Die Schwingen des Todes
Lieutenant?«
»So jung und schon so misstrauisch.«
»Ich hatte ein hartes Leben. Vernachlässigt und missbraucht. Sie kennen die Geschichte ja wohl gut genug.«
Decker nahm die Scotchflasche und schenkte Chris noch einen Drink ein. »Haben Sie zufällig Ihrem Anwalt von mir erzählt, Do natti?«
»Meinem Anwalt?«
Die Überraschung schien echt zu sein. »Vielleicht auch nicht.«
»Sie meinen Hershfield?«
»Ja, Hershfield. Ich habe ihn getroffen, weil die Familie des Opfers ihn engagiert hat. Ich wollte nicht, dass die Polizei sie ohne Rechtsbeistand befragt.«
Donatti lachte. »Das kann ich verstehen.«
»Hershfield sagte mir, es würde bestimmten Kreisen nicht gefallen, dass ich Nachforschungen über Ephraims Tod anstelle. Ich habe mich gefragt, ob Sie dahinter stecken könnten.«
Donatti wurde wütend. »Sehe ich aus wie jemand, der sich bei seinem Anwalt ausheult? Meine Güte, Decker, ich hätte Ihnen mehr zugetraut.«
»Nun, irgendjemand ist gar nicht glücklich.«
»Dann finden Sie doch heraus, wer für den Schlamassel verantwortlich ist. Es könnte Ihnen bei der Lösung Ihres Problems helfen.« Donatti runzelte die Stirn »Sie haben doch wohl nicht mit Hershfield über mich gesprochen, oder?«
»Nein. Aber wenn er Ihr Anwalt ist, dürfte ihm ja bekannt sein, dass wir schon miteinander zu tun hatten.«
»Er weiß, dass Sie mich ins Gefängnis gebracht haben. Und auch, dass Sie den Fall wieder aufgerollt haben, um mich rauszuholen. Aber er weiß nichts von Teresa McLaughlin. Und er weiß mit Sicherheit auch nichts von dem Kind. Ich möchte, dass es so bleibt.« Donatti ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit i n seinem Glas kreisen. »Da Sie von ihnen wissen, möchte ich, dass Sie mir etwas versprechen. Und zwar, dass Sie sich um Terry und den Jungen kümmern, wenn mir etwas zustößt und sie allein dastehen. «
»Du meinst deinen Sohn, Chris.«
»Das ist noch sehr die Frage.«
Decker schaute Donatti in die Augen. »Sie machen Witze.« »Nein.«
»Was soll das heißen?«
»Ich will Ihnen was verraten, Decker. Ich war drei Jahre verheiratet und habe es nicht geschafft, meiner damaligen Frau ein Kind zu machen.«
»Das liegt daran, dass Sie mit Ihrer Frau ins Bett hätten gehen müssen, um sie zu schwängern.«
Donatti lachte. »Sehr witzig. Dass ich mit einer Frau wie meiner Ex verheiratet sein konnte, sagt doch alles über den Zustand meines Steifen aus. Ich kann buchstäblich alles ficken. Es gibt aber ein Problem - ich schieße nur Nieten. Ich hab mich untersuchen lassen. Und wenn es jemals einen gesunden kleinen Dreckskerl in meinen Keimdrüsen gegeben hat, haben die Ärzte ihn jedenfalls nicht gefunden. Deshalb hab ich wegen dem Jungen meine berechtigten Zweifel.«
»Wir sprechen über Terry, Donatti.«
»Ein einziger gesunder kleiner Dreckskerl aus einem anderen Schwanz genügt, Decker.«
»Er ist dein Sohn.«
»Das sagt sie.«
»Also bitte. Du hast Gabriel doch gesehen, oder nicht?«
»Natürlich habe ich ihn gesehen! Aber das heißt für mich nur, dass sie wahrscheinlich irgendjemand gefickt hat, der so aussieht wie ich.«
»Mach einen Vaterschaftstest. Ich garantiere dir, dass sie damit einverstanden sein wird.«
»Klar. Das sagt sie jedes Mal, und das hat etwas zu bedeuten. Sie weiß, was passiert, wenn ich sie beim Lügen erwische.« Donatti schaute zur Decke. »Gabe ist ein verdammt kluges Kerlchen. Und sehr begabt. Er hat schon einige von Mozarts Klavierkonzerten gespielt. Woher ich das weiß? Weil ich nicht nur das Klavier, sondern auch seine Klavierstunden bezahlt habe.«
»Gut für dich.«
Donatti sah ihn an. »Er hat ein gutes Gehör, das stimmt. Vielleicht ist er von mir. Dieses Talent hat er bestimmt nicht von seiner Mutter geerbt. Köpfchen, ja, Aussehen auch, aber bestimmt nicht das Talent. Und das bedeutet, dass sie mit jemandem gevögelt hat, der aussah wie ich und musikalisch begabt war.«
»Das kannst du nicht ernst meinen. Mach den Test, Chris. Dann musst du nicht mehr darüber nachdenken.«
»Und wenn sie lügt?« Er verzog das Gesicht. »Dann muss ich sie umlegen. Ich will Terry nicht umlegen. Ich liebe sie.«
»Du musst sie nicht umlegen. Sie lügt nicht.«
Donatti starrte auf seinen Drink. »Heute Morgen haben Sie mich nach meiner Verbindung zu Terry gefragt. Sie besteht darin, dass ich einmal im Monat für ein paar Tage nach Chicago fliege. Ich verbringe Zeit mit dem Jungen - hole ihn von der Schule ab, helfe ihm bei den Hausaufgaben, sitze neben
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