rechnung steht nur achtzehn fünfzig.«
    »Der Rest ist Trinkgeld.«
    »Einundzwanzig Dollar fünfzig?« Novack lachte. »Das ist mehr als der übliche Tarif für einen Blowjob.«
    »Alma sieht aus wie achtzig«, bemerkte Decker. »Aber wenn sie willig ist, Novack, gebe ich Ihnen einen aus.«
    »Achtzig ist ein bisschen alt«, fand Novack, »aber es hat auch seine Vorteile. Ich glaube, Alma trägt ein Gebiss. Schon mal von 'ner Zahnlosen einen geblasen bekommen?«
    »Hatte noch nie das Vergnügen.«
    »Die reine Freude.« Novack grinste.
    »Ja, Zahnlosigkeit ist gar nicht so übel.«
    Schweigen.
    Dann brach Novack in schallendes Gelächter aus. Decker tat es ihm gleich.
    Novack zeigte glucksend mit dem Finger auf ihn. »Ich hab Sie drangekriegt.« »Leck mich, Novack.«
    Decker sprach ein wenig zu laut. Alma eilte zu ihnen. »Irgendwelche Probleme, Detective Novack?«
    »Alma, dieser Herr hat Ihnen gerade einundzwanzig Dollar fünfzig Trinkgeld gegeben.«
    Die alte Dame lächelte breit und entblößte ihre dritten Zähne.
    »Danke. Sie haben den Tag gerettet. Wenn Sie das nächste Mal kommen, kriegen Sie eine Extraportion.«
    Decker wusste, dass sie freundlich sein wollte, aber es wirkte nicht überzeugend. Er dankte ihr und ging.

25
    Rina wollte sich ihre Verärgerung nicht anmerken lassen, zumindest nicht vor Jonathan, doch innerlich drehte sich ihr der Magen um vor Angst und Sorge. Es war absolut leichtsinnig von Peter, in New York zu bleiben, obwohl er dort ganz eindeutig jemandem im Weg war.
    Eigentlich waren sie beide jemandem im Weg.
    Doch vielleicht stimmte das nicht ganz: Als sie die Geschehnisse dieses Nachmittags noch einmal Revue passieren ließ, schien es ihr immer wahrscheinlicher, dass der Schütze es auf Donatti abgesehen haben musste und nicht auf sie. Vielleicht war sie einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, oder was durchaus denkbar schien - Donatti war ihr wie beim ersten Mal gefolgt, wodurch sie dann ins Visier des Schützen geriet. Oder er wusste etwas, was sie nicht wusste, und hatte sie beobachtet.
    »Ich weiß, ich weiß«, brummte Decker, »das war zu knapp.«
    »Warum hast du so lange gebraucht?« Rina konnte ihren Ärger nur mühsam verbergen.
    »Ich hab mich verzettelt«, gab er zu, »es tut mir wirklich Leid.«
    »In einer Viertelstunde sind wir da«, beruhigte Jonathan sie, »ihr schafft es.«
    »Wann kommst du nach, Daddy?«
    Vor fünf Minuten hatte Hannah dasselbe gefragt. »Am Freitag, Schatz«, erwiderte Decker. »Versprochen?« »Versprochen.«
    Die Kleine nickte, wirkte aber immer noch traurig.
    »Ich verspreche es dir, Hannah Rosie«, wiederholte er. »Du darfst auf meinem Schoß sitzen, wenn ich den Kiddusch bete.«
    »Beim Kiddusch steht man«, korrigierte ihn Hannah.
    »Danach«, versicherte er, »beim Essen.«
    »Und da darf ich die ganze Zeit auf deinem Schoß sitzen?«
    »Nicht die ganze, aber die meiste.«
    Hannah sah ratlos zu ihrer Mutter. Rina nahm ihre Hand: »Er kommt, Hannah, er muss nur noch ein paar Sachen...«
    »Ja, ja, ich weiß schon«, unterbrach sie das Mädchen, »hoffentlich backt Oma etwas mit mir.«
    »Bestimmt.«
    »Ich mag Omas Kekse so gern.« »Die sind wirklich klasse.«
    »Wir sind da.« Jonathan studierte die Anzeigetafeln der Parkdecks, aber es war fast alles voll. »Die Parkplatzsuche wird schwierig.«
    »Lass uns einfach hier raus«, schlug Rina vor, »wir schaffen das schon.«
    »Mit dem schweren Koffer?«, wandte Peter ein. »Ja«, entgegnete Rina, »dort vorn kannst du halten, Jonathan.«
    Peter merkte, wie verärgert sie war. »Ich helfe dir.« »Ich brauch keine Hilfe.« Rina versuchte mit normaler Stimme zu sprechen. »Ich will nur, dass mit dir alles okay ist.« »Das ist es.«
    »Du siehst aber nicht so aus.« Rina schwieg. Jonathan lenkte den Wagen an den Straßenrand. Rina stieg aus und öffnete die Heckklappe.
    Peter war neben ihr und griff nach dem Koffer.
    »Ich kann das allein!«
    Er hielt sie am Arm: »Bitte, Rina, sei nicht so stur. Du weißt, ich liebe dich. Bitte!«
    Sie gab nach und berührte sanft sein Auge. »Tut es sehr weh?«
    »Nicht halb so weh wie dein Zorn.«
    Sie küsste ihn zärtlich. »Ich liebe dich doch. Genau wie deine Kinder. Deine Eltern. Und dein Bruder. deine Geschwister. Viele Menschen hängen an dir.«
    »Das hab ich nicht vergessen«, Peter hievte zuerst den Koffer und dann die Reisetasche

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