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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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kann sich eine derartige Verbissenheit äußerst schädlich auswirken.«
    »In meinem Beruf ist sie sehr nützlich.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Hershfield lächelte. »Und was ist mit Ihren New Yorker Kollegen? Als wir uns das letzte Mal sahen, sagten Sie, dass Sie mit ihnen Kontakt aufnehmen und ein paar Fragen stellen wollten.«
    »Sie waren sehr kooperativ.«
    »Freut mich zu hören. Halten Sie sie auch für ausreichend kompetent?«
    »Ja. Sie sind gut. Eigentlich sogar sehr gut. Motiviert.«
    »Also, warum überlassen Sie den Fall nicht ihnen? Im Gegensatz zu Ihnen tappen die nicht im Dunkeln. Die haben ihre Quellen und ihre Verbindungen. Warum weiteren Ärger riskieren? Die Familie würde es sowieso nicht zu schätzen wissen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Wir Juden sind nun einmal so, nu?« Jetzt gab er sich nicht nur verschwörerisch, sondern auch noch populistisch. »Vielleicht sollten Sie wirklich Ihre Zelte hier abbrechen, bevor Sie ganz in dem Fall untergehen.«
    Decker sah ihn prüfend an. »Ganz untergehen?«
    »Es ist genauso, wie Sie sagten, Lieutenant. New York ist ein Moloch. Wenn Sie nicht von hier sind, haben Sie keine Chance.
    Und selbst wenn Sie von hier wären, würden Sie im Treibsand versinken. Dazu kommt noch der Faktor Chassidim. Wenn Sie der Ansicht sind, dass die Cops gute Arbeit leisten, dann würde ich Ihnen dringend raten abzureisen, bevor Sie in etwas hineingezogen werden, mit dem Sie nicht fertig werden.«
    Decker starrte ihn an. »Ich bin hier nicht erwünscht.«
    »Nehmen Sie es nicht persönlich.«
    »Wem trete ich hier auf die Zehen? Minda kann mich nicht ausstehen, das ist offensichtlich - aber ich glaube, dass es nicht allein das ist.«
    Hershfield zuckte die Achseln. »Ich kann Sie gut leiden. Schließlich verbindet uns einiges. Wir sind beide frum jiddim, die versuchen, die Welt für einen Haufen Schwarzhüte zu retten, der uns für gojim hält. Warum also seine Nase in irgendwelchen Dreck stecken, nur damit die Leute einem hinterher vorwerfen, dass man stinkt?«
    »Das ist nun mal mein Beruf - die Nase in Dinge zu stecken, die einen nichts angehen.«
    »Aber in diesem Fall werden Sie nicht dafür bezahlt, Lieutenant. Sie vergeuden wertvolle Urlaubstage. Und wenn Sie glauben, dass Sie sich mit diesen Leuten versöhnen können, selbst wenn alles vorbei ist, dann haben Sie sich getäuscht. Sie kennen unser Volk lange genug, um zu wissen, dass es nichts als Probleme mit sich bringt, für Juden zu arbeiten. Ich werde dafür bezahlt. Aber aus welchem Grund tun Sie sich das an?«
    Die anonyme Beschwerde hätte von jedem kommen können, von Chaim bis hin zu den Cops und sogar zu Donatti, der ebenfalls Hershfields Dienste als Anwalt in Anspruch nahm. Und wenn es Chris war, dann schob Hershfield wahrscheinlich die Liebers vor, um den Verdacht von ihm abzulenken. Decker gab keine Antwort.
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte Hershfield.
    »Ja, es gibt tatsächlich noch etwas. Als wir uns das erste Mal begegneten, fragten Sie meinen Bruder, ob Mr. Liebers Geschäfte eine Durchgangsstation für die Geldwäsche von Drogendollars sein könnten. Wissen Sie etwas darüber, was mir nicht bekannt ist?«
    »Lieutenant, wenn Sie in dieser Richtung recherchieren wollen, habe ich nichts dagegen.«
    »Ich brauche Ihre Erlaubnis nicht.«
    »Nein, Mr. Decker, das stimmt.« Hershfields Miene verhärtete sich. »Schauen Sie, Mord ist eine schreckliche Sache. Und ich mache mir wirklich Sorgen wegen des jungen Mädchens. Aber solange sie nicht gefunden wird - wie auch immer -, muss die Familie Lieber geschützt werden. Das ist der Grund, warum sie mich engagiert haben. Das ist es, was ich zu tun versuche und warum ich die Familie aufgefordert habe, nicht mit Ihnen zu sprechen, bevor wir nicht genau wissen, was hier Sache ist.«
    Decker starrte ihn an.
    »Es ist nur zu ihrem Besten«, fuhr Hershfield fort. »Ich weiß, dass Sie nur Ihren Job machen wollen, Lieutenant, aber das gilt auch für mich.«
    »Sie behindern meine Ermittlungen.«
    »Nein, Lieutenant, ich bin nur ein sehr guter Strafverteidiger.« Wieder ein schneller Blick auf die Uhr. Decker stand auf. »Keine Sorge, ich gehe schon.«
    »Seien Sie nicht so verbittert, Lieutenant. Ich hörte, dass Sie einen sehr angenehmen Schabbes hatten, dass Ihre Söhne Sie übers Wochenende besucht haben und die ganze Familie zusammen war. Vielleicht sollten Sie dies als den wahren Zweck Ihrer Reise in Erinnerung

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