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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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dass.« »Das ist doch Chaim Lieber, oder?«
    »Ja, genau«, sagte Decker. »Eine der Vorhaltungen, die Rabbi Lieber Shayndie machte, war, dass sie mit einigen Jugendlichen der städtischen Schule viel Zeit verbrachte. Gefährlichen Jugendlichen.«
    »Sehen Sie, das ist genau das Problem«, erklärte Merrin. »Das ist seine Definition. gefährliche Jugendliche. Was ihm gefährlich erscheint, ist für uns vielleicht ganz harmlos. Er sieht im Sommer ein Mädchen mit Shorts - für ihn ist das eine liederliche Hure. Und was sehen Sie und ich? Ein Mädchen in Sommerkleidung. Wenn Shaynda Lieber tatsächlich mit ein paar gefährlichen Jugendlichen herumgehangen hätte. dann könnte ich ihm vielleicht helfen. Denn es gibt da ein paar Typen - keine richtig bösen Jungs, aber auch nicht ganz ohne. Sie wissen schon: laute, unbeaufsichtigte Partys, wilde Autorennen, Saufgelage. und wahrscheinlich auch den einen oder anderen Joint. Wenn ich genau wüsste, dass sie mit diesen Jugendlichen zusammen war, könnte ich denen mal einen Besuch abstatten. Aber ich fürchte, dass in Rabbi Liebers Augen alle Jugendlichen aus dem Norden gefährlich sind.« Er drehte sich in Jonathans Richtung. »Verstehen Sie, was ich meine, Rabbi?«
    »Wir verstehen«, sagte Decker und wandte sich an Jonathan. »Hattest du nicht gesagt, dass Shayndie im Einkaufszentrum herumhing?«
    »Ja«, sagte Jonathan. »In dem in Bainberry.«
    »Sämtliche Jugendlichen aus dem Nordteil lungern in der Mall von Bainberry herum. Das gehört weder zum einen noch zum anderen Stadtteil. Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber hat sich dieses ganze Theater nicht in der City abgespielt?«
    »Doch, natürlich«, sagte Decker. »Ich hab mich bloß gefragt, ob sie sich vielleicht bei einem der Jugendlichen im Norden v ersteckt hat.« »Warum sollte sie das tun?«
    »Keine Ahnung«, sagte Decker. »Vielleicht hat sie ja irgendwas gesehen. Vielleicht hat sie Angst, nach Hause zu gehen.«
    »Der einzige Grund, warum sie sich möglicherweise nicht nach Hause traut, wäre, dass einer ihrer Leute in die Sache verwickelt ist. Aber Sie wissen so gut wie ich, Rabbi, dass ich diese Leute von morgens bis abends befragen könnte - mit mir würden sie kein Wort wechseln. Vielleicht reden sie ja mit Ihnen.«
    Er schob die Verantwortung zurück zu Jonathan, zurück zu den Juden.
    »Wahrscheinlich haben Sie Recht«, meinte Decker. »Aber falls Sie irgendetwas hören sollten.«
    Merrin machte eine großzügige Geste. »Aber natürlich. Falls ich was hören sollte, wende ich mich direkt an die Eltern. Ich habe mehrere Leute an diese Sache gesetzt, Lieutenant. Den Süden haben wir schon Haus für Haus abgeklappert. Aber vielleicht stimmt es ja. dass sich das Mädchen im Norden versteckt. Wissen Sie was? Ich werde meine Männer bitten, sich mal umzuhören.«
    Decker wusste, was das bedeutete. Eine oberflächliche Befragung an der einen oder anderen Haustür, das Verteilen von ein paar Handzetteln.
    »Ich werde meine Männer und Frauen bitten, sich umzuhören«, fuhr Merrin fort und lächelte. »Ich hoffe, Sie gehören nicht zu diesen superempfindlichen Typen. Auf diesem Revier gibt es keine Vorurteile, nur alte Gewohnheiten...«
    Decker nickte. »Danke, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.«
    Merrin stieß einen schweren Seufzer aus. »Ich hab das Mädchen noch nicht aufgegeben, das wissen Sie. Wenn sie hier in der Gegend ist, werden wir sie finden.«
    Decker hoffte, dass er Recht behalten würde, denn die Zeit war nicht auf ihrer Seite.

8
    »Das ist mein Studentenausweis von der Johns Hopkins.«
    Decker warf seinem Stiefsohn einen Blick zu und betrachtete danach das Foto: Jacob, mit seinen strahlenden eisblauen Augen und der pechschwarzen Haarsträhne. Der Junge hatte zweifellos Ausstrahlung - ein Teeniestar mit einem unwiderstehlichen, spöttischen Grinsen. »Das war noch, bevor du dir die Haare hast schneiden lassen.«
    »Du meinst, bevor die jeschiwa mir die Haare hat schneiden lassen.« Jacob rückte seine Krawatte zurecht. »Da sah ich noch aus wie James Dean.«
    Sammy warf einen Blick über die Schulter seines Stiefvaters und wandte sich dann an seinen Bruder: »Bild dir mal keine Schwachheiten ein.«
    »Ach, komm schon«, protestierte Jacob. »Hab ich nicht diesen lasziven >Denn-sie-wissen-nicht-was-sie-tun<-Ausdruck im Gesicht?«
    Erneut betrachtete Sammy das Foto und grinste. »Damals vielleicht. Aber heute nicht mehr.«
    Jacob versetzte seinem älteren Bruder einen

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